Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)
nicht sagen, Sir«, antwortete ich. »Mir ist es nur gerade eben aufgefallen.«
»Sie haben sie nicht eingeschaltet?«
»Nein, Sir.«
»Nein!« bestätigte Commander Brandis. »Das hätten Sie ganz gewiß nicht getan, Captain.« Er wandte sich um. »Lieutenant Stroganow, ist Ihnen aufgefallen, daß sich jemand an der Schaltung zu schaffen gemacht hat?«
»Nein, Sir«, sagte auch Stroganow. »Allerdings muß ich hinzufügen, daß ich auch nicht darauf geachtet habe. Außerdem war ich nicht immer im Cockpit.«
Commander Brandis‘ Gesicht war um eine Idee blasser als sonst, als er überlegte. Nach einigem Nachdenken schien er zu einem Entschluß gekommen zu sein. »Nun«, sagte er, »ich glaube, auch Lieutenant Ibaka dürfte mit der Sache nichts zu tun zu haben. Es bleibt also nur noch eine Möglichkeit.« Commander Brandis wandte sich dem Ruheraum zu.
In diesem Augenblick gab Stroganow Alarm, und Commander Brandis mußte wohl oder übel sein Gespräch mit Dr. Horvath auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.
»Sir, wir haben Radar-Kontakt!«
Der Commander fuhr auf dem Absatz herum. »Wissen Sie Genaues?«
Stroganow starrte auf den Radarschirm. »Anfliegendes Geschwader, Sir. Hohe Geschwindigkeit. Zerstörer oder Kreuzer. Gefechtsentfernung in genau drei Minuten.«
Commander Brandis brauchte weniger Zeit, als man benötigt, um einmal tief Atem zu holen, bis alle seine Entscheidungen getroffen waren. Ich hatte es schon wiederholte Male erlebt: In kritischen Situationen blieb er beherrscht und kühl, und lediglich ein gelegentliches leichtes Zucken seiner Wangenmuskulatur verriet seine innere Erregung.
Er drückte die Sprechtaste. »Hier spricht der Commander. Kommen Sie sofort an Bord, Lieutenant! Sofort! Wir haben einen Alarmfall.« Er ließ die Taste los und nahm seinen Platz ein.
»Commander an Besatzung.« Seine Stimme dröhnte aus allen Lautsprechern. »Klar Schiff zum Gefecht! Aber warten Sie mit dem Zufahren der Schotten, bis Lieutenant Ibaka an Bord ist! Captain, Sie halten sich bereit, um das Triebwerk zu zünden!«
»Aye, aye, Sir«, sagte ich, und meine Hand berührte den Starterknopf.
Der Blick des Commanders ruhte jetzt auf dem Radarschirm mit der sich unaufhaltsam verändernden Zahlenangabe, die der Computer einblendete. Der Countdown lag bei 132 Sekunden vor Null-Zeit, als uns Ibakas Stimme erreichte.
»Sir, ich sitze hier irgendwo mit meinem verdammten Anzug fest! Ich komme einfach nicht los.«
Es waren nur wenige Worte, aber sie besagten: Unser Bordingenieur befand sich in einer verzweifelten Lage. Wenn sich sein Anzug tatsächlich, wie er sagte, festgehakt hatte, konnte die geringste unvorsichtige Bewegung den Tod bedeuten. Draußen hatte noch niemand einen Riß in der schützenden Kombination überlebt.
Ich tauschte einen raschen Blick mit Stroganow. Er machte ein steinernes Gesicht.
Commander Brandis fuhr fort, die Zahlenangabe abzulesen. Ohne den Blick davon zu wenden, drückte er die Sprechtaste. »Keine überflüssige Aufregung, Lieutenant! Versuchen Sie sich zu befreien. Sie haben noch eine volle Minute Zeit.«
»Aye, aye, Sir!« bestätigte Ibaka. »Bis jetzt jedenfalls will mir das nicht gelingen.«
Wir hörten seine schweren Atemzüge, während er draußen verzweifelt darum kämpfte, sich aus der tödlichen Falle zu befreien – nur wenige Meter von uns entfernt. Die Minute, die der Commander ihm zugestanden hatte, war eine mehr als knapp bemessene Galgenfrist. Er mußte ja auch noch an Bord kommen und die Schleuse hinter sich schließen.
Stroganow stand plötzlich auf und öffnete das Luk zum Vorratsraum.
»Was haben Sie vor, Lieutenant?!« Die Stimme des Commanders klang schneidend.
Stroganow griff nach seiner Kombination. »Sir«, sagte er, »vielleicht, wenn ich ihm helfe?«
Der Commander schüttelte fast unmerklich den Kopf, und die Schultern des stämmigen Sibiriaken wurden auf einmal schlaff. Er mußte das Aussichtslose seines Vorhabens erkannt haben. Ohne noch ein Wort zu sagen, klappte er das Luk wieder zu und kehrte auf seinen Platz zurück. Nach einigem Zögern legte er die Gurte an. Es war in der Tat ein volles Geschwader, das auf uns zuhielt. Gestochen scharf glühten die Markierungen in der matten Dunkelheit des Radarschirms; zwölf kampfstarke Schiffe mit fraglos frisch geladenen Energiespeichern für die verschiedenen Waffensysteme.
Der Commander griff erneut zur Sprechtaste. »Lieutenant, Sie müssen jetzt an Bord kommen! Ich kann nicht länger auf
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