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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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Staaten ... «
Scarlett langweilte sich sehr und verzog vor Ungeduld den Mund. »Wenn ihr
noch einmal >Krieg< sagt, gehe ich ins Haus und mache die Tür zu. Nie im
Leben habe ich ein Wort so satt gehabt. Pa redet morgens, mittags und abends
davon, und alle die Herren, die ihn besuchen, schwatzen von Fort Sumter und dem
Recht der Staaten und Abe Lincoln, daß es zum Auswachsen ist, und auch die
Jungens reden nur davon und von ihrer dummen Truppe. Ich habe mich auf keiner
Gesellschaft mehr amüsiert, weil die Jungens von nichts anderem mehr reden
können. Ich bin nur froh, daß Georgia mit seiner Lostrennung bis nach
Weihnachten gewartet hat, sonst wäre mir die Weihnachtsgesellschaft auch noch
verleidet worden. Wenn ihr wieder >Krieg< sagt, gehe ich hinein.«
    Es war ihr
voller Ernst. Sie konnte keine Unterhaltung lange ertragen, in der sie nicht
der Hauptgegenstand war. Aber doch lächelte sie zu ihren Worten und wußte es
dabei wohl einzurichten, daß ihre Grübchen noch tiefer wurden und ihre
schwarzen Strahlenwimpern flink wie Schmetterlingsflügel aufund nieder
klappten. Die Jungens waren entzückt und baten eilends um Entschuldigung, daß
sie sie gelangweilt hatten. Angesichts solcher Teilnahmslosigkeit schätzten sie
Scarlett keineswegs geringer, sondern eher noch höher. Der Krieg war Sache des
Mannes, nicht der Frau, und Scarletts Verhalten war ihnen ein Beweis für ihre
weibliche Natur.
    So hatte
sie sie glücklich von dem langweiligen Thema wegmanövriert und kam nun voller
Eifer auf die unmittelbare Gegenwart zurück: »Was hat eure Mutter dazu gesagt,
daß ihr wieder geflogen seid?« Den beiden war diese Frage sichtlich
unbehaglich. Ihnen fiel wieder ein, wie ihre Mutter sich vor einem Vierteljahr
verhalten hatte, als sie von der Universität Virginia weggemußt hatten.
    »Nun«,
sagte Stuart, »sie hatte noch gar keine Gelegenheit, etwas zu sagen. Tom ist heute
morgen ganz früh, ehe sie aufstand, mit uns weggegangen und sitzt nun bei
Fontaines herum, während wir hier sind.«
    »Hat sie
nichts gesagt, als ihr gestern nach Hause kamt?«
    »Gestern
abend hatten wir Glück. Gerade ehe wir einliefen, war der neue Hengst angekommen,
den Ma vor vier Wochen in Kentucky gekauft hatte, und zu Hause stand alles auf
dem Kopf. Das Riesenvieh - ein fabelhaftes Pferd, Scarlett, dein Vater muß
herüberkommen und es sich ansehen - hatte auf dem Weg hierher schon dem
Stallknecht ein großes Stück Fleisch weggebissen, und zwei von den Schwarzen,
die es in Jonesboro von der Bahn holten, hatte es geschlagen. Und gerade, ehe
wir ankamen, hatte der Hengst ungefähr seine ganze Box zerkeilt und dann noch
Strawberry, Ma's alten Hengst, schwer verletzt. Als wir kamen, war Ma mit einer
Tüte voll Zucker draußen im Stall, um ihn zu beruhigen, und das versteht sie,
kann ich dir sagen. Die Schwarzen baumelten von den Dachsparren herunter, und
die Augen quollen ihnen vor lauter Angst aus dem Kopf, aber Ma redete dem
Pferde zu, als wäre es ein Mensch, und es fraß ihr aus der Hand. Niemand wird
mit Pferden fertig wie Ma. Als sie uns sah, sagte sie: >Um Himmels willen,
was macht ihr vier denn wieder zu Hause, ihr seid ja ärger als die zehn Plagen
Ägyptens!< Und dann fing das Pferd wieder an zu schnauben und zu steigen,
und sie sagte: >Raus hier, seht ihr denn nicht, wie nervös er ist? Um euch
kümmere ich mich morgen früh!< Wir gingen also zu Bett, und heute morgen
waren wir schon weg, ehe sie uns erwischen konnte, und ließen Boyd zurück, um
mit ihr fertig zu werden.«
    »Meinst
du, sie schlägt Boyd?« Scarlett konnte sich, wie die ganze übrige
Nachbarschaft, nie an die Art gewöhnen, wie die kleine Mrs. Tarleton mit ihren
großen Jungens umsprang und ihnen sogar eins mit der Reitpeitsche überzog, wenn
es ihr angebracht erschien.
    Beatrice
Tarleton war eine vielbeschäftigte Frau. Sie hatte nicht nur eine der größten
Baumwollplantagen, hundert Neger und acht Kinder auf dem Hals, sondern
obendrein die größte Gestütfarm des Staates. Sie war von heftiger Gemütsart und
geriet leicht in Zorn, wenn ihre Söhne etwas ausfraßen, und während niemand ein
Pferd oder einen Sklaven schlagen durfte, war sie der Überzeugung, den Jungens
könnten ein paar Hiebe dann und wann nichts schaden.
    »Auf
keinen Fall schlägt sie Boyd, den hat sie nie viel geschlagen, weil er der
Älteste ist und außerdem der Kleinste aus dem Wurf.« Stuart war sehr stolz auf
seine sechseinhalb Fuß. »Darum haben wir ihn ja gerade zu Hause gelassen,

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