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Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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    Wir dachten, wir wären sie endlich los, doch wir haben uns geirrt. In dieser Nacht greifen sie wieder an.
    Wir hören die Meute der Jäger erst Minuten bevor sie das Ufer erreichen: Sie stoßen grollende Schreie aus, roh und scharf wie Glasscherben, die unter einem Stiefel zermalmt werden. Das Pferd bläht die Nüstern, verdreht die Augen und bäumt sich erschrocken auf. Mit voller Kraft und angelegten Ohren galoppiert es davon, das Weiß seiner Augen leuchtet wie zwei wahnsinnige Monde in die endlose Dunkelheit.
    Wir sechs schnappen unsere Taschen und fliehen auf wackeligen Beinen zu dem am Dock festgemachten Boot. Die Ankerseile sind straff gespannt, und wir können sie mit unseren zitternden Fingern nicht lösen. Ben bemüht sich, sein Wimmern zu unterdrücken, Epap steht bereits starr vor Angst auf dem Boot, den Kopf in Richtung der nahenden Jäger gewendet. Strähnen seines Haars stehen hoch wie kapitulierende Arme, zerwühlt von einem Schlaf, in den er nie hätte fallen sollen.
    Sissy hackt auf die Seile ein. Ihre Bewegungen werden mit jeder Sekunde flinker und drängender. Dann sieht sie sie und hält mit gerecktem Messer inne: zehn silberne Punkte, die über eine Weide in der Ferne auf uns zurasen und hinter der Erhebung eines näher gelegenen Hügels verschwinden. Die Härchen in meinem Nacken gefrieren, knacken und brechen im Wind.
    Dann tauchen sie wieder auf, zehn Quecksilberperlen auf der Kuppe des Hügels. Silberne Punkte, Quecksilberperlen , merkwürdige Begriffe und mein hilfloser Versuch, das Schreckliche als harmlos darzustellen, als Schmuckaccessoires. Aber es sind Leute. Es sind Jäger, die kommen, um ihre Reißzähne in mein Fleisch zu stoßen und meine Organe zu verschlingen:
    Ich schiebe die kleineren Jungen an Bord des Bootes. Sissy säbelt an dem letzten Seil und versucht das nahende, sabbernde Heulen und Kreischen zu ignorieren. Ich nehme eine Stange, damit ich uns sofort abstoßen kann, sobald Sissy das Tau durchgeschnitten hat. Uns bleiben nur noch Sekunden, als das Seil schließlich reißt. Ich stoße das Floß in die Strömung, während Sissy aufspringt. Das Wasser umschließt uns und zieht uns vom Ufer weg.
    Die Jäger versammeln sich am Ufer, eine zehnfache, groteske Ausschüttung von geschmolzenem Fleisch und verfilztem Haar. Ich erkenne keinen von ihnen – keine Spur von Rotlippchen, Body, Hagermann oder dem Direktor –, aber die Gier in ihren Augen kommt mir allzu vertraut vor. Es istein Impuls, stärker als Lust, ein allumfassendes Verlangen, Hepra-Fleisch und -Blut zu verschlingen und zu verzehren. Drei Jäger stürzen sich in dem vergeblichen Versuch, uns zu erreichen, kopfüber in den reißenden Fluss. Ihre Köpfe tauchen noch ein, zwei Mal auf, bevor sie einfach untergehen.
    Die übrigen Jäger verfolgen uns noch stundenlang am Ufer. Wir geben uns Mühe, nicht hinzusehen, sondern halten den Blick fest auf den Fluss und die Holzplanken des Decks gerichtet. Kein Entkommen gibt es jedoch vor ihren Schreien, voller unerfüllter Lust und brennender Verzweiflung. Die vier Jungen aus der Kuppel – Ben, David, Jacob und Epap – kauern fast die ganze Nacht in der Kabine. Sissy und ich bleiben am Heck und steuern das Boot mit langen Stangen immer möglichst weit vom Ufer entfernt flussabwärts. Nach Anbruch der Dämmerung klart sich der bewölkte Himmel langsam auf. Anstatt vor dem Sonnenaufgang und damit ihrem unausweichlichen Tod matter und schlaffer zu werden, schreien die Jäger immer lauter mit sich steigernder Wut.
    Die Sonne geht allmählich auf und bricht hier und da durch die schwarzen Wolken, die ihre sengenden Strahlen streuen und filtern, sodass die Jäger quälend langsam und grausam sterben. Es dauert beinahe eine Stunde, bevor die letzten gurgelnden Schreie verstummen und man nichts mehr von ihnen sieht, hört und riecht.
    Zum ersten Mal seit Stunden sagt Sissy etwas. »Ich dachte, wir wären weit genug gefahren. Ich dachte, wirwürden sie nie wiedersehen.« Es ist noch früh am Morgen, doch ihre Stimme klingt schon entkräftet.
    »Es war sonnig«, antworte ich. »Bis zu dem Sturm gestern.« Mit dem Regen und den Wolken war es tagsüber fast so dunkel wie in der Nacht, sodass die Jäger Stunden vor der Abenddämmerung aufbrechen konnten, um uns zu erreichen.
    Sissy reckt das Kinn. »Dann regnet es heute besser nicht«, sagt sie düster und geht in die Kabine, um nach den Jungen zu sehen.
    Der Fluss strömt mit gleichmütiger Beharrlichkeit dahin. Ich starre auf

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