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Mark Brandis - Testakte Kolibri

Mark Brandis - Testakte Kolibri

Titel: Mark Brandis - Testakte Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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der gleichen bedrohlichen Situation wie Stafford. Ich schaltete mich ein.
    »Brandis für Kolibri Zwei . Was ist los mit Ihnen, Vidal? Kommen!«
    Vidals Stimme hörte sich ziemlich munter an.
    »Hallo, Brandis. Hier spricht die Nummer Zwei . Sie wollen wissen, was mit mir los ist? Meteoritenschlag. Da muß einiges zu Bruch gegangen sein. Ich habe keine Bremswirkung mehr. Kommen!«
    Keine unmittelbare Gefahr – jedoch auch Vidals Lage war alles andere als rosig. Seine Landung war in Frage gestellt.
    Ich überdachte die ganze Situation. Staffords Fall ging vor. Vidal mußte weiterkreisen, bis ich mich seiner annehmen konnte.
    »Roger, Nummer Zwei . Sie werden etwas Geduld aufbringen müssen. Stafford sitzt im Pazifik fest. Sobald ich Zeit habe, werde ich mir etwas für Sie einfallen lassen. Bis dahin Ende.«
    »Roger, Kolibri -Tower. Hauptsache, Sie vergessen mich nicht. Ich möchte ungern hier oben bleiben. Ende.«
    Vidal und sein Talisman waren vorerst gut aufgehoben. Was später daraus werden sollte, darüber konnte ich mir den Kopf gleichfalls später zerbrechen. Im Augenblick war ich völlig ratlos. An ein Abbergen des Piloten war jedenfalls nicht zu denken. Der Schleusenmechanismus des Kolibri erlaubte kein Kopplungsmanöver im Raum. Ich wechselte hinüber zum anderen Pult und rief die Nummer Drei.
    » Kolibri -Tower für die Nummer Drei . Stafford, hier spricht Brandis. Die Aktion läuft, Sie haben eine gute Chance. Wie ist die augenblickliche Lage? Kommen!«
    Staffords ruhiger Stimme war keinerlei Aufregung anzumerken. Um diese Zeit war Vargas bereits ein Nervenbündel gewesen.
    »Oh, guten Tag, Sir. Ich befinde mich auf Tiefe Zwo-Acht, und der Fahrstuhl geht unaufhaltsam weiter runter. Ich glaube nicht, daß meine Nummer Drei das noch lange mitmacht. Der Druck fängt an, sich bemerkbar zu machen. Kommen!«
    Staffords Haltung war bewunderungswürdig. Obwohl er wissen mußte, daß die Zeit gegen ihn arbeitete, verlor er nicht die Nerven.
    »Roger, Nummer Drei . Für Sie wird alles Menschenmögliche getan. Also, pfuschen Sie uns nicht ins Handwerk! Irgendwie holen wir Sie da schon raus. Ich bespreche das jetzt mit dem U-Boot und übergebe so lange an den Controller. Ende.«
    Staffords beherrschte Ruhe griff auf mich über. Auf einmal hatte ich ein gutes Gefühl. Auch Vargas hätte gerettet werden können, wenn er nicht zum Alarmstarter gegriffen hätte.
    Ich ließ mich mit dem Kommandanten des U-Bootes, Kapitän z. S. Forester, verbinden.
    »Hier spricht Commander Brandis, der Projektleiter. Ich habe gerade mit Stafford gesprochen. Seine Situation wird brenzlig. Wie beurteilen Sie die Lage, Sir?«
    Kapitän Forester war ein erfahrener Marinemann und galt als Spezialist für schwierige Bergungen. Im Bürgerkrieg hatte er die Evakuierung von Pacific eingeleitet und noch im vergangenen Jahr die Strittmatter Expedition aus ihrer mißlichen Lage im Marianengraben befreit.
    »Wir sind schon ganz nah dran. Aber mit dem Einschleppen einer vollgelaufenen Konserve allein wird das Problem kaum zu lösen sein. Gewiß, ich könnte Ihren Kolibri einfach auf den Haken nehmen – aber vordringlicher erscheint es mir zu sein, Ihren Mann da rauszuholen, bevor er Salzwasser schluckt. Das ist ein kleines technisches Kunststück, doch meine Taucher werden das wohl meistern. Danach können wir uns immer noch um das Schiff selbst kümmern. Ich nehme an, Sie stimmen mit mir darin überein?«
    »Vollkommen, Sir. Zuerst der Mann, dann das Schiff. Ende.«
    Es war sein Handwerk; er mußte wissen, wie er an die Sache heranzugehen hatte. Ihm Ratschläge zu erteilen war unsinnig. Diesen Teil der Bergungsaktion mußte ich voll und ganz in seine Hände legen. Und da er kein Mann war, der den Mund zu voll nahm, konnte ich es mir leisten, zuversichtlich zu sein.
    Zum erstenmal schien alles gutzugehen – und dies, obwohl Stafford nicht über Vargas‘ ungenutzten Vorteil verfügte, sich einfach auf den Meeresboden zu legen und abzuwarten. Unter ihm lauerte der schwarze Abgrund. Das Ende der Testflüge war in Sicht. Der Wurm war unvorsichtig geworden. In Staffords Nummer Drei wartete er nun ahnungslos darauf, von unseren Technikern an das Tageslicht gezerrt zu werden.
    Stafford meldete erste unverkennbare Brechgeräusche. Ich überließ es dem Controller, mit ihm die Verbindung zu halten, und wendete mich dem zweiten Problem zu. Vidal konnte auf dem Platz nicht landen – und mit jedem anderen Schiff wäre das eine echte Katastrophe gewesen. So

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