Marissa Blumenthal 01 - Virus
ließ einen Pfiff los: »Es gibt nichts, was die nicht haben!«
»Und du sagst, der Leiter dort in Fort Detrick ist interessiert an viralem hämorrhagischem Fieber?«
»Er zählte zu den Leuten, die damals mit Dubchek zusammen nach Zaire geschickt wurden, um das erste Auftreten des Ebola-Virus zu untersuchen.«
Marissa trank in kleinen Schlucken ihren Kaffee und fand, daß dies eine interessante Übereinstimmung war. Außerdem begann eine Idee in ihr zu keimen, die aber so unerfreulich war, daß sie beim vorläufigen Stand der Erkenntnisse nicht als realistische Hypothese in Betracht gezogen werden konnte.
*
»Einen Augenblick bitte, gnä’ Frau«, sagte der uniformierte Posten mit schwerem Südstaatenakzent.
Marissa stand vor der Einfahrt zu Fort Detrick. Mehrere Tage lang hatte sie sich selbst von dem Gedanken abzubringen versucht, daß die Army irgend etwas damit zu tun haben könnte, daß dieser Ebola-Virus auf die nichtsahnende Bevölkerung losgelassen wurde. Aber schließlich hatte sie sich dazu entschlossen, ihren freien Tag zu nutzen, um auf eigene Faust dieser Idee nachzugehen. Die beiden Überfälle beschäftigten sie weiterhin.
Es hatte nur eines eineinhalbstündigen Flugs nach Maryland und einer kurzen Fahrt in einem Mietwagen bedurft. Marissa hatte ihre unmittelbare Erfahrung mit dem Ebola-Virus als Begründung dafür herangezogen, mit jemandem sprechen zu müssen, der mit diesem seltenen Virus ebenfalls schon Bekanntschaft gemacht hatte; Oberst Woolbert hatte richtiggehend begeistert ihrer Bitte um ein Gespräch zugestimmt.
Die Wache trat wieder an Marissas Wagen heran. »Sie werden in Bau achtzehn erwartet!« Er händigte ihr einen Besucherausweis aus, den sie am Revers ihrer Jacke befestigen sollte, und gab mit einer zackigen Ehrenbezeugung den Weg frei. Das schwarzweiß gestrichene Tor öffnete sich, und sie fuhr auf das Gelände.
Bau achtzehn war ein fensterloses Betongebäude mit flachem Dach. Ein Mann mittleren Alters in Zivil trat auf sie zu, als Marissa aus dem Wagen stieg. Es war Oberst Kenneth Woolbert. Auf Marissa wirkte er eher wie ein Universitätsprofessor als wie ein Armeeoffizier. Er war freundlich und humorvoll und ganz unverhohlen erfreut über Marissas Besuch. Er sagte ihr geradeheraus, sie sei die kleinste, aber auch hübscheste EIS-Beamtin, die er je kennengelernt hätte, und Marissa beschloß, das als Kompliment zu betrachten.
Das Gebäude wirkte wie ein Bunker. Der Zugang erfolgte durch eine Reihe von Stahlschiebetüren, die per Fernsteuerung bedient wurden. Über jeder Tür waren kleine Fernsehkameras angebracht. Das Laboratorium als solches dagegen wirkte wie jede andere entsprechend moderne Krankenhauseinrichtung dieser Art, einschließlich des üblichen Kaffeetopfes auf dem Bunsenbrenner. Der einzige auffallende Unterschied war das Fehlen von Fenstern.
Nach einem kurzen Rundgang, bei dem das Vorhandensein eines Hochsicherheitslabors nicht zur Sprache kam, führte Oberst Woolbert Marissa in den Imbißraum, der freilich aus nicht viel mehr als einer Reihe von Verkaufsautomaten bestand. Er holte einen Krapfen und Pepsi für sie, und sie nahmen an einem kleinen Tischchen Platz.
Ganz von sich aus erzählte Oberst Woolbert, daß er in den fünfziger Jahren am Seuchenkontrollzentrum als EIS-Beamter angestellt gewesen sei und sich in zunehmendem Maße für Mikrobiologie und schließlich Virologie interessiert hätte. In den siebziger Jahren hätte er dann auf Staatskosten sein Studium wieder aufgenommen und den Dr. med. gemacht.
»Das war ein ordentliches Stück besser, als andauernd in entzündete Hälse und verstopfte Ohren gucken zu müssen!« schloß der Oberst.
»Jetzt sagen Sie bloß«, rief Marissa aus, »daß Sie Kinderarzt waren!«
Sie mußten herzlich lachen, als sie feststellten, daß sie beide am Bostoner Kinderkrankenhaus ausgebildet worden waren. Oberst Woolbert fuhr dann fort zu erzählen, wie es gekommen war, daß er schließlich hier in Fort Detrick landete. Er berichtete von regelmäßigen Kontakten zwischen dem Seuchenkontrollzentrum und Fort Detrick und davon, daß die Army ihm ein Angebot gemacht hatte, dem er nicht widerstehen konnte. Er erzählte außerdem, daß das Labor und die gesamte Ausstattung hervorragend seien und daß er, und das sei das beste, sich nicht ständig wegen der Finanzierung herumschlagen müsse.
»Bereitet Ihnen das Endziel Ihrer Arbeit hier keine Probleme?« fragte Marissa.
»Sie müssen berücksichtigen, daß
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