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Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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Sekretärin, eine Idee, wie man an einen herankam. Sie würde sie nachher fragen.
    Entschlossen drückte Marilene ihre Zigarette aus, verschloss sorgfältig das Fenster und ging nach unten, um sich dem Rosenkrieg zu stellen.
    * * *
    Gott, war sie aufgeregt! Ihr war schlecht. Der Standesbeamte hatte zu reden begonnen, und seine Worte rauschten an ihr vorbei. Sie hatte das Gefühl, dass die Luft zum Atmen einfach nicht reichte. Wie vorm Zahnarzt, dabei sollte dies doch ein Tag der Freude sein, der schönste Tag ihres Lebens.
    Eigentlich hatte sie sich das ganz anders vorgestellt. Obwohl Frank ausdrücklich darauf bestanden hatte, keine große Sache draus zu machen. Nur Standesamt. Und nur sie drei. Die Familie. Noch hatte er kein Wort darüber verloren, dass Antonia nicht da war. Eine armselige Veranstaltung war das. Sie wünschte, sie hätte nicht so viel Geld für dieses Kostüm ausgegeben. Es war viel zu vornehm. Nicht für den Anlass, das nicht, aber neben Frank, der eine schwarze Jeans und ein graues Jackett trug, der nicht mal einen Schlips angelegt hatte, musste sie wirken wie verkleidet. Eine Hochstaplerin, die mehr darstellen wollte, als sie tatsächlich war. Nämlich eine graue Maus. Ihr Hochgefühl von vorhin war komplett verflogen.
    Sie verzog das Gesicht und hoffte, Frank würde nicht mitbekommen, wie ihr auf einmal zumute war. Kalte Füße. Sie war so sicher gewesen, dass er der Richtige für sie war, und nun beschlichen sie auf einmal Zweifel. Sie musterte ihn verstohlen von der Seite. Er wirkte irgendwie distanziert, als sei die Heirat nicht weiter wichtig, etwas, das man eben so machte, wenn man sich länger kannte. Dabei war nicht sie es gewesen, die das Thema überhaupt angeschnitten hatte. Das war allein von ihm ausgegangen, und seinerzeit schien es von großer Bedeutung für ihn zu sein, fast dringlich war ihr sein Antrag vorgekommen.
    Natürlich hatte sie davon geträumt, eines Tages zum Altar zu schreiten, aber auf eine standesamtliche Trauung hatte sie nie Wert gelegt. Schon mit Christian nicht. Und mit Frank seltsamerweise erst recht nicht. Frank, der sie entfernt an jemanden erinnerte, jemanden von ganz früher, glaubte sie, aus ihrer schlimmen Zeit, doch sie war nie darauf gekommen und hatte es schließlich als Einbildung abgetan. Er war so schön. So selbstsicher. So gewandt. Sie selbst war nichts von alledem. Wie sollte das funktionieren? Irgendwann würde er sie als Klotz am Bein empfinden, und dann stünde sie wieder allein da. Sie wusste nicht, ob sie einen solchen Verlust ein zweites Mal verkraften könnte.
    Meine Güte, schalt sie sich, es hat noch nicht mal angefangen, und du denkst schon ans Ende? Das ist nicht normal. Aber genau das war sie ja auch nicht: normal. Das durfte natürlich niemand wissen. Normal. Was für ein wunderbares Wort. Schon immer hatte es für sie Sicherheit verheißen. Nichts war ihr je erstrebenswerter erschienen. Nicht mal eine Ehe. Wider Erwarten stahl sich ein winziges Lächeln auf ihr Gesicht. In diesem Moment betrat Antonia das Trauzimmer. Wie schön! Jetzt würde alles gut werden. Sie warf einen Blick auf Frank. Er stieß sie mit dem Ellenbogen an, oh, sie hatte ihren Einsatz verpasst, aber er zwinkerte ihr zu.
    »Ja, ich will«, sagte sie.

2
    »Immer ich«, schimpfte er, »das ist voll gemein!« Er knallte wütend die Tür hinter sich zu. Balou hielt das Geräusch für den Startschuss und raste los, er hinterher. Er war nicht schnell genug. Balou zerrte an der Leine, aber er gab nicht nach, hatte sie sich extra um die Hand gewickelt, damit er diesmal nicht entwischte und sein Häufchen an seinem Lieblingsplatz hinterließ. Mitten auf dem Rasen seiner Englischlehrerin. Balou war eben kein Hund wie jeder andere. Den erkannten alle wieder, auch Frau Dr. Zimmermann, obwohl die eine Brille mit irre dicken Gläsern trug.
    Auch jetzt steuerte Balou mit wehenden Ohren nach links. »Sitz!«, brüllte er. Krass, der Hund gehorchte! Jedenfalls fast. Er wurde langsamer und drehte den Kopf nach ihm um. »Sitz«, wiederholte er und konnte es echt nicht glauben. Balou setzte sich. Mitten auf die Straße. Natürlich kam ausgerechnet in diesem Moment ein Auto. Es hielt direkt vor ihm an, und die Scheibe wurde runtergelassen.
    »Gehorcht er dir wieder nicht?«, fragte seine Englischlehrerin. Wer auch sonst?
    Er überlegte, ob er vielleicht, ganz leise, noch ein Kommando ausprobieren sollte. Fass. Er wäre der Held seiner Klasse. Wenn nicht der ganzen Schule. Aber Balou

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