Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)
VEGA-Venus bleiben unbeantwortet.«
»Aye, aye, Sir«, erwiderte Captain Monnier frostig.
Seine Feindseligkeit mir gegenüber berührte mich nicht mehr. Anfangs hatte sie mich bedrückt und belastet, aber mittlerweile war sie bedeutungslos geworden. Ich hatte einfach keine Zeit mehr, auf meine Vergangenheit zurückzublicken. Im Augenblick war er für mich nichts anderes als ein Pilot, auf dessen Fähigkeiten ich mich verlassen konnte, und allem, was zwischen uns stand zum Trotz, hätte ich ihn gegen keinen anderen eingetauscht. Der Himmel weiß: Der Entschluß, auf INTERPLANAR XII notzulanden, ist mir nicht leichtgefallen. Von Anfang an wußte ich, daß diese Landung mit einem Risiko verbunden war.
Kapitel 12
Siebzehn Stunden nach der Kollision mit dem Meteoritenschwarm befand sich Delta VII im Anflug auf INTERPLANAR XII. VEGA-Venus hatte mehrere Anfragen an uns gerichtet, die allesamt unbeantwortet geblieben waren.
Der Grund für die von mir anbefohlene Funkstille war der Umstand, daß INTERPLANAR XII zum Machtbereich der EAAU gehörte. Es war damit zu rechnen, daß unser Funkverkehr auf der Erde abgehört wurde, und ich verspürte keine Neigung, uns zu allem Übel auch noch eine feindliche Raumpatrouille auf den Hals zu hetzen. Noch war ich mir über alle Maßnahmen, die unmittelbar nach der Landung zu treffen waren, im Zweifel; es fiel mir schwer, mich an alle Einzelheiten der Konstruktion zu erinnern. Einstweilen ging es mir lediglich darum, unsere Annäherung so rasch und so lautlos wie möglich erfolgen zu lassen.
Ein paarmal hatte ich nach dem Verwundeten gesehen. Rodriguez‘ Befinden war unverändert. Dann und wann wachte er aus der Bewußtlosigkeit auf, doch nie lange genug, um mir mehr über Kobalt mitteilen zu können. Lieutenant Ibaka hatte ihm eine schmerzstillende Spritze gegeben, aber offenbar sprach der Brigadegeneral auf das Medikament nicht an, denn selbst in den Stunden der Bewußtlosigkeit stöhnte er manchmal gequält auf.
Mittlerweile hatte ich in einem meiner Bücher nachgeschlagen und einen Verdacht, der mir gleich zu Anfang gekommen war, ohne daß ich ihn ausgesprochen hatte, bestätigt gefunden. Die Symptome deuteten darauf hin, daß die Taurus -Zerstörer bei ihrem Angriff auf Camp Luna V unter anderem auch Kaltes Licht eingesetzt hatten, die wohl vernichtendste Waffe, über die die EAAU verfügte.
Rodriguez hatte die KL-Explosion überlebt, weil er sich mit Major Bjelowski beizeiten in das Gewölbe geflüchtet hatte, aber offenbar waren noch genug Strahlen durch die tonnenschwere Abschirmung gedrungen, um bei ihm innerliche Verbrennungen herbeizurufen.
Es gab nichts, was wir für ihn tun konnten. Traf meine Diagnose zu, war ihm ohnehin nicht mehr zu helfen. Selbst 0,0003 KL wirkten auf den menschlichen Organismus unbedingt tödlich. Die Medizin verfügte über keine Gegenmittel, sie konnte das Sterben allenfalls verlangsamen – und mit dem Sterben die Qual. Typisch für KL-Verbrennungen war der Umstand, daß selbst die stärksten Morphinate wirkungslos blieben. Auch das hohe Fieber gehörte zu den charakteristischen Symptomen – genauso wie die Blutungen aus Mund und Nase und der leicht röchelnde Husten.
Der Einsatz von Kaltem Licht bei einem provozierten Raumzwischenfall mit den VOR hatte General Gordon B. Smith seinerzeit die Karriere gekostet und die Verbannung eingebracht. Das Kalte Licht war auf die Liste der verbotenen Waffen gesetzt worden, und auf Anweisung des Präsidenten Samuel Hirschmann waren die Produktionsstätten geschlossen worden.
Man hätte den General damals an die VOR ausliefern sollen. Der Welt wäre viel erspart geblieben. Nun, da er unter den blauroten Fahnen der Reinigenden Flamme in der EAAU die Macht ergriffen hatte, war es nicht weiter verwunderlich, daß er in sein militärisches Arsenal auch das Kalte Licht wieder eingefügt hatte – nicht zuletzt, um über ein Druckmittel gegenüber den verhaßten VOR zu verfügen.
Das Gleichgewicht des Schreckens, das lange Zeit einen bewaffneten Konflikt zwischen den beiden Weltblöcken verhindert hatte, war demnach ins Wanken geraten. Die Vereinigten Orientalischen Republiken gingen einer gefährlichen Zukunft entgegen.
Ich notierte meinen Verdacht im Bordbuch – für den Fall, daß ich aus irgendeinem Grund später nicht in der Lage sein sollte, darüber auszusagen.
Damals muß es wohl geschehen sein, daß ich anfing, in den VOR einen natürlichen Verbündeten gegenüber der totalen Diktatur des
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