Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maria, Mord und Mandelplätzchen

Maria, Mord und Mandelplätzchen

Titel: Maria, Mord und Mandelplätzchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stöger
Vom Netzwerk:
das kannst du abwarten. Die … die kann morgen schon weg sein, und du hörst nie wieder was von ihr. Taucht einfach nicht mehr auf.«
    »Holger! Bitte!«
    »Glaub’s mir. Diese verdammten Blondinen – die sind so.« Holger schluckte und rang mit den Tränen. »Sabine war auch … blond.«
    »Was redest du da eigentlich? Jenny ist brünett.«
    Holgers Gesicht verzog sich ungläubig. Er blickte vorsichtig zu dem Mädchen und schaltete die Innenbeleuchtung ein. Die schulterlangen Locken hingen seitlich vom Kopf, der immer noch auf ihrer Brust lag, und verdeckten das Gesicht. Holger streckte seine Hand in Richtung der hellen Haare, wagte aber nicht, sie zu berühren. »Sie ist nicht brünett«, sagte er ins Telefon. »Sie hat lange, aschblonde Locken.«
    Martin dachte eine Weile über Holgers letzten Satz nach. Dann lachte er und schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Jenny hat kurze, braune Haare. Wen du meinst, das ist die Jenny aus der Buchhaltung. Du … du hast doch nicht geglaubt, dass das meine Freundin ist.«
    »Ich hab einfach nach Jenny gefragt. Und die kam aus deinem Büro. Gibt’s da noch eine?« Eine entsetzliche Ahnung war dabei, sich zur Gewissheit zu verfestigen.
    »Das glaub ich jetzt nicht! Du musst doch irgendwas gemerkt haben?«
    »Die hat natürlich alles abgestritten. Ich denk noch: Klar, das passt. Die kleine Nutte! Bescheißt meinen Bruder und lügt mir ins Gesicht.«
    »Was erzählt sie denn?«
    »Irgendeinen Quatsch. Du wärst ihr unheimlich und würdest sie immer so komisch ansehen. So’n Zeug. Ich dachte, die Alte tickt nicht richtig …«
    Martin spielte gedankenversunken an einem Kugelschreiber herum. »Ja, hab ich schon von anderen Leuten gehört, dass die Geschichten über mich erzählt. Keine Ahnung, warum. Vielleicht will die was von mir, und ich hab’s nicht gecheckt. Weiß man ja nie bei Frauen.«
    »Die ist nicht ganz sauber im Kopf, oder? Die ist doch krank!«
    »Kann sein. Jetzt bring mal den Wagen zurück.«
    Holger blickte zu dem Mädchen. »Du – ich brauch noch ’ne Stunde.«
    »Ja, aber gib Gas, okay?«
    Nachdem Martin aufgelegt hatte, bemerkte er, dass Jenny auf seiner Mailbox war. Sie war noch bei ihren Eltern, wollte aber in Kürze bei ihm sein. Martin rief sie an. Wie sich herausstellte, war Jenny den ganzen Tag nicht im Hotel gewesen und hatte auch Holger nicht getroffen. Martin atmete durch und freute sich auf einen Abend ohne weitere Komplikationen.
    2 . AKT
    Die junge Frau starrte ihn aus dem Kofferraum an. Holger legte ihre Handtasche neben die Leiche und einen Pullover über ihren Kopf. Dann überlegte er, ob er den Klappspaten schon herausnehmen sollte. Aber das hatte Zeit, bis man am Baum war. Diesmal würde er tiefer graben. So tief, dass kein Hund je irgendetwas finden würde. Holger fragte sich nicht, warum er das Mädchen dort begraben wollte. Der alte Ahornbaum war für ihn der Ort für die Toten. Das war so. Da musste man nicht fragen, warum. Holger drückte auf einen Knopf, und der Kofferraumdeckel schloss sich mit leisem Summen. Der Föhn blies Holger ins Gesicht. Er sog die warme Luft tief ein und stieg wieder in den Wagen.
    Die Benzinanzeige hatte schon die ganze Zeit rot aufgeleuchtet. Als Holger den Wagen startete, fiel sie ihm wieder auf, und er kam zu dem Schluss, es sei nicht gut, wenn der Wagen unterwegs stehenblieb. Der Reservekanister lag im Kofferraum hinter der Leiche. Es bereitete Holger einige Mühe, ihn hervorzuziehen, zumal er die Tote nicht ansehen mochte. Während das Benzin langsam aus dem Kanister in den Tank lief, lauschte Holger in die stürmische Nacht. Auf das Rauschen der Bäume und den Klang einer Kirchturmglocke, den der Sturm von irgendwoher mit sich trug. Als der Wind drehte, hörte Holger plötzlich ein anderes Geräusch. Es klang wie das Schließen einer Autotür. Ganz nah schien es zu sein. Holger blickte auf.
    Nur wenige Meter entfernt stand ein Streifenwagen, aus dem soeben zwei Polizisten ausgestiegen waren und jetzt auf Holger zukamen. Holger erschrak, ließ den Kanister fallen, eilte zum noch offen stehenden Kofferraum und drückte den Knopf, der den Deckel endlos langsam nach unten fahren ließ. Er schloss gerade noch rechtzeitig, so dass die beiden Polizisten keinen Blick mehr in das Innere des Kofferraums werfen konnten.
    »Guten Abend«, sagte der ältere der beiden Polizisten. »Frohe Weihnachten erst amal. Ich bin Polizeiobermeister Leonhart Kreuthner. Das ist mein Kollege Polizeimeister

Weitere Kostenlose Bücher