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Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Versuch unternommen, dem Prozeß eine politische Note zu geben, indem er sich als einen, wie er hoffe, würdigen Nachfolger jener Partisanen bezeichnete, die schon einmal, 1812, einen größenwahnsinnigen General auf den Boden der Realitäten zurückbrachten. Ein für den Prozeßbetrachter unmerklicher Stromschlag hinderte ihn, das Thema auszuweiten.
    Mir erging es nicht besser, als ich einmal das Wort Guerilla in den Mund nahm. Der Stromschlag, den ich erhielt, war eine unmißverständliche Warnung, mich an die vorgeschriebenen Prozeßregeln zu halten; einige Sekunden lang blieb ich gelähmt. Mittels dieser Stromschläge wurden alle unsere Antworten zu den vorgelegten Fragen auf die allein erlaubten beiden Formulierungen beschränkt. Es gab keine häßlichen Auftritte, keine Ermahnungen von seiten der Richter – nichts, was unliebsam hätte vermerkt werden können.
    Nach dem ersten Verhandlungstag hatte ein Fernsehsprecher kommentiert: »Überwältigt von der Erkenntnis ihrer Schuld oder auch nur kleinlaut geworden, weil das Beweismaterial keine Ausflüchte zuließ, wurden die drei Angeklagten von Minute zu Minute einsilbiger. Ihre Antworten lauteten stereotyp: Ja – nein – nein – ja.«
    Was freilich hätten sie dem auch noch hinzufügen können? War er wirklich ahnungslos – oder tat er nur so?
    So warteten wir auf das Urteil – eingehüllt in den Schein der Abendsonne, der sich schwächlich durch den Smog über Metropolis rang: drei armselige, schlimmster Verbrechen überführte Kreaturen, auf denen schwer und zürnend der Blick des Generals lastete.
    Unsere Mission – daran war nicht zu rütteln – war gescheitert.
    Erst hatte ich mich rundweg geweigert, dies zur Kenntnis zu nehmen; dann hatte ich mich gegen die Erkenntnis aufgelehnt und meinen Zorn und meine Verzweiflung gegen die Wände meiner Zelle gehämmert. Und irgendwann schließlich hatte ich mich damit abgefunden.
    Das Unternehmen Trojanisches Pferd war ein kompletter Mißerfolg. Nichts war erreicht worden, nichts verändert. Das Unternehmen hatte den General und seine Anhänger lediglich wieder in den Besitz eines ihrer Schiffe samt Ladung gebracht – und uns auf die Anklagebank. Es hatte sich zwangsläufig als das enthüllt, was es in Wirklichkeit ja auch war: als ein Akt der Verzweiflung ohne jede praktische Bedeutung.
    Späteren Geschichtsschreibern würde es allenfalls zu einer Fußnote Anlaß geben, etwa des folgenden Inhalts: Ein im Jahre 2071 stattgefundener Versuch, die Entwicklung des Homo Factus aufzuhalten, blieb erfolglos. Die daran Beteiligten kamen dabei ums Leben.
    Eine nüchterne, sachliche Anmerkung: kein Wort über unsere Beweggründe, nichts über die Qual unserer letzten Tage.
    Würde irgendwann einmal, in ferner, unvorstellbarer Zukunft irgend jemand auf die Aufzeichnungen stoßen, die Lieutenant Ibaka der Welt als sein Testament hinterließ, und würde dieser irgend jemand dann noch ermessen können, welche ungeheure Tragödie sich mit diesem Letzten Willen eines untadeligen Mannes verband, der den Mord an seiner Familie nicht hatte verwinden können?
    Grausame Ironie des Schicksals: nun kam sein verbliebener irdischer Rest, statt dem General zu schaden, diesem auch noch zugute.
    Die Revolution des Homo Factus, die Lieutenant Ibaka mit seinem Sterben erreichen wollte, fand nicht statt. Was immer an Erfahrungen er zurückgelassen und weitergegeben hatte – die Masse des Bösen hatte es erstickt.
    Ich sah es an den glatten, selbstgefälligen Gesichtern, die einander glichen wie ein Ei dem anderen, als sie dem Prozeßgeschehen folgten und dann und wann mit hoher kindlicher Stimme ihre Bemerkungen kundtaten. Das Regiment HFs, das auf persönlichen Befehl des Generals auf den Tribünenplätzen des Stadions praktische Erfahrungen sammelte, war eine schauderhafte Augenweide. Die blondhaarigen, blauäugigen Jünglinge hätten von einem Michelangelo entworfen sein können – nur daß sie hier nicht in Bronze gegossen, sondern aus Fleisch und Blut waren, lebendige, verstandbegabte Wesen, denen niemand das Monstrum ansah.
    Monstren, das waren sie; dies zu behaupten konnte niemand mich abbringen: Menschen, die doch wieder keine Menschen waren – in Retorten gezüchtet, in wenigen Monaten zur Reife gebracht, unfähig, sich aus eigener Kraft fortzupflanzen, unfähig zur Liebe und zu jedem edleren Gefühle, nur kampfbereit, nur hörig. Doch, wenn man auf sie schoß, wie ich das auf ASTROSTAT getan hatte, starben sie unter Blut und

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