Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)
meinem Gespräch mit Ruth war ich wieder unterwegs.
Ein Taxi brachte mich zu den Vereinigten Fernsehstudios, wo ich mich durchfragte, bis ich den Mann gefunden hatte, von dem ich mir Hilfe versprach: einen flüchtigen Bekannten namens Jungk, dem ich vor einiger Zeit einmal einen Gefallen erwiesen hatte. Nun bat ich ihn um eine Gegenleistung.
»Ich brauche eine Verbindung zur Erde«, sagte ich. »Und zwar muß ich noch heute mit Tom Collins sprechen.«
»Meinen Sie Tom Collins, der immer die Kommentare spricht?« erkundigte sich Jungk.
»Genau den«, sagte ich. »Ich würde Sie wahrhaftig nicht um diesen Gefallen bitten, wenn es nicht wichtig wäre.« Mein Bekannter zögerte, und ich spürte, daß er mit sich rang. Schließlich nickte er:
»Also gut – vorausgesetzt, Collins befindet sich noch im Studio. Was wir hier kombinieren, ist zwar nicht ganz legal – aber als ich Ihre Hilfe in Anspruch nahm, haben Sie auch nicht nach der Legalität gefragt.«
Ich hatte Jungk seinerzeit zu einem Flug mit einem VEGA–Schiff verholfen, obwohl das gegen die Vorschriften ging.
Was das Telefonat nicht vermochte, ermöglichte das Fernsehen. Mein Bekannter führte mich zu einem Monitor, und bald darauf hatte ich Tom Collins‘ unbekümmertes Gesicht vor mir.
»Zur Sache, Mark!« sagte er. »Ich muß in drei Minuten meinen Kommentar sprechen.«
»Wie frei darf ich mich ausdrücken, Tom?« fragte ich.
»So frei, wie du willst«, sagte er und lachte. »Vorausgesetzt, es stört dich nicht, daß die ganze Welt mithören kann.«
Tom Collins‘ Gelassenheit flößte mir neue Zuversicht ein. Wir waren seit vielen Jahren befreundet und konnten einander nur noch wenig vormachen. Seit langem schon war er Moderator einer aktuellen Fernsehsendung, die sich vorwiegend mit politischen Themen befaßte: ein Journalist, der das Gras wachsen hörte und ein Meister der scharfzüngigen Formulierung. Im übrigen wohnten wir Wand an Wand, sein Appartement grenzte an das meine, und die Türen dazwischen waren so gut wie nie verschlossen.
»Tom«, sagte ich, »wie ernst ist die Lage wirklich? Hier auf der Venus erfahre ich nur Stückwerk.«
»Hör dir meinen Kommentar an«, sagte er.
»Ich will nicht deinen Kommentar hören, Tom«, sagte ich, »sondern deine persönliche Meinung. Verdammt, wozu sonst sind wir befreundet?«
Sein Blick irrte ab – wahrscheinlich suchte er die Uhr. Dann jedoch kehrte er zu mir zurück.
»Kein Grund, um in Panik zu machen, Mark«, sagte er. »Hirschmann schmeißt den Laden schon, und dem General beginnt die Puste auszugehen. Zugegeben, seine Anfangserfolge sind spektakulär, aber mehr und mehr stellt es sich heraus, daß er die öffentliche Meinung gegen sich hat. Und da du auf meine persönliche Meinung Wert legst, hier ist sie: In spätestens achtundvierzig Stunden sitzt der General in einem Raumschiff, das ihn ins Exil zurückbringt.«
»Ich mache mir Sorgen«, sagte ich, »um Ruth.« Tom Collins lachte.
»Blödsinn. Hier in Metropolis spielt sich nichts ab. Die Raumkampfverbände sind regierungstreu, und Laser–Batterien können nun mal nicht so weit schwimmen. Wenn der General uns einen Besuch abstatten will, muß er schon wohl oder übel über das Wasser laufen.« Wieder irrte sein Blick ab. »Nichts für ungut, Mark, so gern ich noch mit dir plaudern würde, aber mein Rotlicht muß jede Sekunde kommen. Mach‘s gut und auf bald! Übrigens, dein Whisky schmeckt ausgezeichnet.«
Der Monitor wurde schwarz, Tom Collins hatte sich ausgeblendet. Ich stand auf und bedankte mich bei Jungk.
Er würde deswegen, so sagte ich, doch hoffentlich keine Unannehmlichkeiten bekommen, und er erwiderte, eine verunglückte Testschaltung ließe sich in einem solchen Fall immer als glaubwürdige Entschuldigung vorschieben. Er sei froh, eine Gelegenheit gehabt zu haben, sich zu revanchieren, und wir sollten doch irgendwann einmal wieder ein Gläschen zusammen trinken. Wir schieden in guter Freundschaft – ich mit einem Gefühl der Erleichterung, weil sich meine Sorgen als unbegründet herausgestellt hatten.
Tom Collins war, wenn man von seinen Mädchen–Geschichten absah, ein durch und durch verläßlicher und gewissenhafter Mensch, und da er überdies noch über ein Maß an Informationsmöglichkeiten verfügte, das mir vorenthalten war, hatte ich allen Anlaß, ihm zu glauben.
Meine Stimmung hatte sich gehoben, und als ich an der Lichtreklame einer Bar vorbeikam, in der Ibaka und Stroganow zu dieser Stunde zu vermuten
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