Maria, ihm schmeckts nicht!
gewis-
sen Widerwillen, besonders heute, denn es gibt ein
Highlight der regionalen Küche von Molise, nämlich
Pasta con la trippa, was bestimmt genauso schmeckt, wie es klingt. Gerne greifen Köche in dieser Gegend zu Innereien, die selbst sorgsam gewaschen und
zubereitet eine Prüfung für jeden und nicht nur für jeden empfindlichen Magen darstellen.
Wer das trotzdem gerne probieren möchte, bitte
schön, Sie sind schließlich erwachsen und haben ein Recht auf Ihre eigenen Erfahrungen:
Zutaten
300 g Röhrchennudeln
250 g Kutteln vom Lamm
1 kleines Stück Sellerie
1 kleine Karotte
2 EL kaltgepresstes Olivenöl
Salz, Pfeffer
1 kleine Chilischote
100 g Pecorino-Käse (gerieben)
Nudeln
Zubereitung
Die Kutteln waschen, Fetthäutchen entfernen und
in handtellergroße Stücke schneiden. Anschlie-
ßend bei mittlerer Hitze in reichlich Salzwasser
kochen, bis die Kutteln weich sind.
Den Sellerie und die Karotte waschen und in feine
Würfel schneiden. Das Fleisch herausnehmen,
in Streifen schneiden und zusammen mit dem Ge-
müse in dem Öl anbraten, salzen und pfeffern. Mit
reichlich Flüssigkeit (z. B. dem durchgesiebten
Kuttelwasser) ablöschen und zwei Stunden kö-
cheln. Gegen Ende der Kochzeit Nudeln mit in
den Topf geben und im Sud gar kochen.
Kurz vor dem Servieren die gehackte Chilischote
zugeben und den Pecorino darüber streuen.
Beim Essen erzählen meine Cousins und Onkel gerne
einen guten Witz. Die meisten davon sind ganz
harmlos. Zoten sind bei meinen Leuten nicht gefragt.
Anzüglichkeiten verstehen und mögen sie nicht. Nie
habe ich erlebt, dass Gianluca, Marco oder Paolo
oder irgendjemand aus meiner Altersklasse respekt-
los über Frauen gesprochen hätte.
Als ich einen jovialen Herrenscherz über eine Mo-
deratorin des italienischen Fernsehens anbringe und Sara, diese Teufelin, diesen Unsinn auch noch übersetzt, komme ich mir vor wie der Schurke im Saloon.
Alle hören auf zu essen, lassen die Gabeln sinken,
keiner lacht. Alle schauen mich an. Ich lächle blöd in die Runde und spüre, dass Nonna Anna mich schlagen will. Macht sie aber nicht. Sie bestraft mich
schlimmer, indem sie zu Sara sagt: »Na, da hast du
aber einen großen Fang gemacht.«
Witze nach ihrem Gusto gehen so: Ein Mann
kommt in den Himmel. Petrus macht mit ihm einen
Rundgang, um ihm zu zeigen, welche Wohnorte für
ihn in Frage kommen. Zunächst besuchen sie den
Limbus, wo Kinder und Erwachsene gemeinsam an
langen Tischen sitzen, DVDs ansehen, dabei Süßig-
keiten essen und es sich gut gehen lassen. Der Mann ist beeindruckt. Dann schauen sie in der Hölle
vorbei. Quietschvergnügte Menschen laufen dort
umher, es gibt wunderbare Sitzecken, in denen man
bei Kerzenschein und erstklassigem Wein die hohe
Kunst der Spitzenküche genießt, dazu spielt ein
Streichquartett Werke von Mozart und Brahms.
Manche der Bewohner stehen an einem Büfett und
laden sich riesige Desserts auf tablettartige Teller.
Wenn das hier die Hölle ist, wie soll es dann im
Himmel zugehen? Der Mann entscheidet sich also
für das Paradies.
Am ersten Tag serviert ihm Petrus einen grünen
Salat mit Essig. Der Mann ist enttäuscht. Am zweiten Tag gibt es einen Teller kalte Nudeln mit Butter. Der Mann isst auf, nimmt sich jedoch vor, am kommenden Tag das Essen zu beanstanden. Anderntags
bringt Petrus halbgaren Reis und eine Tomate. Dem
Mann reißt der Geduldsfaden und er ruft: »Was soll
denn das? In der Hölle wird geschlemmt und hier im
Paradies gibt es nur langweiligen Salat, Nudeln und Reis. So habe ich mir das aber nicht vorgestellt.«
Darauf Petrus: »Selber schuld. Meinst du vielleicht, für uns beide lohnt es sich, hier groß zu kochen?«
Es ist ein schönes Weihnachten. Trotz der Laut-
stärke. Trotz der Kälte. Aber wegen meiner Familie, die sich so eine große Mühe gibt. Sie haben es nicht immer leicht da unten in ihrer kaputten vergessenen Stadt. Nach einem schweren Erdbeben mussten viele
Häuser geräumt werden, die nun langsam zusam-
menfallen werden. Nein, sie haben es wirklich nicht leicht. Aber das merkt man ihnen nicht an, wenn
man mit ihnen Tombola spielt.
Bei unserer Abreise vergesse ich leider meinen
panettone, doch das macht nichts. Drei Tage später hat Nonna Anna mir einen frischen hinterherge-schickt.
Zwölf
Es kommt der Tag im Leben eines Mannes, an dem
er ein neues Auto braucht. Nicht immer ist der Vor-
gänger unrettbar abgenutzt, hatte einen Unfall oder wurde als
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