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Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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überkam, verspürte ich zum erstenmal das Bewußtsein einer ungeheuren Macht, für die es keine Grenzen gab und keine geteilte Welt. Ich spürte, daß, wenn alle Menschen, die guten Willens waren, in der EAAU wie in den VOR, sich zu einer einheitlichen Willensäußerung zusammenschlössen, es ihnen möglich sein sollte, diese Welt, die sie gemeinsam bewohnten, von allen Friedensbedrohern zu säubern. Plötzlich verstand ich, was Präsident Hirschmann am Tage seines Rücktritts gemeint hatte, als er sagte: »Die grundlegende politische Realität ist in jedem Fall die Tatsache, daß alle politischen Realitäten veränderbar sind.«
    Der Zug der Demonstranten umspülte das Taxi wie ein Fluß, der sich vor einem Hindernis teilt, von beiden Seiten.
    Auf einmal drängte es mich, der Bemerkung des Fahrers meine eigene Überzeugung entgegenzustellen, und darum sagte ich:
    »Eines können Sie mir glauben: Wenn nicht wir, dann wird diese Jugend es einst schaffen, daß es keine größenwahnsinnigen Generäle mehr geben wird.«
    Der Fahrer schürzte die Lippen. »Die?«
    »Ja, die!« bestätigte ich und erhaschte gerade noch einen Blick auf das letzte der vorüberschwankenden Transparente: UNABHÄNGIGKEIT FÜR DIE VENUS!
    Das war eine offene Kriegserklärung an Smith, und ich begann über die Konsequenzen nachzudenken. Eine solche Forderung zu dieser Stunde zu erheben, konnte bedeuten, dem Präsidenten Bellini den letzten Rest festen Bodens unter den Füßen wegzuziehen, auf dem er noch stand, andererseits mochte ihre Verwirklichung einen Weg darstellen, sich aus den Wirren eines Machtkampfes herauszuhalten.
    Vor dem Hotel angekommen, stieg ich aus, zahlte und begab mich zur Rezeption. Ich nahm mir ein Zimmer und meldete ein Gespräch zur Erde an.
    »Wir werden es versuchen«, sagte der Empfangschef, »aber ich kann Ihnen nichts versprechen. Mit Metropolis mag‘s vielleicht klappen, vor drei oder vier Stunden jedenfalls haben wir noch Verbindung gehabt. Bei Europa und Amerika dagegen ist es hoffnungslos.«
    Bevor ich mich von einem Angestellten zu meinem Zimmer führen ließ, bat ich noch darum, mir das Gespräch, sobald es kam, durchzustellen. Ich mußte einfach wissen, wie es Ruth ging. Die Sorge um sie begann unerträglich zu werden.
    Das Hotel war erst kürzlich eröffnet worden: eine anscheinend freischwebende Kuppel über riesigen Glaswänden, die – von außen nach innen undurchsichtig – die blühende Gartenlandschaft zu einem Teil der Zimmer werden ließen.
    Diese selbst waren mit antiken Möbeln wohnlich eingerichtet. Der Transport von der Erde hierher mußte ein mittleres Vermögen gekostet haben, doch offenbar zahlte sich diese Kapitalanlage aus. Das Hotel war stets gut belegt, und nur weil man mich gut kannte, hatte ich mein Zimmer auf Anhieb bekommen.
    Ich warf die Mütze aufs Bett, zog die Jacke aus und schaltete das Fernsehen ein. Vom Sessel aus wühlte ich mich durch die Vielzahl der Programme, bis ich das richtige gefunden hatte.
    Es war eine Direktübertragung aus Metropolis.
    Präsident Bellini sprach: wiederholter Aufruf an die meuternden Armee–Einheiten, sich unverzüglich wieder der legalen Gewalt zu unterstellen, und mahnende Beschwörung an die Völker der EAAU, treu zur verfassungsmäßigen Regierung zu stehen und sich nicht durch die Parolen des Generals beirren zu lassen.
    Der Präsident machte auf mich einen erschöpften und übernächtigten Eindruck, um Jahre gealtert. Er war unrasiert, und seine Augenlider waren gerötet.
    Ich erinnerte mich seiner als eines glänzenden Rhetorikers. Diesmal jedoch kamen seine Sätze atemlos und abgehackt – Sätze eines Mannes, der sich ohne Hoffnung gegen sein Schicksal stemmte.
    Die Geschichte der Menschheit hallt wider von solchen Sätzen: letzte Beschwörungen vor der Katastrophe, letzte Botschaften in der Stunde des Unterganges, Stimmen der Verzweiflung in Augenblicken höchster Not, Signale schon preisgegebener Hoffnung am Rande des Abgrunds.
    »Bürger und Bürgerinnen der Vereinigten Kontinente, noch liegt es in unser aller Hand, die freigewählte Ordnung unseres Staates zu behaupten …«
    Bellinis Rede beruhigte mich bis zu einem gewissen Grad wieder. Auf jeden Fall war Metropolis, die Hauptstadt, noch unter Kontrolle der Regierung. Die endgültige, unwiderrufliche Entscheidung war also noch nicht gefallen. Ich begann mir einzureden, Bellinis Ansprache würde die Wende zum Guten bringen, und daß ein Putschversuch noch keine Machtergreifung

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