Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)
beschwichtigend den Kopf. »Sie dürfen sich jetzt nicht aufregen, Commander. Keine Fragen, keine Probleme! Sie haben einen schweren Schock davongetragen. Jetzt müssen Sie sich in erster Linie darauf konzentrieren, wieder gesund zu werden.«
Ich merkte, daß der neue Arzt mir etwas verheimlichte – und desto beharrlicher verlangte ich nun nach Doktor Perry. »Ich bin schon wieder ganz in Ordnung, Doktor!« sagte ich. »Und nun schicken Sie endlich Doktor Perry zu mir! Ich will mit ihm reden.«
Doktor Filipowicz ging nicht darauf ein. »Später, Commander«, sagte er besänftigend, »später wird man Ihnen alles erklären. Aber erst müssen Sie wieder gesund sein.«
Ich hielt ihn am Kittel fest. »Ich bin gesund!« sagte ich. »Und ich will mit Doktor Perry sprechen!«
Doktor Filipowicz löste seinen Kittel behutsam aus meinem Zugriff. »Das ist nicht möglich, Commander«, sagte er leise. »Ich hätte Ihren Wunsch nur zu gern erfüllt – aber es ist beim besten Willen nicht möglich.«
Ich wollte ihm befehlen, nicht fortzugehen, sondern zu bleiben und mir alles zu sagen, doch er war schon fort.
Hilflos starrte ich auf die Tür, die sich geräuschlos hinter ihm geschlossen hatte, und dabei dämmerte ich wieder ein.
Als ich erneut zu mir kam, war ich in der Tat über den Berg. Ich fühlte mich ausgeruht und gekräftigt. Sogar Appetit stellte sich ein. Ich wandte den Kopf, auf der Suche nach der Klingel, und dabei begegnete mein Blick dem von Captain Romen, der in einem der Sessel saß.
»Captain ...«
Captain Romen stand auf und kam heran.
»Es freut mich, zu sehen, daß es Ihnen besser geht, Sir. Wir alle haben uns Sorgen um Sie gemacht.«
»Alle?« fragte ich bitter.
Captain Romen hielt meinem Blick stand. »Sir, Sie sind nicht schuld an Caldwells Tod. Der Absturz war unvermeidlich. Die ganze Crew wird Ihnen das bestätigen.«
Auf einmal glaubte ich ihm. Das war kein billiger Trost, mit dem er mich abspeiste. Von dem, was er sagte, war er zutiefst überzeugt.
»Danke, Captain«, sagte ich. »Und jetzt lassen Sie uns von anderen Dingen reden. Zum Beispiel darüber, wie man in diesem Gesundheitstempel etwas zum Beißen auftreibt.«
Captain Romen lachte. »So gefallen Sie mir schon besser, Sir. Ich werde mich gleich darum kümmern.«
Keine zehn Minuten später hatte ich ein komplettes Rekonvaleszenten-Menü am Bett. Sogar eine Flasche Wein war dabei. Der Himmel mag wissen, wie Captain Romen das fertiggebracht hatte.
Während ich aß, plauderten wir über belanglose Dinge. Erst im Anschluß daran fiel mir Doktor Perry wieder ein. Es entging mir nicht, daß Captain Romens Miene, als ich diesen Namen erwähnte, einen verschlossenen Ausdruck annahm.
»Captain«, sagte ich, »was geht in diesem Krankenhaus eigentlich vor? Meinen Sie nicht, daß es an der Zeit ist, mir reinen Wein einzuschenken?«
Captain Romen seufzte. Er schien zu zögern; schließlich überwand er sich und antwortete rauh: »Doktor Perry ist nicht mehr im Dienst, Sir.«
»Nicht mehr im Dienst? Aber warum?«
Captain Romen bekam einen schmalen Mund – wie damals, als ich seine Bitte zurückgewiesen hatte. »Er wurde verurteilt, Sir.«
»Doktor Perry!« sagte ich. »Nicht doch!«
Etwas in Captain Romens Augen verriet mir, daß er nicht scherzte. »Früher oder später, Sir«, erwiderte er, »würden Sie es ja ohnehin erfahren. Doktor Perry bekam lebenslänglich.«
Ich setzte mich auf, das Tablett rutschte von den Knien. »Lebenslänglich wofür?«
»Wofür?« Captain Romen zuckte mit den Achseln. »Ja, wofür? Das frage ich mich die ganze Zeit auch. Man hat ihm die mißglückte Operation an Caldwell zur Last gelegt – obwohl jeder Arzt hier bestätigen kann, daß Caldwell nicht zu retten gewesen ist und Doktor Perry alles Menschenmögliche getan hat.«
Noch vermochte ich das, was Captain Romen mir mitteilte, nicht zu fassen. »Aber das ist doch Wahnsinn!« sagte ich.
Captain Romen nickte knapp. »Stimmt, Sir. Die Anklage lautete auf vorsätzlichen Mord. SALOMON 76 brauchte keine zehn Minuten für das ganze Verfahren.«
Einen Tag, nachdem ich dies erfahren hatte, wurde ich entlassen.
Kapitel 05
Vom ärztlichen Standpunkt betrachtet, war ich geheilt. Meine Wunden hatten sich geschlossen, ich empfand keine Schmerzen mehr, und meine Temperatur war normal. Um mir Gelegenheit zu geben, mich auch seelisch vorn Unfall zu distanzieren, verschrieb mir Doktor Filipowicz einen vierzehntägigen Erholungsurlaub.
»Fahren Sie
Weitere Kostenlose Bücher