Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
gelingen! Gelassen erwiderte Brenna seinen Blick. „Ich weiß, dass ein guter Pinot schwierig ist. Aber die Herausforderung nehme ich gerne an.“
Er grinste. „Okay, also ein Chardonnay, eine Cuvee und ein Pinot. War’s das schon, oder gibt es noch mehr Punkte auf deiner Liste?“
So knapp wie möglich schilderte sie ihm ihre Pläne für den perfekten Cabernet. Leider musste die Begeisterung dabei irgendwie mit ihr durchgegangen sein. Denn beim nächsten Blick auf die Uhr bemerkte Brenna mit Schrecken, dass sie die letzten zehn Minuten ohne Punkt und Komma geredet hatte. Hoffentlich war Nic nicht schon eingeschlafen!
Hastig beendete sie ihre Ausführungen: „… jedenfalls soll es ein hochwertiger, aber kein zu teurer Wein werden. Ich will einen Cabernet, der nach drei Jahren gut und nach vier Jahren perfekt ist.“
„Wollen wir das nicht alle?“
Aha. Immerhin war Nic noch wach. Brenna erlaubte sich ein kleines Lächeln. „Klar wollen wir das alle. Aber der Unterschied ist, dass ich weiß, wie es geht.“
„Und ich weiß es nicht?“ „Habe ich das gesagt? Bei dir läuft es doch großartig. Die Weine von
Wild Sea
werden im ganzen Land verkauft.“
„Aber du findest Qualität wichtiger als Quantität.“
Da war es wieder. Ihr altes Streitthema.
Brenna atmete tief durch. „Nic, ich habe deine Firma in den letzten Jahren genau beobachtet. Du weißt, was ich denke: Ihr konzentriert euch zu sehr darauf, alles aus den Trauben rauszuholen. Aber diese letzten zehn Prozent machen den Wein nicht besser. Ihr solltet damit aufhören. Oh. Und dann habt ihr letztes Jahr auch die falschen Fässer für den Merlot genommen.“
„Interessant. So willst du also ein Darlehen von mir bekommen. Indem du meine Arbeit beleidigst und meine Weine schlechtmachst.“
Brenna rutsche auf ihrem Sitz hin und her und zerrte wild an ihrem Sitzgurt. Warum musste das verdammte Ding sich ausgerechnet jetzt verhaken? Endlich gab der Gurt nach, und sie wandte sich zu Nic. „Du wolltest doch meine Meinung hören. Sonst hättest du mich ja wohl nicht gefragt.“
„Ich habe dich nach deiner Meinung gefragt? Daran erinnere ich mich gar nicht.“
„Du hast über Qualität und Quantität gesprochen. Und am Ende bist du so mit der Stimme hochgegangen. Also war das eine Frage.“
Er warf ihr einen Blick zu. „Du bist noch immer eine Nervensäge.“
„Mag sein, aber ich habe recht. Ihr verkauft viermal so viel wie
Marcelli Wines
. Aber wir gewinnen dreimal so viele Preise. Und sicher muss ich dich nicht an die vielen positiven Besprechungen erinnern, die wir bekommen.“
„Nein, musst du nicht. Aber wie sieht es mit den Einnahmen aus? Soll ich dir von unseren erzählen?“
Brenna zog eine Grimasse. „Besser nicht. Sonst fange ich womöglich an, auf deine Sitze zu sabbern.“
„Vielleicht überlassen wir das lieber dem Hund.“
Kurz darauf hatten sie die Landstraße nach Ojai erreicht. Im August gab es in Kalifornien kaum Regentage. Die Sonne schien fast ununterbrochen, und die ganze Natur verwandelte sich in ein Meer von Brauntönen.
Während die ockerfarbenen Felder an ihnen vorüberglitten, studierte Brenna Nics markantes Profil und die Art, wie er sicher den Wagen lenkte.
Es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass sie so viel Zeit zusammen verbrachten. Eine Menge Dinge machten Brenna gerade nervös. Aber gleichzeitig war sie merkwürdig entspannt. Vielleicht weil es mit Nic so unkompliziert war. Sie hatten beide sehr unterschiedliche Ansichten – über Wein, Politik, einfach alles. Und deshalb stritten sie auch die ganze Zeit. Aber es war nie aggressiv oder böse, mehr so eine Art Hobby. Sie diskutierten leidenschaftlich und warfen sich manchmal Schimpfwörter an den Kopf. Aber das war alles nur Spaß, nie wirklich ernst gemeint. Zumindest war das früher so gewesen. Momentan diskutierten sie einfach nur.
Was genau hat Nic eigentlich in den letzten zehn Jahren getrieben? überlegte Brenna. Einiges wusste sie natürlich: Er hatte achtzehn Monate in Frankreich verbracht, nachdem sein Großvater ihn rausgeworfen hatte. Doch darüber wollte sie am liebsten nicht allzu lange nachdenken. Denn dass Nic sein Zuhause verloren hatte und in der Fremde leben musste, war ihre Schuld gewesen.
Am Ende hatte er den Kampf jedenfalls gewonnen. Sein Großvater hatte ihn angefleht, zurückzukommen und das Weingut der Familie zu leiten. Nic willigte ein und übernahm das Tagesgeschäft. Und als der alte Mann starb, erbte Nic
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