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Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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waren, ließ ich das Taxi ohne mich weiterfahren.
    Meine Ahnung stellte sich als Volltreffer heraus. Ich hörte es, kaum daß ich eingetreten war.
    Auf der ganzen Welt gab es nur einen einzigen Menschen, der einer normalen Schlagzeug–Batterie diesen zugleich höllischen wie elektrisierenden Lärm entlocken konnte.
    Ibaka saß hemdsärmelig auf dem Podium – mit schweißnassem, verzücktem Gesicht und verdrehten Augen – und bearbeitete das Fell mit den nackten Händen. Als er mich erkannte, zeigte er mir mit glückseligem Lächeln seine perlweißen Zähne.
    »Hallo, Captain. Hat Sie der Ruf der Wildnis angelockt?«
    »Ich hatte plötzlich Sehnsucht nach euren Gesichtern«, sagte ich. »Aber da wußte ich noch nicht, daß ihr euch in Kannibalen verwandelt habt.«
    Der Rhythmus wurde hektischer, und fast widerwillig merkte ich, daß er mir ins Blut zu gehen begann. Das war kein gewöhnliches Schlagzeug mehr. Unter Ibakas Händen hatte es sich in eine der alten Kongo–Trommeln verwandelt und forderte auf zu Tanz und Ekstase, zu Kampf und plötzlicher Wildheit.
    »Afrika«, sagte Ibaka. »Afrika, Captain. Was zum Teufel weiß man hier, was das ist: Afrika! Ich habe es in dieser gelackten Welt ja selbst schon fast vergessen.«
    Er hatte den Oberkörper zurückgelehnt und hielt ihn unbeweglich. Nur seine Hände zuckten über das Fell, schwarze huschende Flammen, und das Fell dröhnte, und die Wildheit war eine einzige Verlockung.
    Ich entdeckte Stroganow und drängte mich zu ihm durch. Ein Glas Orangensaft in der Hand, lehnte er an der Theke.
    »Hat er viel getrunken?« fragte ich.
    »Nicht mehr als ich«, sagte Stroganow. »Und ich halte mich schon seit ein paar Stunden an diesem Zeug hier fest.« Er wies sein Glas vor. »Es heißt, es sei gesund.«
    »Von mir aus«, sagte ich, »könnt ihr trinken, was ihr wollt, nur seid pünktlich am Start. Wenn ich den Commander richtig einschätze, ist auch dies ein Gebiet, auf dem er keinen Spaß verträgt.«
    Stroganow spielte mit seinem Glas.
    »Der Commander«, sagte er, »ist ein scharfer Hund. Wenn‘s etwas gibt, was ich nicht vertragen kann, dann sind es Militärallüren. Aber er hat auch seine guten Seiten, Captain.«
    »Auf jeden Fall«, sagte ich, »hat er um sieben Uhr fünfundvierzig Metropoliszeit Anspruch auf eine einigermaßen nüchterne Besatzung.« Ich bestellte ein Bier und setzte mich auf einen der Hocker. »Was ist der Anlaß zu dieser Trommelei?«
    Stroganow hob die Schultern.
    »Kein Anlaß, Captain. Manchmal überkommt‘s ihn eben. Erst fing er an, mir von Afrika zu erzählen, und dann kaufte er dem Schlagzeuger für eine Stunde das Schlagzeug ab. Was daraus geworden ist, hören Sie selbst.«
    Die Trommel dröhnte noch lauter und schneller als zuvor. Ibakas Gesicht glänzte, in großen Tropfen rollte der Schweiß über seine Wangen, sein Atem ging schnell und stoßweise. Das alte Afrika war in ihm lebendig geworden und führte seine Hände. In diesem Augenblick, glaube ich, war er nicht er selbst, sondern die Summe unzähliger Vorfahren unter heißem Himmel. Der Rhythmus wurde gewalttätig.
    Stroganow sah mich von der Seite her nachdenklich an. »Ich frage mich, Captain, ob Sie ihn verstehen.«
    »Sie?« fragte ich zurück. Er nickte langsam.
    »Wildheit im Blut«, sagte er. »Manchmal bricht sie durch. Der Mensch muß ein Ventil haben. Maschinen allein machen nicht glücklich.«
    Die Trommel war jäh verstummt. Ibaka sprang auf und stieß einen heiseren Schrei aus. Dann stand er plötzlich still – mit geschlossenen Augen. Als er sie wieder öffnete, lächelte er.
    »Und jetzt, Captain«, sagte er, »bin ich wieder nichts anderes als ein unterbezahlter Bordingenieur.«
    Wir tranken noch etwas zusammen, und ich erzählte, was ich von Tom Collins gehört hatte, dann zahlten wir und brachen auf. Auf der Straße patrouillierte schwerbewaffnetes Militär, aber wir wurden nicht angehalten.

Kapitel 05
    In der Abfertigungshalle wetteiferte ein Dutzend Lautsprecher miteinander, und es herrschte ein ziemliches Geschiebe und Gedränge. Einige Kurzstreckenflüge wurden in rascher Folge zum Start aufgerufen, einige andere als soeben eingetroffen gemeldet. Ein paar mir bekannte Piloten winkten mir zu, und ich grüßte zurück; eine Stewardeß, an die ich mich beim besten Willen nicht erinnern konnte, schenkte mir ein freundliches Lächeln. Stroganow und Ibaka warteten bereits im Büro des Stationsmeisters. Ich stellte mich neben sie und las die neuesten Meldungen,

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