Marcos Verlangen
wird nicht leicht für mich werden.“
Sie nickte. „Ich weiß. Du könntest ja schon jetzt damit anfangen und mir ein paar Stunden von der Pelle rücken, damit ich ein bisschen weitermachen kann.“
„Das hast du aber nicht schön gesagt!“ Er tat entrüstet, kam ihrer Aufforderung jedoch nach. „Du hast Recht, ich muss ja auch ganz langsam mal damit anfangen, meine nächste Sendung vorzubereiten. Komm einfach runter zu mir, wenn du Hunger hast oder einen caffè möchtest. Oder sonst irgendetwas anderes.“
Er streifte mit den Lippen ihren Hals und fuhr ihr mit der Hand kurz zwischen die Beine, um keinen Zweifel daran zu lassen, was das sein könnte. Ella stöhnte kurz auf, schickte ihn aber dennoch mit Entschiedenheit hinaus.
Als sie alleine war, lehnte sie sich einen Moment lang unschlüssig gegen den Tisch.
Ihre körperlichen Reaktionen auf Marcos Verlangen, auf seine Anspielungen und seine Liebkosungen hatten Ausmaße angenommen, die sie nie im Leben für möglich gehalten hätte. Sie hatte ihren anfänglichen Widerstand komplett aufgegeben und es wurde Zeit sich einzugestehen, dass die Tiefe ihrer Gefühle für ihn längst über die körperliche Ebene hinausging.
Diese Tatsache bereitete ihr nach wie vor Unbehagen. Marco äußerte sich ihr gegenüber nie anders als positiv. Aber ansonsten war alles unverändert – seit jenem ersten Nachmittag hier in dieser Villa, als sie zugesagt hatte, bei ihm zu bleiben, hatte er nie wieder über den Status ihrer Beziehung gesprochen. Auch damals nicht, als sie sich mit ihren Eltern zerstritten hatte, um für ihn zu arbeiten. Das einzige, worüber er sich gerne und offenherzig äußerte, war sein körperliches Verlangen nach ihr. War das tatsächlich alles, was ihn an ihr interessierte?
Natürlich kannten sie sich noch nicht gut genug, um schon wirklich konkrete Zukunftspläne zu machen – oder doch? Je mehr sie darüber nachdachte, umso mehr störende Details fielen ihr auf.
Marco hatte anfangs ein Heidentempo vorgelegt, dieses aber ziemlich schnell auch wieder mächtig gedrosselt. Er sprach nicht mehr davon, dass sie bei ihm einziehen sollte und er erwähnte auch das Thema seiner Scheidung nicht mehr. Er schwieg dazu, als hätte er es noch nie zuvor erwähnt und Ella musste sich eingestehen, dass sie das allmählich irritierte. Und enttäuschte. Und ernüchterte.
Ihr Blick fiel auf den Ring an ihrer Hand. Sie trug ihn ungern. Die Szene, als Marco ihn ihr so nebenbei über den Tisch geschoben hatte, war ihr in unangenehmer Erinnerung geblieben. So wie er es angestellt und was er dazu gesagt hatte, wäre es ihr fast lieber gewesen, er hätte ihn behalten.
Sie seufzte tief auf. Immer noch war sie insgeheim davon überzeugt, dass er an diesem Abend nahe dran gewesen war, ihr den Laufpass zu geben. Sie hatte sein Verhalten gesehen – ihm musste an diesem Abend klargeworden sein, dass sie nicht zu ihm passte. Er hatte sie mit den Frauen seiner Freunde verglichen und da konnte sie nie im Leben mithalten.
Wenn ihr Malkurs vorüber war, überlegte sie, und wenn sie dann wieder mehr Zeit miteinander verbrachten, dann würde sie auf jeden Fall all ihren Mut zusammennehmen und ihn darauf ansprechen müssen. Sie würde ihn zum Essen einladen, ganz offiziell, vielleicht zu einem kleinen Candle-Light-Dinner zu sich nach Hause, und sie würde ihn alles fragen, was ihr in der Zwischenzeit auf der Seele lag.
Einen Moment lang zog sie sogar in Erwägung, ihren Kurs einfach abzubrechen. Es erschien ihr mit einem Mal alles so weit weg, so unerheblich! Was interessierte es sie, ob sie malen konnte? Was interessierte sie dieser komische Dante? Wieso nur hatte sie es sich in den Kopf gesetzt, diesem Phantom hinterher zu jagen, was versprach sie sich davon? Marcos Spleen, Akte zu sammeln, würde sich ohne einen weiteren Dante auch fortführen lassen, und wenn Barone das Gemälde demnächst lieferte, dann besaß er wenigstens einen davon. Dann musste eben dieser eine reichen.
Unschlüssig trat sie an eins der Fenster und sah hinaus.
Warum hatte sie sich eigentlich so dagegen gewehrt, bei ihm einzuziehen, fragte sie sich spontan. Hatte sie ihm damit ungewollt signalisiert, sie wolle lieber auf Distanz zu ihm bleiben? Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sehr ihm das anfangs missfallen hatte – hatte sie ihn damit mehr verletzt, als er zugeben wollte? Seither hatte er ihr diesen Vorschlag nicht noch einmal gemacht.
Unvermittelt wurde ihr bewusst, dass diese Grübelei sie mehr
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