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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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weißes
Blütenmeer vor dem saftigen Grün. Die Pferde der Zwillinge, große Tiere und
ebenso rot wie das Haar ihrer Herren, waren in der Einfahrt angebunden.
Zwischen ihren Beinen balgte sich eine Meute nervöser, magerer Jagdhunde, die
Stuart und Brent auf Schritt und Tritt begleiteten. Etwas abseits, wie es sich
für einen Aristokraten gehört, lag ein schwarz gesprenkelter Dalmatiner, die
Schnauze auf den Pfoten, und wartete geduldig darauf, daß die jungen Herren zum
Abendbrot nach Hause ritten.
    Zwischen
Hunden, Pferden und Zwillingen bestand eine tiefere Verwandtschaft, als sie aus
beständigem Zusammensein hervorgehen kann. Alle miteinander waren es gesunde,
temperamentvolle junge Tiere von geschmeidiger Anmut und unbeschwert von
Gedanken, die Burschen ebenso reizbar wie die Pferde, die sie ritten, feurig
und gefährlich und dabei fügsam, sobald jemand mit ihnen umzugehen verstand.
Obwohl sie in der Sorglosigkeit des Plantagenlebens geboren und seit frühester
Kindheit nie ohne Bedienung gewesen waren, hatten die drei auf der Veranda
weder schlaffe noch weiche Gesichter. Es lag etwas von der Kraft und Wachheit
der Landleute darin, die ihr ganzes Leben im Freien zubringen und sich den Kopf
wenig mit dem Gewicht der Bücher beschweren.
    In der
Provinz Clayton, im nördlichen Georgia, waren die Lebensformen nach Maßstäben
von Augusta, Savannah und Charleston etwas rauh, und gesetztere ältere Kreise
des Südens blickten sehr von oben herab auf die Leute von Ober-Georgia; aber
hier im Norden des Staates waren Mängel in den Feinheiten klassischer Erziehung
keine Schande, wenn man nur schneidig in dem war, worauf es ankam: eine
tadellose Baumwolle züchten, gut reiten, sicher schießen, gewandt tanzen, den
Damen elegant den Hof machen und wie ein Gentleman seinen Schnaps vertragen. In
allen diesen Künsten waren die Zwillinge ebenso Meister wie in der schon
berüchtigten Findigkeit, mit der sie allem, was zwischen Buchdeckeln
beschlossen ist, aus dem Wege zu gehen wußten. Ihre Familie hatte mehr Geld,
mehr Pferde und Sklaven als alle anderen in der Provinz, aber sie, die Söhne,
wußten von der Grammatik weniger als die mittellosen weißen Kleinfarmer und
Trapper aus der Nachbarschaft. Und gerade darum stahlen Stuart und Brent an
jenem Aprilnachmittag zu Tara ihrem Herrgott die Zeit. Sie waren soeben von der
Staatsuniversität Georgias ausgewiesen worden, der vierten Universität, die sie
im Laufe zweier Jahre hinausgeworfen hatte, und ihre beiden älteren Brüder Tom
und Boyd waren mit ihnen heimgekommen, weil sie in einer Anstalt, wo die
Zwillinge nicht gern gesehen wurden, nicht bleiben wollten. Stuart und Brent
betrachteten ihre letzte Relegation als einen Hauptspaß, und Scarlett, die
freiwillig kein Buch geöffnet, seitdem sie im Jahre vorher die Töchterschule in
Fayetteville verlassen hatte, fand es gerade so lustig wie sie.
    »Euch
beiden macht es doch nichts aus, daß ihr hinausgeworfen seid, und Tom auch
nicht«, sagte sie, »aber wie steht es mit Boyd? Er ist doch wohl auf Bildung
versessen, und ihr beide habt ihn nun von den vier Universitäten der Staaten
Virginia, Alabama, Südcarolina und Georgia vertrieben. In diesem Tempo wird er
niemals fertig.«
    »Oh, er kann ja drüben in Fayetteville in Richter
Parmalees Büro weiterstudieren«, antwortete Brent obenhin. »Übrigens, was liegt
daran, wir hätten ohnehin vor Semesterschluß nach Hause gemußt.«
    »Warum denn?«
    »Wegen des
Krieges, Gänschen. Er kann jeden Tag losgehen, und glaube doch nicht, daß
irgend jemand von uns weiterstudiert, wenn es Krieg gibt.«
    »Du weißt
ganz genau, daß es keinen Krieg gibt!« Scarlett langweilte sich. »Das ist alles
nur Gerede. Ashley Wilkes und sein Vater haben Pa doch gerade vorige Woche
erzählt, daß unsere Unterhändler in Washington wegen der Konföderierten Staaten
mit Mr. Lincoln zu einem ... einem Freundschaftsvergleich kommen würden, und
überhaupt haben die Yankees viel zu große Angst, mit uns zu kämpfen. Es gibt
keinen Krieg, und ich habe es satt, davon zu hören.«
    »Keinen
Krieg?« Die Zwillinge waren entrüstet, als sollte ihnen etwas, was ihnen
zustand, unterschlagen werden.
    »Aber
Kind, natürlich gibt es Krieg«, sagte Stuart, »die Yankees mögen noch so bange
vor uns sein, aber nachdem General Beauregard sie vorgestern aus Fort Sumter
hinausgetrommelt hat, müssen sie einfach kämpfen, wenn sie nicht vor aller Welt
als Feiglinge dastehen wollen. Siehst du, die Konförderierten

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