Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
darstellte.
    Ich schaltete um auf ein anderes Programm, und alle meine Selbstüberredungskünste fruchteten nicht mehr. Die Übertragung kam aus Berlin, meiner Heimatstadt, und da waren sie, die Laser-Batterien des Generals Smith: hitzeunempfindliche, strahlensichere, nahezu unverwundbare Kolosse aus einer Kunststofflegierung, die hundertmal widerstandsfähiger war als der beste Stahl, perfekte Vernichtungsmaschinen, die pfeilschnell dahinschweben konnten, denen kein Hindernis zu hoch, zu breit oder zu tief war. Die nächsten Bilder kamen in rascher Folge aus Paris, London und Madrid, aus Rom, Helsinki und Moskau, und die Stimme eines Sprechers verkündete, daß die Flagge der neuen Ordnung praktisch bereits über allen Städten Europas wehte.
    Es folgte eine Ansprache des Generals.
    »Völker der drei Kontinente, lange genug sind wir von einer Handvoll Verräter von einer Talsohle in die andere geführt worden …«
    Ich schaltete um auf ein regionales Programm. Ein Nachrichtensprecher gab bekannt, daß der Große Rat unter Hinzuziehung des Oberkommandierenden der Venus, Colonel Larriand, zu einer außerordentlichen Sitzung zusammengetreten war, um über die jüngste politische Entwicklung auf der Erde zu beraten und um sich gegebenenfalls über geeignete Abwehrmaßnahmen gegen ein Überspringen der Putschbewegung schlüssig zu werden.
    Das Telefon summte. Ich drückte auf den Knopf. Der Empfangschef war im Bild. Er konnte mir nur mitteilen, daß es ihm noch nicht gelungen war, mein Gespräch zur Erde durchzustellen. Ich bat ihn, es auch weiterhin zu versuchen, und er versprach es mir, meinte jedoch, ich sollte mir keine großen Hoffnungen machen. Ich trug ihm auf, mein Gespräch dringlich zu machen, und wartete weiter – und je länger ich wartete, desto unruhiger wurde ich wieder. Ich rannte in meinem Zimmer auf und ab, rauchte eine Zigarette nach der anderen und blickte alle zwei Minuten auf die Uhr.
    Metropolis sendete eine Festspielübertragung mit klassischer Musik.
    Die Laser–Batterien des Generals krochen durch Wien, Warschau und Lissabon.
    Der Große Rat tagte hinter verschlossenen Türen, während davor einige Journalisten ihre Mutmaßungen anstellten.
    Das Gespräch kam kurz vor 24 Uhr Metropolis–Zeit, und das erste, was ich vernahm, war die automatische Ansage der Vermittlung, die mir bekanntgab, daß die Verbindung zwar hergestellt sei, die Bildübertragung jedoch leider gestört bliebe. Dann drang endlich Ruths geliebte Stimme an mein Ohr.
    »Mark … Mark, wo bist du?«
    »Auf der Venus«, sagte ich, »vor ein paar Stunden gelandet. Morgen früh geht‘s wieder ankerauf. Aber was viel wichtiger ist: Was hast du mir zu sagen?«
    »Oh Mark!« Ruths Stimme klang verstört. »Ich weiß gar nicht, womit ich anfangen soll. Alles ist so ein schreckliches Durcheinander. Man weiß gar nicht mehr, was eigentlich los ist. Präsident Bellini ist gerade zurückgetreten. Hirschmann soll wieder Präsident werden. Man meint, nur er könnte mit der Lage noch fertig werden.
    »Zum Teufel mit Hirschmann!« sagte ich laut. »Mich interessiert nur, was aus dir wird. Hör zu, Ruth – du mußt deine Stellung aufgeben, unbedingt. Wenn Smith sich durchsetzt, steht Hirschmann auf seiner Abschußliste ganz obenauf. Tauch unter, geh zu Freunden – nur gib diese verdammte Arbeit auf!«
    »Mark –«
    »Ja.«
    »Mark, das sagst du doch nicht im Ernst. Wir können doch nicht einfach kapitulieren.«
    »Und ob wir das können müssen!« schrie ich. »So wie die Dinge stehen, geht‘s bei uns bald um Kopf und Kragen. Willst du mit Hirschmann allein Krieg führen gegen eine ganze toll gewordene Welt? Tauch unter, geh in Deckung, wart ab, bis das Schlimmste vorüber ist!«
    »Von Verantwortung«, hörte ich Ruth sagen, »hältst du wohl gar nichts mehr?«
    »Verantwortung ist gut, wenn sie sich in Grenzen hält«, sagte ich. »Wer sich einbildet, er müßte für die ganze Welt verantwortlich sein, geht daran zu Grunde. Nur ein Narr steigert sich in so etwas hinein – nur ein Narr oder von mir aus auch ein Heiliger, Aber du und ich, wir sind beides nicht, und, verdammt nochmal, wir haben nur dieses eine Leben.«
    Ich bekam keine Antwort mehr.
    »Ruth«, sagte ich, und Angst schnürte mir die Kehle zu, »Ruth, um Gottes willen, so melde dich doch! Ruth!«
    Ich wiederholte das, bis ich mich heiser geschrien hatte, aber die Verbindung blieb unterbrochen und ließ sich auch nicht wiederherstellen.

Kapitel 04
    Keine zehn Minuten nach

Weitere Kostenlose Bücher