Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
von allen Seiten über den Himmel und verschluckten das Licht, als wollten sie es nie wieder freigeben.
»Ach, verdammt!«, seufzte Mara und ließ das Handy sinken. Dabei war sie selbst so stolz auf ihre Idee gewesen.
Da legte ihr jemand eine Hand auf die Schulter, und Mara wusste sofort, dass es ihre Mutter war. Sie blickte auf, und Mama lächelte. Dann zeigte sie wortlos neben sich.
Dort standen mindestens fünfzehn Personen. Viele waren mindestens halbdurchsichtig, und ein paar wenige konnte man nach wie vor kaum erkennen. Doch über die Hälfte von ihnen waren keine geisterhaften Schatten mehr, sondern wirkten so real wie Mara selbst.
Ein überschäumendes Hochgefühl überrannte sie ganz urplötzlich, als sie erkannte, dass ihre Idee so verdammt gut funktioniert hatte.
»Fantastisch, Mara, ich bin wahrlich beeindruckt«, sagte der Professor und nickte ihr anerkennend zu. »Nie wäre ich auf die Idee gekommen, den Göttern hinterherzu googeln .«
»Was immer du getan hast«, ließ sich da sogar Loki vernehmen. »Und was immer deine Worte auch bedeutet haben mögen – es hat seine Wirkung nicht verfehlt.«
Loki verstummte, als eine wunderschöne Frau in einem ziemlich durchsichtigen Kleid vortrat. Sie sprach kein Wort, beugte sich nur zu Mara hinunter und küsste sie auf die Wange. Dann küsste sie auch Maras Mutter und trat schließlich schweigend zurück in die Gruppe der alten Götter.
Auch ohne die Hilfe des Professors war Mara sofort klar, dass dies wohl Freyja war, mit der sie laut Sigyn so was wie verwandt waren. Das aufreizend durchsichtige Kleid lenkte Mara nicht ganz so drastisch ab wie Professor Weissinger – und dessen Ablenkung lenkte wiederum Mama ab – aber sie musste sich schon sehr täuschen, wenn sie in den Zügen der Göttin nicht auch die ihrer Mutter erahnen konnte. Oder nicht? Schwer zu sagen, denn sie konnte und wollte sich ihre Mutter beim besten Willen nicht in diesem Aufzug vorstellen!
»Krah Krah«, erklang es da zweistimmig, und die beiden Raben landeten auf dem Rest einer Säule direkt neben Mara.
Warten die immer, bis sie einen Landeplatz auf Augenhöhe direkt neben uns haben oder wie machen die das?, dachte sie kurz, doch da trat Odin aus der Gruppe der Götter nach vorne und blickte Mara aus seinem einen Auge prüfend an.
»Kleine Seherin«, sagte er schließlich in seiner wohltönenden Stimme, die Mara so angenehm im Bauch kitzelte. »Wie ich sehe, trafen wir die richtige Wahl.«
»Ja, beim zweiten Mal«, rutschte es Mara heraus, und sie hätte am liebsten »Ups« gesagt. Sie bemerkte, wie Freyja und Frigg miteinander Blicke austauschten, und auch das Grinsen entging ihr nicht. Sie war wohl nicht die Einzige, die das so sah.
Odin tat auf jeden Fall so, als hätte er nichts gehört. Allerdings war er wohl nicht der beste Schauspieler unter der Truppe.
»Loki«, sprach der Oberste der alten Götter stattdessen feierlich. »Viel schuldest du den Göttern, doch auch wir stehen nun in deiner Schuld.«
»Darin steht ihr wahrlich, und wäre es ein Moor, bis zum Halse«, antwortete Loki und grinste frech.
Odin überging auch diesen Spruch. »Viel Übel wurde dir angetan, und nur aus Argwohn sendeten wir dir einen Mörder. Aus diesem Grund sind die Götter bereit, dir zu verzeihen.«
Loki machte ein Gesicht, das man am besten mit »Hab ich das gerade richtig gehört, oder juckt mich da was am Ohr« beschreiben konnte. Er lachte trocken auf und trat dann vor die versammelte Göttertruppe. »Ihr wollt mir also verzeihen? Wie großherzig, fürwahr. Aber nun sage ich euch: Loki versagt euch das Verzeihen und sagt: sagt doch, was ihr wollt und was sagt ihr da?« Und er verbeugte sich nun so tief, dass seine Nase fast an die Kniescheiben stieß.
»Frevelzunge, was fällt dir ein!«, rief da Thor wütend und zog seinen Hammer vom Gürtel.
»Mir fällt mitnichten ein, sondern auf, dass dir in deiner Einfalt nichts einfällt als dein Hammer!«, entgegnete Loki völlig ungerührt.
Das machte Thor nur noch wütender, und schon hob er seine wuchtige Waffe hoch über den Kopf, als jemand laut aufschrie.
Es war Mara, und sie stand nun mitten zwischen Loki und den Göttern. Sie hatte beide Hände ausgebreitet wie ein Schülerlotse und war sauer.
»Hört auf, verdammt! Glaubt ihr, wir haben euch hierher geholt, damit ihr euch wieder die Köpfe einschlagt? Da draußen steckt ein Feuergott in den Vulkanen Islands! Die Erde verdunkelt sich, wir kriegen eine neue Eiszeit und das nur
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