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Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Titel: Mark Brandis - Raumsonde Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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auf. »Das wird auch Zeit!« schnarrte er.
    Ohne ihm weiter Beachtung zu schenken, griff ich bereits nach Anzug und Helm.
    »Eine Frage noch, Hauptmann! Ist der Schwere Kreuzer eindeutig identifiziert?«
    »Leider!« sagte Hauptmann Saadi. »Es besteht kein Zweifel. Es handelt sich um einen Schweren Kreuzer vom Typ Delta VIII – SK 633.«
    Ich erstarrte.
    »Hauptmann, wiederholen Sie die Registriernummer!«
    Der VOR-Offizier runzelte mit wachsender Ungeduld die Stirn.
    »SK 633!«
    Meine Hoffnung erlosch. Das Schiff, das auf den Uranus zuhielt, kam nicht, um uns die Freiheit zu bringen. Es setzte auch nicht zur Landung an, um zu verhandeln. Major Young hatte zu früh triumphiert.
    Es gab keinen Grund mehr, hochmütig zu sein. Man konnte lediglich stillhalten und beten.
    Es war ein bitterer Augenblick.
    Eben noch war ich erfüllt gewesen von dem schäumenden, sprudelnden Gefühl der Zuversicht – bereit, hinauszugehen und zu tun, was ich als meine menschliche Pflicht erachtete – und nun, plötzlich, vermochte ich kaum das Zittern in meiner Stimme zu beherrschen.
    »SK 633!« wiederholte ich. »Das ist die Zeus, Hauptmann, geführt von Captain d‘Arcy, einem Deserteur und Piraten! Ich vermag Ihnen nicht zu helfen. Er ist hinter der Epsilon-Bootes-Sonde her – ein Wahnsinniger, der von einem Kaiserreich unter den Sternen träumt. Sie sollten Alarm geben – wenngleich ich kaum glaube, daß Ihnen das etwas nützt.«
    Hauptmann Saadi war nicht nur ein angenehmer Mensch – er war, wie es sich nunmehr zeigte, auch ein unerschrockener, kaltblütiger Offizier. Nur eine leichte Blässe verriet, was in ihm vorging. Mit seinen zweiundzwanzig Soldaten, ohne schwere Waffen, stand er auf verlorenem Posten.
    »In diesem Fall«, sagte er und reichte mir dabei die Hand, »wollen wir uns jetzt voneinander verabschieden, Commander!«
    Ein kurzer Händedruck – Hauptmann Saadi ließ das Visier einrasten und eilte hinaus.
    Die Nacht war zu dunkel, um mir Einzelheiten zu enthüllen. Lediglich eine Anzahl huschender Schatten ließ mich ahnen, daß die VOR-Soldaten sich auf die Verteidigung einrichteten. Noch vor einigen wenigen Tagen hätte ich nicht gedacht, daß ich mich ihnen einmal brüderlich verbunden fühlen würde. Die Dritte Macht, die sich als rasch fallender glühender Punkt am Himmel abzuzeichnen begann, fegte alle uns trennenden Schranken hinweg.
    Pirata communis hostis omnium: Der Pirat ist jedermanns Feind!
    »Machen Sie sich nützlich, Major!« sagte ich scharf. »Die Männer sollen sich anziehen und sich fertigmachen. Sagen Sie ihnen, wir bekämen Besuch von der Zeus!«
    Der Major schluckte und gehorchte.
    Ich blickte durch das Bullauge und hatte nicht lange zu warten, bis ein Landescheinwerfer die Anhöhe mit dem Lager in gleißendes, todverheißendes Licht hüllte.
    Wie ein Adler, der, bevor er seine Beute schlägt, für Augenblicke unbeweglich in der Luft verharrt, stand der Schwere Kreuzer über dem Lager. Das mächtige Triebwerk versengte das schwarze Gestein und wirbelte den Staub auf.
    »Sir, was hat er vor?«
    Lieutenant Somopulos war neben mich getreten. Seine Stimme klang gepreßt.
    »Ich befürchte«, erwiderte ich – und mir fiel auf, daß auch meine Stimme diesen flachen, atemlosen Klang angenommen hatte –, »er nimmt Maß.«
    Der Signalscheinwerfer der Zeus begann zu blinzeln.
    »Lieutenant Mercier!«
    »Sir!«
    Lieutenant Mercier kam gestürzt.
    »Entziffern Sie die Botschaft!«
    Der Adler fühlte sich seiner Beute sicher. Sie konnte ihm nicht entkommen. Bevor er sich ihrer bemächtigte, stellte er ihr sein gebieterisches Ultimatum.
    »Sir, Captain d‘Arcy fordert die VOR-Leute zur Übergabe auf – auf Gnade oder Ungnade – im Namen der Dritten Macht!«
    Captain d‘Arcy hatte seinen Angriff in aller Gemächlichkeit geplant. Nur eines war falsch an seiner Rechnung. In diesem Uranus-Camp der Vereinigten Orientalischen Republiken führte ein ehrenwerter, unerschrockener persischer Hauptmann das Kommando.
    Weiße Lichtfinger stiegen auf und griffen nach dem Schweren Kreuzer. Die Soldaten beantworteten die Aufforderung auf ihre Weise: indem sie das Feuer eröffneten.
    Die Geste war heldenhaft, rührend und kläglich – alles in einem.
    Die Soldaten hätten ebensogut mit Steinen werfen können. Das Schiff, auf das sie schossen, war für harten Kampfeinsatz gebaut. Mit leichten Lasergewehren ließen sich ihm keine Wunden schlagen. Die Lichtfinger erreichten die Panzerung und verloren ihre

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