Marcos Verlangen
sah sie an. Sie schien tatsächlich noch immer nicht voll und ganz realisiert zu haben, welche Wirkung sie vom ersten Tag an auf ihn gehabt hatte.
„Es tut mir unheimlich leid, dass es nicht klappt mit unserem Wochenende“, kam er nun doch zu dem Thema, das ihn beschäftigte. „Aber die haben mich heute Morgen erst angerufen und mich darüber informiert, dass der Sendetermin vorverlegt wurde und daher muss die Aufnahme von in zwei Wochen jetzt schon abgedreht werden!“ Er sah sie prüfend an. „Das macht dir doch hoffentlich nichts aus, oder etwa doch?“
„Nein, gar nicht“, versicherte sie ihm aufrichtig. Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen und ihre Stimme klang so wie immer.
Und sie versetzte ihm einen Stich. Dass sie die Tatsache, das Wochenende nicht wie geplant mit ihm verbringen zu können, so locker wegsteckte, gab ihm zu denken.
„Was wirst du nun machen an diesen beiden einsamen Tagen?“, bohrte er weiter.
Sie zuckte die Schultern. „Vielleicht muss ich gar nicht einsam sein“, neckte sie ihn. „Ich könnte bei Antonella bleiben und meine Studien fortsetzen. Oder ihr in der Küche helfen, sie hatte irgendetwas erwähnt, dass sie Tagliatelle machen wollte am Samstag. Da wäre ich gut beschäftigt.“
„Oder du könntest trotzdem zu mir nach Hause fahren und mit der Inventarisierung weitermachen“, empfahl er ihr. Wieder beobachtete er scharf ihre Reaktion. Und atmete auf, als sie nicht sofort ablehnte.
„Ja“, meinte sie geistesabwesend, „das könnte ich natürlich auch, das ist schon wahr. Und da du nicht da bist, um mich abzulenken…!“ Sie ließ den Satz unvollendet.
Marco antwortete ihr nicht sofort, sondern atmete erst einmal tief ein. Natürlich sagte sie nur die Wahrheit – wenn er sie nicht von der Arbeit abhielt, kam sie viel schneller voran. Und er sollte jetzt lieber nicht damit anfangen, auf das eifersüchtig zu sein, was er eigens dafür erfunden hatte, damit sie so viel wie möglich in seiner Nähe sein konnte.
Wenn er nur nicht allmählich das Gefühl bekäme, dass Ella inzwischen an eben dieser Arbeit schon fast mehr interessiert war als an ihm!
Er schluckte heftig und schalt sich einen Idioten. Sie verhielt sich nur korrekt, wenn sie die ihr von ihm gestellte Aufgabe auch ernst nahm, schließlich bezahlte er sie dafür. Langsam, aber sicher entwickelte er sich hier wohl zum Psychopathen. Sie konnte ihm nichts mehr recht machen – fuhr sie zurück zu ihrer Tante, dann passte es ihm nicht. Blieb sie aber und arbeitete, dann gefiel ihm das auch nicht.
Er würde mit ihr reden müssen. Nicht gerade heute Abend, aber wenn sich die Gelegenheit bot, dann auf jeden Fall nächste Woche, überlegte er.
„Also – was wirst du tun?“, fragte er nach. „Ich werde übrigens aller Voraussicht nach schon am Sonntagnachmittag wieder zurück sein, es wäre schön, wenn du dann da wärst.“
Nun huschte ein Strahlen über ihr Gesicht. „Tatsächlich? Das wäre wirklich fein! Dann hätte ich ja einen weiteren guten Grund, nicht zu faulenzen, sondern mich kräftig ranzuhalten, damit ich dich mit Ergebnissen überraschen kann.“
„Um mir eine Freude zu machen oder um deinen Chef zufrieden zu stellen?“ Das Aufleuchten ihrer Miene war ihm nicht entgangen und besänftigte ihn wieder etwas. Wahrscheinlich übertrieb er seine Befürchtungen nur deshalb, weil er einfach das Gefühl hatte, sie würde sich irgendwie von ihm entfernen. Sie schien sich wirklich auf die Aussicht zu freuen, ihn am Wochenende doch noch zu Gesicht zu bekommen.
„Alles miteinander“, antwortete sie mit einem zufriedenen Lächeln. „Dir eine Freude zu machen und meinem Chef zu gefallen und das alles auch noch gerne zu tun – das ist mehr als fantastisch!“ Wieder schenkte sie ihm einen strahlenden Blick. „Nur dass du mich dafür bezahlst, so als ob ich tatsächlich etwas arbeiten würde, das behagt mir nicht so ganz.“
„Oh nein! Fang nicht schon wieder damit an!“, wehrte er ab. „Ich hatte mich schon gefreut, dass du das Projekt so positiv betrachtest. Jetzt komm mir bloß nicht wieder mit deinen üblichen Bedenken. Du bekommst dein Geld nicht geschenkt, das kannst du mir glauben. Du wirst hart dafür arbeiten müssen, keine Bange! Ich will, dass du eine echte Koryphäe wirst, und wer weiß, vielleicht eröffnest du ja in ein paar Jahren deine eigene Galerie.“
Ella lachte herzhaft auf bei dem Gedanken. Sie fasste spontan nach seiner Hand. „Also gut – dann will ich mal
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