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Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Salat vornahm, «wenn ich nicht so verflucht faul wäre, dann würde ich vielleicht heiraten. Aber ich frage mich, ob es der Mühe wert ist.»
    «Hast du denn eine Freundin, Onkel Geoff?»
    «Hunderte — nicht eine, das macht die Sache ja so schwierig. Bei diesen Dingen muß man sich konzentrieren können. Vielleicht heirate ich dich.»
    «Tut mir wirklich sehr leid», Mary blickte auf und lächelte ihm zu, «aber ich bin schon verlobt.»
    «Also, ich muß sagen, diese Jugend heutzutage... Iß weiter», sagte er plötzlich, «und red keinen Unsinn!»
    Mary futterte sich beglückt durch das ganze Dinner hindurch und trank zwei Glas Apfelwein, die in ihrem Kopf ein leichtes Summen hervorriefen. «Möchtest du noch irgendwas?» fragte Onkel Geoffrey etwas besorgt, als sie mit ihrem Löffel Jagd auf das allerletzte Restchen Eis im Becher machte.
    «Nein, danke», seufzte sie tiefzufrieden, «ich bin v. b. ü. b. B.»
    «Was, um Himmels willen, heißt denn das?»
    «Voll bis über beide Backen. Gehen wir jetzt ins Kino?»
    Er verlangte die Rechnung, zuckte ganz leicht zusammen, als er den Betrag sah, aber warf lässig ein paar Scheine auf den Tisch, als handele es sich um nicht mehr als ums Fahrgeld für den Bus. Mary war entsetzt. «Ein Pfund und 10 Schillinge! So teuer war das?» Er schnippte wegwerfend mit den Fingern. «Kleinigkeit. Ja, wenn ich dich ins Ritz eingeladen hätte —»
    «Das war wirklich nett von dir, Onkel Geoff. Vielen Dank. Gehen wir jetzt ins Kino?» Sie machte den Gürtel ihres Kleides um ein Loch weiter und zog den Mantel über.
    Als sie zwischen den Tischen am anderen Ende des Lokals hindurchgingen, wo es nur Marmorplatten und keine gestärkten Tischtücher gab, und wo das einfachere Publikum saß, rief plötzlich jemand irgendwo von rechts: «Percy.» Überraschenderweise drehte sich Onkel Geoffrey daraufhin um. Ein dicker Mann mit kleinen Augen in einem blassen, schwammigen Gesicht winkte ihm zu: «Komm her und trink einen Schnaps, alter Junge!» Mary folgte Onkel Geoffrey an den Tisch, auf dem lauter Flaschen standen und an dem außer dem Dicken noch zwei Mädchen und ein Mann mit halbrund gestutztem Bart saßen.
    «Junge, Junge», sagte der Fettwanst, als sie herankamen. «Wer ist denn das, deine neue Freundin? Du fängst sie dir jetzt wohl schon ganz jung ein?» Alles lachte, und Onkel Geoffrey sagte: «Laß um Himmels willen deine dreckigen Witze, Onkel. Das ist die Kleine von meiner Schwester. Mary, das ist Onkel Joe, das ist Babs, der mit dem Sauerkraut am Kinn ist Raymond, und diese ungewöhnlich schöne Dame mit dem roten Hut heißt Wanda. Kinder, das ist Mary. Sie hat sich ganz plötzlich als Wunderkind entpuppt und dieses Ereignis feiern wir gerade.»
    Alle, besonders Wanda mit ihren kurzen, strohgelben Haaren und ihrer viel zu stark gepuderten Stupsnase, waren sehr freundlich zu Mary und schenkten ihr anfänglich viel Beachtung. Man setzte sie zwischen Onkel Geoffrey und Raymond, gab ihr Ingwer-Bier zu trinken, und alle erkundigten sich nach ihrem Stück und sagten: «Also, Kindchen, das ist wirklich fabelhaft!» Sie wollten nicht glauben, daß sie schon älter als acht Jahre war und fragten, wie sie denn ausgerechnet zu einem Onkel wie Percy käme. Mary sonnte sich in ihrem Erfolg, was zum Teil wohl auf den Apfelwein zurückzuführen war, der noch immer in ihrem Kopf summte. Nach einer Weile begannen die anderen sich zu unterhalten, sie redeten unverständliches Zeug über Leute, die Dezzy und Marge hießen, und vergaßen ganz, daß Mary auch noch da war.
    Sie zupfte Onkel Geoffrey am Ärmel. «Was ist denn mit dem Kino?» flüsterte sie.
    «Was? Ach ja, richtig, Kleines. Eine Sekunde noch», und dam it drehte er ihr wieder den Rücken zu. Er trank Whisky mit Soda und unterhielt sich ganz ernsthaft mit Wanda, die an seiner anderen Seite saß. Mary verstand kein Wort, bis Wanda plötzlich: «Aber Percy!» rief und ihm einen kleinen Klaps auf die Hand gab. Mary trommelte mit den Absätzen gegen die Stuhlbeine, seufzte, trank einen Schluck Ingwer-Bier, und nach ein paar Minuten machte sie einen erneuten Versuch. Dieses Mal hörte Onkel Geoffrey sie gar nicht, und ein weiteres Mal wollte sie es nicht mehr probieren.
    «Du bist doch ein richtiges Goldstück», sagte er gerade zu Wanda, und seine Vorderzähne schienen ihm aus dem Gesicht springen zu wollen. Mary drehte sich zu Raymond, der ein Glas Bier an sein Kinn hielt und gedankenverloren seinen Bart darin befeuchtete, während er

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