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MargeritenEngel (German Edition)

MargeritenEngel (German Edition)

Titel: MargeritenEngel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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fahren.«
    »Sauna?«, frage ich ungläubig. Alle Alarmglocken beginnen zu schrillen. Das Lied ist zu Ende, also stelle ich das Radio leiser. »Allein?«
    »Ich brauche dringend ein wenig Entspannung. Ich hatte einen echt beschissen anstrengenden Tag«, sagt er und schafft es nur mit einer Vollbremsung, an der roten Ampel zu halten. »Scheißampel. Wozu ist die mitten in der Nacht überhaupt an? Es ist doch kaum ein Auto auf der Straße und wir müssen hier Ewigkeiten warten«, meckert er vor sich hin und klopft ungeduldig mit den Fingern auf dem Lenkrad herum.
    Mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen. Ich fühle, wie sich eine Mischung aus Wut und Angst in mir aufbaut. Nur mit Mühe kann ich mich zwingen, ruhig zu bleiben. Kevin hasst es, wenn ich ausraste. Dann schaltet er erst recht auf stur. Aber er kann doch nicht allein in die Sauna gehen! In eine Schwulensauna! Da muss ich nicht lange überlegen, was er vorhat.
    »Ich dachte, wir verbringen den Abend zusammen«, sage ich vorsichtig und kämpfe gegen dieses beschissene Gefühl in meinem Inneren an.
    »Wie gesagt, ich hatte einen harten Tag und...«
    »Den hatte ich auch«, falle ich ihm ins Wort. »Und überhaupt, du arbeitest vier Stunden in einer Videothek. Wie hart kann dein Tag schon gewesen sein?«
    Zuerst brummt Kevin etwas Unverständliches, dann seufzt er theatralisch. »Da war heute dieser Typ, also, das musst du dir mal reinziehen: Eine halbe Stunde hat der gelabert, wie beschissen Actionfilme doch heutzutage gemacht wären. Faselte irgendwas von guten, alten Zeiten. Als ob mich das interessieren würde. Aber der Kerl schnallt das ja nicht. Dann fängt er an, von Sylvester Stallone zu erzählen. Den ganzen Lebenslauf, einschließlich jeder verfickten Rolle. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wir anstrengend das war.«
    »Stimmt, kann ich nicht. Wenn ich mir überlege, dass ich heute…« Ich beiße mir auf die Lippe und schweige.
    Kevin mag es nicht, wenn ich von der Arbeit erzähle. Er hat ein Problem mit dem Alter. Er hat vor allem ein Problem mit meinem Job. Dauernd meckert er, dass ich kündigen soll. Dabei ist es genau das, was ich machen möchte.
    Ich kümmere mich gern um alte Menschen, ich kann das gut. Davon abgesehen müssen wir auch von irgendwas leben. Mit seinem Job könnten wir nicht einmal die Wohnung halten, ganz zu schweigen von Nahrungsmitteln.
    »War wohl heute wieder viel los?«, fragt er plötzlich sanfter. Mit einer Hand streichelt er über mein Bein. Ich genieße die Berührung und habe die Hoffnung, dass er es sich doch noch anders überlegt.
    »Schon«, flüstere ich, lege meinen Kopf zurück und drücke mich sehnsüchtig seiner Hand entgegen.
    »Na, siehst du. Dann ist es doch viel besser, wenn du zu Hause bleibst und dich ausruhst. Du kannst einen von deinen Lieblingsfilmen gucken. Ich bleibe höchstens zwei oder drei Stunden weg.«
    »Kevin! Ich will nicht, dass du allein da hinfährst. Entweder komme ich mit oder wir bleiben beide zu Hause. Ich will gar nicht wissen, was du da vorhast und vor allem mit wem!« Jetzt kann ich meine Eifersucht doch nicht mehr im Zaum halten. Angepisst schaue ich aus dem Fenster.
    »Ich habe gar nichts vor«, zischt er.
    »Du willst ficken!«, fauche ich wütend. Ich klinge viel zu zickig, aber ich kann mich nicht mehr zusammenreißen. Ich bin wütend und enttäuscht, aber vor allem frisst mich die Panik nahezu auf. Er will allein weg. Dorthin, wo eine Menge schwuler Kerle herumlaufen. Kerle, die es alle nicht so genau mit Beziehungen nehmen.
    »Ich will mich entspannen. Das ist alles!«
    »Du kannst dich auch mit mir entspannen.«
    »Das kann ich nicht! Ich kann mich nicht entspannen, wenn ich das Gefühl habe, dass alle auf meinen so unglaublich geil aussehenden Kerl starren. Wie soll ich mich da bitte entspannen?«, sagt er genervt.
    »Du findest mich geil?« Mein Unbehagen löst sich in Luft auf, stattdessen macht sich Hitze in meinem Bauch breit.
    »Ich könnte mir keinen geileren Kerl vorstellen«, antwortet Kevin lachend und greift mir in den Schritt. Ich mag sein Lachen. Seine Hand sorgt dafür, dass ich innerhalb kürzester Zeit hart werde. Ich sehne mich so sehr nach ihm.
    Vielleicht hat Kevin recht. Mir würde es in der Sauna ja auch so gehen. Allein die Vorstellung, dass die Typen dort ihn ansehen oder anfassen. Aber das werden sie, wenn er allein fährt.
    »Nimm mich mit«, bitte ich. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Jedes Mal nehme ich mir vor, nicht zu betteln, wenn er

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