Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)
in Peking. Sobald Sie mich und ihn auf der Insel Malden abgesetzt haben, wird er Verbindung aufnehmen zu Commander Harris‘ Hauptquartier, das sich, wie wir bereits vermuteten, in der Tiefe des Pazifischen Ozeans befindet.«
Commander Brandis machte eine kurze Pause, und ich hatte Gelegenheit, Dr. Horvath in Ruhe zu betrachten. Er war ein mittelgroßer, etwas fülliger Mann von etwas über vierzig Jahren. Sein blondes Haar begann sich zu lichten. Mehr ließ sich auf Anhieb nicht über ihn sagen.
»Sinn und Zweck dieser Kontaktaufnahme«, fuhr Commander Brandis fort, »ist die Absprache einer in Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsminister der VOR durchzuführenden Aktion, die der Verhinderung des drohenden Krieges dient. Über die Einzelheiten werde ich Sie im Verlauf dieser Reise noch unterrichten.« Commander Brandis nickte uns noch einmal zu und zog sich mit Dr. Horvath in den Ruheraum zurück.
Ich war bestrebt, die beiden Lieutenants nicht merken zu lassen, wie tief ich mich getroffen und gedemütigt fühlte. Auf jeden Fall redete ich mir ein, daß ich es war – und sei es nur, um nicht einsehen zu müssen, daß der Commander recht hatte. Das Schiff war ein unersetzliches Instrument, und ich hatte es – daran war nicht zu rütteln – aufs Spiel gesetzt.
»Kurs Insel Malden, Sir.« Stroganow unterbrach meine Gedanken und schob mir den vom Computer bedruckten Zettel zu.
»Danke.«
Ich zündete das Triebwerk, und Delta VII nahm gehorsam Fahrt auf. Ich zog den Zettel zu mir heran und steuerte den Kurs ein. Vor uns lagen neunhunderttausend Kilometer, und auf die Automatik war kein Verlaß mehr. Die Reise, die mir bevorstand, war hart.
Lieutenant Stroganow und Lieutenant Ibaka fragten nach meinen Befehlen.
Ich entließ sie mit einem gemurmelten Dank. Danach war ich allein im Cockpit – allein mit meinen Gedanken und mit den Sternen.
In ihrem kalten Licht begann ich zu frösteln.
Warum, so fragte ich mich, war ich nur Pilot und Captain, während Mark Brandis, der genau so alt war wie ich, es mittlerweile erneut bis zum Commander gebracht hatte?
Immerhin – mit diesem Gedanken beschwichtigte ich meinen Groll – hatte ich den Lieutenants gezeigt, daß ich auch ohne den Commander auszukommen imstande war.
Kapitel 08
Wir vermieden es, den regelmäßig beflogenen Routen zu nahe zu kommen. Der von Stroganow abgesteckte Kurs machte eine Begegnung mit anderen Schiffen unwahrscheinlich. Auch Raumpatrouillen hatten ihre festgelegten Operationsgebiete. Dennoch behielten wir die Radarschirme im Auge – freilich ohne je mehr darauf zu entdecken, als einen gelegentlich vorüberziehenden Meteoriten. Die Meteoriten bildeten die einzige erkennbare Gefahr. Von den verschiedenen Beobachtungssatelliten konnten ihre Kurse immer nur sehr kurzfristig berechnet werden. Vor jedem normalen Start wurde man mit den diesbezüglichen neuesten Tabellen versehen. Wir waren von diesen Informationen abgeschnitten.
Commander Brandis und Dr. Horvath kamen wieder ins Cockpit, und der Commander ließ sich von Stroganow die Südpazifikkarten geben. Anschließend beriet er sich mit Dr. Horvath über die Möglichkeit einer Landung auf der Insel Malden. Obwohl er sich dabei ruhig und beherrscht gab, spürte ich, wie ihn dieser Gedanke mit Mißbehagen erfüllte. Ihrem Gespräch entnahm ich, daß Dr. Horvath das unterseeische Hauptquartier von Commander Harris nie betreten hatte; wohl aber schien er auf der Insel über Mittel und Möglichkeiten zu verfügen, den Kontakt zu diesem Hauptquartier in kürzester Zeit herzustellen. Dann und wann wurde seine Stimme aufgeregt und laut.
Commander Brandis hob in diesen Fällen in seiner unnachahmlichen Art irritiert die Brauen.
Ich vermied es, den Commander anzusprechen, obwohl in allen Fällen, in denen er sich nach unserer Auseinandersetzung an mich gewandt hatte, sein Ton trotz aller Kühle korrekt und höflich gewesen war. Kurz vor Mitternacht hatte er mir sogar angeboten, mich am Steuer abzulösen, doch ich hatte das in einer Anwandlung von Stolz oder auch Trotz abgelehnt.
Das Befremdlichste an der ganzen Situation war, daß es mir bei allem persönlichen Groll, den ich dem Commander gegenüber hegte, nicht mehr so recht gelingen wollte, die alten bösen Bilder der Vergangenheit heraufzubeschwören. Andererseits war ich einfach nicht gewillt, die Erinnerung an seinen damaligen verhängnisvollen Startbefehl preiszugeben, denn damit hätte ich zugeben müssen, daß die seither verflossenen Jahre
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