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Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Umrisse und hörte lautes Klirren, Poltern und Schleifen. Ich erinnerte mich, daß etwas geschehen war, was nicht hätte geschehen dürfen, und versuchte aufzustehen, aber das nächste Schlingern des Schiffes warf mich wieder zurück. Ich kämpfte verbissen gegen das Verlangen an, zurückzutauchen in die mildtätige Dunkelheit. Die Luft, die ich einatmete, war rauchig und roch nach versengtem Isoliermaterial.
    Alarm! Alarm! Alarm!
    Der Lärm machte mich irrsinnig. Mein Kopf dröhnte und schmerzte.
    Eine Stimme – war es die von Stroganow? – rief mir zu: »Sir, um Gottes willen, halten Sie sich fest!«
    Dann wurde der Lärm wieder ohrenbetäubend, und das Schiff schlingerte und hüpfte wie eine Barkasse auf hoher See. Abwechselnd wurde es in die Höhe gerissen und dann sofort wieder steil in die Tiefe gedrückt. Glassplitter deckten mich ein, ohne daß ich so recht begriff, woher sie stammten.
    Alarm! Alarm! Alarm!
    Ich rollte quer über den Boden, bekam das Fundament meines Sitzes zu fassen und hielt mich daran fest. Meine Benommenheit ließ auf einmal nach, und ich begriff wieder mit aller Deutlichkeit, was sich zutrug. Ich glaube, meine erste bewußte Empfindung war Zorn: Zorn darüber, daß ich, der ich Delta VII sicher und so gut wie unversehrt durch das lunare Gefecht geführt hatte, nun ohnmächtig zusehen mußte, wie das Schiff das Opfer eines völlig sinnlosen und überflüssigen Unfalles wurde. Ein Meteoritenschwarm dieses Ausmaßes hätte gemeldet sein müssen. Der Raum war groß genug, um ihm beizeiten auszuweichen.
    Mit aller Kraft, deren ich fähig war, zog ich mich in die Höhe – von dem einzigen Gedanken beherrscht, nicht tatenlos daliegen zu wollen, während mein Schiff in tausend Stücke gerissen wurde. Irgendwie gelang es mir, mich in meinen Sitz zu zwängen, und Stroganow ließ seinen Sessel zu mir herumschwingen und legte mir die Gurte an.
    »Der Computer, Lieutenant!«
    »Abgeschaltet, Sir.«
    Wieder spürte ich schwarze Nebel auf mich zutreiben, und ich beeilte mich, ihnen zuvorzukommen. Ich zwang mich, den Kopf zu drehen, bis ich Captain Monniers blasses, aber beherrschtes Gesicht erkannte. »Commander an Pilot: Freie Hand zum Manöver!«
    Es war ein Befehl, der nichts mehr zu bedeuten hatte. Auch ohne ihn tat Captain Monnier längst alles, was getan werden mußte, um das Schiff aus dem Meteoritenschwarm herauszumanövrieren. Alle Kommandogewalt lag im Augenblick in seiner Hand. Mit einer Vielzahl von sich rasch ablösenden Manövern versuchte er, das Schiff auf den Weg des geringsten Widerstandes zu lenken.
    Seltsam: durch all die Jahre, die seitdem vergangen sind, hat sich mir dieses Bild unverlierbar eingeprägt: ein Gesicht wie eingefroren, das Antlitz des Piloten im Augenblick höchster Konzentration. Später, als man mich um einen Entwurf für die Delta-VII-Medaille ersuchte, habe ich versucht, dieses Gesicht aus der Erinnerung nachzuzeichnen. Es gelang mir nur unzulänglich.
    Captain Monnier nahm sich nicht die Zeit, meinen Befehl zu bestätigen. Statt dessen erhöhte er allen Vorschriften zum Trotz die Leistung des Triebwerks und stieß das plötzlich schneller werdende Schiff steil nach unten. Delta VII dröhnte wie eine angeschlagene Glocke. Und ich wußte, daß ich ihm dieses Manöver eigentlich verbieten mußte, weil er damit das Material einer Belastung aussetzte, der es unmöglich gewachsen sein konnte. Aber obwohl ich als Commander eigentlich eingreifen mußte, tat ich nichts dergleichen, wohl weil auch ich begriffen hatte, daß alle Vorschriften nur bedingt richtig sind und daß man oft, um zu Überleben, genau das Gegenteil von ihnen tun muß, in diesem speziellen Fall das Gegenteil des Artikels 103 der Allgemeinen Flugverhaltensregeln, der da lautete: »Beim Zusammenstoß mit einem Meteoritenschwarm ist die Fahrt unbedingt und unverzüglich herabzusetzen, erforderlichenfalls durch Stoppen des Triebwerkes. Erst danach darf mit dem Freimanövrieren des Schiffes begonnen werden.«
    Das Dröhnen wurde schwächer und ließ schließlich ganz nach. Die Alarmglocken verstummten. Captain Monnier verringerte die Leistung des Triebwerkes und wandte sich mir zu. »Wir sind durch, Sir.«
    »Der Commander ist verletzt, Captain.«
    Ich wischte mit der Hand über mein Gesicht und stellte fest, daß sie blutig wurde. »Kümmern Sie sich nicht darum!« sagte ich. »Was ist mit dem Bordcomputer?«
    »Durchgeschmort«, sagte Lieutenant Stroganow. »Selbst wenn ich ihn jetzt wieder hinbaue:

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