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Marcos Verlangen

Marcos Verlangen

Titel: Marcos Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gambrinus
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nicht?“
    „Naja. Immerhin könnte das einen falschen Eindruck erwecken.“
    „Inwiefern?“
    „Du willst es aber wirklich genau wissen!“, rief sie nun fast ungehalten. „Nun bring mich doch nicht in Verlegenheit! Du hattest versprochen, ein Gentleman zu sein, schon wieder vergessen?“
    Er lachte amüsiert. „Auch ein Gentleman hört gerne Komplimente“, klärte er sie mit spitzbübischem Grinsen auf, „aber ich werde mal lieber nicht weiter in dich dringen und stattdessen galant das Thema wechseln.“
    „Danke.“ Sie atmete auf.
    „Hast du bestimmte Wünsche, das Essen betreffend?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ist mir egal. Wir können auch ganz einfach nur eine Pizza essen, kein Problem.“
    Er überlegte kurz. „Dann weiß ich schon was – an der Piazza Ariostea ist eine ganz kleine, originelle Trattoria, dahin könnten wir gehen. Ganz normale Leute und kein Schnickschnack, so wie ich es am liebsten mag.“
    Sie atmete auf. „Ja, klingt gut. Ich mag so feines Getue beim Essen nämlich auch nicht. Und stell dich gleich mal darauf ein, dass ich meine Pizza mit den Händen esse.“
    „Tatsächlich?“ Er sah sie fassungslos an. „Ich habe bisher immer die Füße dazu genommen. Vielleicht ist mir deshalb stets der ganze Belag auf den Boden gefallen.“
    Sie verdrehte die Augen, lachte aber über den Witz. „Ja, schon gut. Ich war ungenau, ich weiß. Was ich damit sagen wollte war, dass…“
    „Ich weiß.“ Er legte einen Arm um ihre Schulter und sie setzten sich in Bewegung. Die eigentlich nur leichte und unverfängliche Berührung mit ihrer nackten Haut schickte einen Stromstoß von seinen Fingerspitzen durch seinen ganzen Körper. „Du wolltest mir sagen, dass du so wie alle anderen normalen Menschen auch deine Pizza in Achtel schneidest, dann Messer und Gabel neben den Teller legst und von deinen Pizzaschnitten abbeißt. Was soll daran so Besonderes sein?“
    Sie sah ihn forschend an, während sie neben ihm her die Hauptstraße entlang ging.
    „Nichts Besonderes. Es ist nur nicht besonders – fein! Und schließlich bist du doch eigentlich ein feiner Pinkel, oder nicht? Wahrscheinlich bist du bessere Tischmanieren gewöhnt als meine.“
    Marco blieb abrupt stehen, zwang sie dadurch, ebenfalls innezuhalten und sah sie indigniert an. Zum Glück waren um diese Uhrzeit kaum Menschen auf dem Bürgersteig unterwegs, die sie nach diesem unvorhersehbaren Manöver hätten anrempeln können.
    „So siehst du mich also? Ich bin für dich ein feiner Pinkel ?“ Er spuckte die Worte mehr aus, als dass er sie sagte. „Mache ich auf dich denn einen dermaßen affektierten Eindruck?“
    „Wer hat denn was von affektiert gesagt?“, verteidigte Ella sich hilflos. „Oh mein Gott, warum konnte ich nur wieder meine Klappe nicht halten!“, stöhnte sie und wandte sich ab. „Das habe ich damit nicht gemeint, tut mir leid, okay? Ich wollte dir nicht zu nahe treten, ich dachte nur, dass du wahrscheinlich in der Regel andere Gesellschaft gewöhnt bist.“
    „Als da wäre?“
    „Na, einfach vornehmere Leute. Gebildete Leute, mit denen du über deine Themen reden kannst. Leute, die sich gerne mit dir über Philosophie unterhalten oder über was weiß ich.“
    „Und die ihre Pizza brav mit Messer und Gabel essen“, vervollständigte er ironisch ihre etwas unbeholfene Aufzählung.
    „Genau!“, bestätigte sie aufatmend.
    „Komm, wir sind gleich da.“ Er fasste sie wieder an der Schulter, im Grunde erstaunt darüber, dass Ella es überhaupt zuließ, und drängte sie zum Weitergehen. „Wir reden drin weiter, wenn wir sitzen und ein Glas Wein vor uns haben, okay?“
    „Mhm“, sie nickte nur und verzog das Gesicht, folgte ihm aber ohne Widerspruch.
    Mit einem erleichterten Seufzer ließ sie sich schließlich auf ihrem Stuhl zurück sinken. Das Lokal war ziemlich klein und schmucklos, hatte die typischen rot-weiß karierten Tischdecken und die Holzstühle mit den Bastsitzflächen. Auf dem Tresen neben der Kasse reihten sich ein paar zwergenhafte Kakteen aneinander und es roch dermaßen einladend nach Pizza, dass Ella tatsächlich das Wasser im Mund zusammenlief.
    „Hier war ich noch nie“, gestand sie fast erstaunt. „Wie konnte mir so eine nette kleine Pizzeria nur entgehen?“
    „Keine Ahnung“ Er lächelte zufrieden. „Aber ich freue mich natürlich sehr, dass es dir hier gefällt.“
    „Das tut es tatsächlich. Welche Pizza isst du denn?“
    „Meistens eine Diavola.“
    „Tatsächlich?

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