Marcos Verlangen
eindeutig.“ Er beugte sich zu ihr und küsste sie erneut. „Allerdings wird dieser Effekt nicht lange anhalten, fürchte ich.“
„Wenn du so weitermachst, sicher nicht“, bestätigte sie.
Wieder fixierte er sie, seine dunklen Augen glühten.
„Wir sollten die Location wechseln. Bitte komm mit zu mir“, lockte er.
Sie schüttelte sanft, aber entschieden den Kopf. „Nein, Marco, ich kann nicht.“
„Nein?“ Enttäuscht lehnte er sich ein Stück zurück, um besser in ihrer Miene lesen zu können. „Was soll mir das sagen?“
„Nichts, außer dass ich das einfach nicht kann.“
„Gibt es dafür einen bestimmten Grund? Oder liegt es an mir?“
Sie begriff den Hintergedanken in seiner Frage sofort. „Weder das eine noch das andere. Aber – sieh mal, ich kenne dich ja kaum.“ Nun sah sie ihm direkt in die Augen. „Ich – ich weiß schon jetzt, wie das zwischen uns ausgehen würde.“ Sie schluckte verlegen. „Du machst mich ziemlich an, weißt du? Ich würde wohl unweigerlich in deinem Bett landen und das ginge mir nun wirklich ein paar Nummern zu schnell.“
Er stieß hörbar die Luft aus und schwieg noch einen Moment. Ihre Direktheit verblüffte und erregte ihn. Und sie gefiel ihm.
„Da hast du wohl Recht“, murmelte er leise an ihrem Ohr. „Ich sehe schon, du hältst mit deiner Meinung nicht hinterm Berg. Ich mache dich also an?“
Ella nickte zögernd. „War wohl ein Fehler, dir das zu sagen.“
„Keineswegs – warum? Ich warte schließlich bereits wochenlang auf dich. Du hast dir ganz schön Zeit gelassen damit, dich zu melden! Warum hast du’s eigentlich überhaupt noch getan?“
Sie lachte leise.
„Du bist mir eben leider nicht mehr aus dem Kopf gegangen und das musste ich ändern, entweder so oder so. Wenn du ein unsympathischer, arroganter Idiot gewesen wärst, dann hätte ich heute Abend wenigstens beruhigt schlafen können. Jetzt aber…“ Sie ließ den Satz unbeendet.
„Jetzt aber wirst du dich vor Sehnsucht nach mir verzehren und kein Auge schließen“, erledigte er das nun für sie. In seiner Stimme schwangen sowohl Belustigung als auch Begehren mit.
„Autsch! Ich habe mich wohl offensichtlich doch in dir getäuscht! Du bist zwar nicht arrogant, aber eindeutig größenwahnsinnig. Das muss ich mir wohl noch mal gut überlegen“, scherzte sie aufgeräumt.
„Geh wenigstens mit mir Essen!“, schlug er spontan vor. „Sag ja, na los!“
Ella zögerte.
„Bitte sag ja“, flüsterte er nun leise an ihrem Ohr und tastete mit seiner Zungenspitze sachte an ihrer Wange entlang in Richtung ihrer Lippen. Mit einer kleinen Regung ihres Kopfes kam sie ihm entgegen und ließ ihn ein. Ehe es ihr selber bewusst wurde, entrang sich ihrer Kehle ein leises Stöhnen.
Er löste sich mit Mühe von ihren Lippen und wandte den Kopf ab.
„Wenn wir hier so weitermachen, bekommen wir beide Hausverbot auf Lebenszeit und du musst mich wieder über meine Steuererklärung befragen.“ Er räusperte sich, doch seine Stimme blieb heiser.
„Ja, gehen wir essen“, antwortete sie schließlich so leise, dass er es fast nicht verstehen konnte. „Und ich hoffe sehr, dass du dich wie ein echter Gentleman benehmen wirst.“
„Das werde ich, verlass dich drauf.“ Er war erleichtert. Erleichtert und geradezu entzückt. In diesem Moment hätte er ihr alles versprochen, so sehr freute er sich über ihre Zusage.
Ella wollte nach Hause, um sich frisch zu machen und umzuziehen, also vereinbarten sie, sich zwei Stunden später vor der Galerie wieder zu treffen. Marco hatte sie zwar abholen wollen, doch das hatte Ella abgelehnt. Er solle sich nicht so viel Mühe mit ihr machen, hatte sie erklärt, sie käme mit dem Bus.
Ihr Verhalten gab ihm Rätsel auf. Sie schien auf ihn zwar ebenso zu reagieren wie er auf sie, aber sie schien trotzdem nicht willens, dieser Anziehung ohne Gegenwehr einfach so nachzugeben. Zwischendurch forcierte sie das Tempo, um es dann aber auch wieder abzubremsen. Sie war frech und forsch und im nächsten Atemzug verlegen und fast schüchtern und seine Neugier auf sie wuchs stetig. Er war gespannt zu erfahren, welche Seite an Ella die dominante war und wie sie im gegebenen Moment letztendlich reagieren würde. War sie tatsächlich so mädchenhaft schüchtern, wie es zeitweise den Anschein hatte? Oder würde sie sich ihm so freizügig präsentieren, wie er sich das erhoffte?
All diese Fragen schwirrten Marco durch den Kopf, als er sich auf den Abend mit ihr
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