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Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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wenn ich richtig rate.«
    »Nein«, sagte ich, »nicht von der Erde.«
    »Mond, Mars, Jupiter?« fragte der Fahrer.
    »Auch nicht«, sagte ich, weil es einerseits der Wahrheit entsprach, und weil ich andererseits keine Neigung verspürte, mich in ein Gespräch verwickeln zu lassen.
    »Na schön«, sagte der Fahrer mürrisch, »letzten Endes ist es ja auch Ihre Angelegenheit. Hauptsache, Sie gehören nicht zu Smith und Genossen. Wir hier, wir wollen nämlich nichts anderes als friedlich leben und arbeiten. Mit allem anderen haben wir nichts im Sinn.«
    Die Art, wie er das vorbrachte, machte ihn mir nun doch sympathisch, und darum antwortete ich, um ihn nicht vollends zu beleidigen:
    »Nun, mit dieser Sehnsucht stehen Sie nicht allein.«
    »Ich weiß nicht«, sagte der Fahrer zweifelnd, »die auf der Erde, die scheinen ein ganz anderes Programm zu haben.«
    »Sie haben wohl keine sehr gute Meinung von den Leuten auf der Erde?« fragte ich. »Wann waren Sie zuletzt mal da?«
    »Ich?« Die Stimme des Fahrers verriet Empörung ob dieser Verdächtigung. »Nie.«
    Auf einmal schläfrig, lehnte ich mich im Polster zurück, aber gleich darauf war ich wieder hellwach, weil mir schlagartig eingefallen war, daß die Vorgänge auf der Erde sicherlich auch für Ruth Veränderungen mit sich gebracht hatten.
    Plötzlich verspürte ich Furcht. Der kalte Schweiß trat mir auf die Stirn, und ich begann diese Zwischenlandung auf der Venus zu verwünschen, die mich daran hinderte, auf dem schnellsten Wege zu Ruth zurückzukehren. Früher hatte ich mir nie Gedanken darüber gemacht, wieviel sie mir bedeutete.
    Ich versuchte mir einzureden, daß ihr, selbst wenn die Dinge sich zum Schlechten wenden sollten, keine unmittelbare Gefahr drohte, aber zugleich wußte ich, daß ich mich lediglich selbst belog, denn sie war immerhin Samuel Hirschmanns Sekretärin.
    Zum Zeitpunkt, als man General Smith in die Wüste schickte, war Hirschmann Präsident gewesen, ein gütiger alter Mann, dessen Autorität sich weniger aus den Machtmitteln herleitete, mit denen ihn das Gesetz ausgestattet hatte, als vielmehr aus der Achtung und Verehrung, die ihm die in der EAAU zusammengeschlossenen Völker entgegenbrachten. Bellini, Hirschmanns Nachfolger im Amt, auch er ein Mann von Format, hatte sich nie dieses Maß an Zuneigung erringen können.
    Hirschmann lebte in Metropolis – nach seinem Amtsverzicht in nicht gerade ärmlichen, aber doch bescheidenen Verhältnissen – und hatte sich voll und ganz dem Studium der jüdischen Geschichte verschrieben, doch obwohl er sich nach seinem Rücktritt nie wieder öffentlich in die Politik eingemischt hatte, galt er für viele unverändert als der große alte Mann, der in jeder Situation Rat wußte.
    Was – so schoß es mir mit jäher Sorge durch den Sinn – würde aus Hirschmann werden, sollte General Smith mit seinem Putsch Erfolg haben? Mochte er auch über keine politischen und militärischen Machtmittel mehr verfügen, so war der moralische Wert seiner Stimme doch nach wie vor groß – ob er nun für oder gegen Smith Partei ergriff. Smith‘ eigentliches Hindernis auf dem Weg zur Macht war weniger Bellini – eine Regierung ließ sich stürzen – als vielmehr Hirschmann mit seiner unfaßbaren Autorität.
    Ruth war erst Hirschmanns Sekretärin geworden, nachdem er sich von der Politik zurückgezogen hatte, aber dieser Umstand verringerte meine Sorge nicht. Ich kannte den Fanatismus der Smith–Anhänger.
    Wieder mußte das Taxi halten. Diesmal war die Ursache eine Gruppe junger Menschen, die die Straße versperrte. Sie trug selbstgemalte Transparente mit Aufschriften wie SMITH NIE! und KEINE MACHT DEM GENERAL! und schrie im Chor:
    »Smith gleich Kommiß – General gleich fatal!«
    Der Fahrer bewegte den Kopf. »Studenten!« sagte er, und die Verachtung war unverkennbar. »Damit ändern sie auch nichts, verstopfen bloß die Straßen.«
    Vielleicht wäre ich, hätte es diese Bemerkung des Fahrers nicht gegeben, ein unbeteiligter Zuschauer der Demonstration geblieben. Nun jedoch mußte ich daran denken, daß auch ich in meiner Studentenzeit auf den Straßen demonstriert hatte, und wieder, wie damals, fühlte ich mich von einem Gefühl unauflöslicher Verbundenheit mit allen diesen jungen Männern und Mädchen erfüllt, die sich auf der Straße zusammengefunden hatten, um dem politischen Feind, der jederzeit die Hand auch nach der Venus ausstrecken konnte, ihr Nein entgegenzuhalten; und als mich dieses Gefühl

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