Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
Vom Netzwerk:
der Scarlett einmal nicht bekam,
falls sie einen von ihnen erhörte, danach fragten sie nicht weiter. Das
Hindernis wurde genommen, wenn es soweit war. Für den Augenblick waren sie
völlig zufrieden, wieder eines Sinnes über ein Mädchen zu sein; Eifersucht gab
es zwischen ihnen nicht. Die Nachbarn hatten ihren Spaß daran, und die Mutter
ärgerte sich, denn sie hatte nichts für Scarlett übrig.
    »Wenn die
schlaue kleine Person einen von euch nimmt, geschieht es euch ganz recht«,
sagte sie. »Am Ende nimmt sie euch alle beide, und dann müßt ihr nach Utah
ziehen, falls die Mormonen euch haben wollen - was ich mir nicht recht denken
kann ... Meine einzige Sorge ist, daß ihr euch beide nächstens einmal betrinkt
und wegen dieses kleinen doppelgesichtigen grünäugigen Frauenzimmers
eifersüchtig aufeinander werdet, und dann schießt ihr einander tot. Übrigens
gar kein schlechter Gedanke.«
    Seit jener
Versammlung hatte Stuart sich in Indias Gegenwart unbehaglich gefühlt. Nicht,
daß India ihm Vorwürfe gemacht oder ihn auch nur durch eine Bewegung hätte
fühlen lassen, daß sie sein jähes Abschwenken bemerkt hatte. Dazu war sie zu
sehr Dame. Aber Stuart fühlte sich schuldig und befangen vor ihr. India liebte
ihn, und das war seine Schuld. Sie liebte ihn immer noch. Er wußte es und hatte
tief im Innern das Gefühl, sich nicht ganz als Gentleman benommen zu haben. Er
mochte sie noch immer gern und hatte große Hochachtung vor ihrer kühlen
Wohlerzogenheit, ihrer Liebe zu Büchern, ihrer Bildung und all den gediegenen
Eigenschaften, die sie sonst noch besaß. Aber sie war nun einmal so verdammt
farblos und uninteressant und ewig sich selber gleich neben Scarletts
glänzenden, stets wechselnden Reizen. Man wußte immer, wie man mit India daran
war, und bei Scarlett hatte man nie die leiseste Ahnung davon. Das reichte wohl
hin, einem den Kopf zu verdrehen.
    »Gut,
gehen wir also zu Cade Calvert zum Abendessen. Scarlett sagte, Cathleen sei aus
Charleston zurück. Vielleicht wissen sie etwas Neues über Fort Sumter, was wir
noch nicht gehört haben.«
    »Cathleen?
Nein. Ich wette zehn gegen eins, sie weiß nicht einmal, daß das Fort da draußen
im Hafen liegt, und noch viel weniger, daß es voll von Yankees steckte, bis wir
sie hinausgeschossen haben. Sie weiß nur von den Bällen, auf denen sie war, und
von den Verehrern, die sie um sich versammelt hat, sonst nichts.«
    »Es macht
aber doch Spaß, sie reden zu hören, und es wäre doch ein Unterschlupf, bis Ma
im Bett ist.«
    »Teufel,
ja! Ich mag Cathleen wohl leiden, sie ist zum Lachen, und ich höre gern etwas
über Caro Rhett und die übrige Charlestoner Gesellschaft. Aber der Teufel soll
mich holen, wenn ich noch eine Mahlzeit mit ihrer Yankee-Stiefmutter
überstehe.«
    »Du mußt
nicht ungerecht sein, Stuart, sie meint es gut.«
    »Ich bin
gar nicht ungerecht, sie tut mir leid, aber Leute, die mir leid tun, kann ich
nicht leiden. Und sie macht immer so viel Umstände und sucht das Richtige zu
finden, damit man sich gemütlich fühlt, und bringt es fertig, immer genau das
Verkehrte zu sagen und zu tun. Sie macht mich verrückt Und sie hält uns aus den
Südstaaten für wilde Barbaren. Das hat sie sogar Ma gesagt, sie hat Angst vor
uns. Jedesmal, wenn wir da sind, sieht sie aus, als habe sie eine Todesangst.
Sie sitzt auf ihrem Stuhl wie eine gemauserte Henne und hat leere bange Augen,
als wollte sie, sobald nur jemand ihr nahe kommt, anfangen zu gackern und mit
den Flügeln zu schlagen.«
    »Eigentlich
dürftest du nichts gegen sie sagen. Du hast Cade ins Bein geschossen.«
    »Ich war
betrunken, sonst hätte ich es nicht getan«, sagte Stuart, »und Cade hat es mir
nicht nachgetragen, auch Cathleen, Raiford und Mr. Calvert nicht, nur diese
Yankee-Stiefmutter zeterte, ich sei ein wilder Barbar und anständige Leute
wären in den Südstaaten ihres Lebens nicht sicher.«
    »Trotzdem
kannst du nichts gegen sie sagen, denn schließlich hast du Cade doch
angeschossen, und er ist ihr Stiefsohn.«
    »Deswegen
braucht sie mich doch nicht gleich zu beleidigen. Du bist Ma's Fleisch und
Blut, aber hat sie etwa getobt, als Tony Fontaine dich ins Bein schoß? Nein,
sie ließ einfach den alten Dr. Fontaine kommen, dich zu verbinden, und fragte
ihn, seit wann denn Tony nicht mehr richtig zielen könne, der Schnaps werde ihm
noch seine ganze Schützenkunst verderben. Weißt du noch, wie das Tony wild
gemacht hat?«
    Die beiden
bogen sich vor Lachen.
    »Ma ist
ein ganzer

Weitere Kostenlose Bücher