Marcos Verlangen
Ich mag die auch sehr gerne. Schön scharf muss sie aber sein, und ohne das Peperoni-Öl.“
„Dann haben wir ja sogar auch den Pizza-Geschmack gemeinsam.“
Nachdem er die zwei Pizzen und dazu Bier statt Wein bestellt hatte, wandte er sich wieder zu ihr. Einen Augenblick lang fixierte er ihre bernsteinfarbenen Augen und versuchte, seinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dann streckte er seine Hand nach der ihren aus.
Ella zögerte.
„Geht dir auch das zu schnell?“ fragte er mit leiser Stimme und sein eindringlicher Blick schien ihr durch und durch zu gehen.
„Ich bin albern, ich weiß“, gestand sie ebenso leise und errötete. „Ich sollte mich nicht so dämlich benehmen. Aber ich bin seit heute Nachmittag irgendwie unheimlich nervös.“
„Du? Nervös?“ Fassungslos sah er sie an. „Welchen Grund solltest du haben, nervös zu sein?“
Nun war sie es, die ihn anstarrte. „Wie könnte ich nicht nervös sein? Nach allem, was ich über dich weiß, bist du ein stadtbekannter Prominenter und ich sitze hier mit einem Fernsehstar und warte auf eine scharfe Pizza. Ach ja, Bücher schreibst du ja auch noch und irgendwie hattet ihr mal einen Herzog in der Familie, stimmt’s?“
Marco lachte belustigt auf. „Was für ein Unsinn! Das war ein Zweig der Familie, der wahrscheinlich schon vor dreihundert Jahren ausgestorben ist. Wird diese unhaltbare Legende denn immer noch verbreitet?“
„Offensichtlich – aber wie auch immer, ich esse meine Pizza trotzdem nicht mit Messer und Gabel, sondern mit den Fingern“, fuhr sie fast trotzig fort.
„Warum hast du dann überhaupt bei mir angerufen – erklär mir das mal! Du hast dich doch schließlich erst gemeldet, nachdem du das alles über mich recherchiert hattest. Wenn du jetzt deswegen nervös wirst, hättest du es vielleicht lieber lassen sollen.“
Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Denk nicht, dass ich da nicht auch schon gelandet wäre“, beschied sie ihm. „Aber ich war einfach zu neugierig, um nicht anzurufen. Und außerdem – naja, ich muss zugeben, dass ich…“, sie stockte und spielte mit ihrer Gabel herum.
„Was?“
„Ach, nichts. Ich war eben neugierig, das ist alles.“ Sie warf ihm einen fast scheuen Blick zu.
„Was wolltest du in Wirklichkeit sagen? Du musst zugeben, dass du – was? Mich absolut unwiderstehlich gefunden hast?“ Er zog die Situation bewusst ins Lächerliche, um ihr die Verlegenheit zu nehmen.
Und tatsächlich lachte sie befreit auf. „So was in der Art, ja.“
„Du warst in meinem Büro aber nicht so schüchtern, erinnerst du dich? Und in der Ausstellung auch nicht. Du hast mich geküsst, nicht umgekehrt.“
„Ja, und ich frage mich immer noch, woher ich den Mut genommen habe“, gestand sie nun freimütig und sah ihn offen an. „Schließlich hast du mich da in deinem Büro ganz schön eingeschüchtert, das muss ich zugeben. Du bist eben doch ein feiner Pinkel, auch wenn du das nicht hören magst. Und dass du ein Promi bist, wirst du hoffentlich auch nicht abstreiten wollen.“
„Womit wir wieder beim Thema wären.“ Nun beugte er sich vor und griff sich ihre Hand, die sie ihm eher widerstrebend überließ. „Lass mich gleich vorweg mal ein paar Sachen klarstellen. Erstens bin ich nicht halb so prominent, wie du anzunehmen scheinst, und selbst wenn – ich bin auch nur ein Mensch! Zweitens kannst du dir gar nicht vorstellen, wie ätzend ich dieses ganze vornehme Getue finde. Das hat mich immer schon genervt, ab dem Zeitpunkt, als ich es bewusst begreifen konnte. Und wenn ich dem irgendwo entfliehen kann, dann tue ich es. Dich empfinde ich bisher als erfrischend normal, also bitte tu mir einen Gefallen – bleib so wie du bist und lass das Theater um mich und meine komischen Titel und Sendungen, ja?“
Ella bedachte ihn mit einem zweifelnden Blick.
„Meinst du das tatsächlich ernst?“
„Warum sollte ich dir das denn sonst sagen?“
Sie zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Als Verführungsstrategie kommt das bei den Frauen vielleicht gut an.“
„Du willst mir aber jetzt nicht erzählen, dass du im Internet irgendetwas über mich und einen etwaigen Frauenverschleiß gefunden hättest, oder? Das halte ich nämlich schlichtweg für unmöglich.“
Wieder überzog eine deutlich sichtbare Röte ihre Wangen. „Nein“, gab sie zu, „ich habe tatsächlich nichts gefunden. Du scheinst sehr diskret vorzugehen.“
„Mit Sicherheit schwindle ich mich nicht mit vorgetäuschter
Weitere Kostenlose Bücher