Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Gast gefühlt, diesmal jedoch verspürte ich die Vorfreude einer echten Heimkehr. Wahrscheinlich ist der Mensch immer nur dort wirklich zu Hause, wo er sich verstanden fühlt.
Im Lautsprecher knackte es. Professor Westhoffs Stimme drang an mein Ohr.
»Westhoff ruft Delta VII!«
Alle meine Ängste und Befürchtungen verflüchtigten sich in der Unendlichkeit des Raumes. Die Invasion hatte nicht stattgefunden, und sie würde nicht stattfinden, denn das Gehirn, das wir mitführten, enthielt alle für den Gegenzug erforderlichen Informationen. Ich drückte die Sprechtaste.
»Commander Brandis hier, Sir. Es tut mir leid, daß ich Sie bemühen mußte, aber es gab dafür einen triftigen Anlaß.«
Kapitel 18
Zur Ergänzung meines Berichtes schiebe ich an dieser Stelle in neutraler Form eine Rekonstruktion der Vorgänge ein, die meinem Gespräch mit Professor Westhoff vorausgegangen waren.
Professor Westhoff betrat den VEGA-Kontrollraum mit gerunzelter Stirn. »Also, was ist nun wirklich los?«
Der diensttuende Controller zuckte mit den Achseln. »Der Funkverkehr ist lahmgelegt, Sir. Wir können wohl empfangen, aber nicht senden. Irgendwer hackt dazwischen.«
»Sind nur wir von dieser Störung betroffen?«
»Nein, Sir. Ich habe mich telefonisch beim Stationsmeister erkundigt. Dort haben sie die gleichen Schwierigkeiten.«
»Liegt etwas Dringendes vor?«
»Delta VII hat uns wiederholt gerufen, Sir. Ich möchte nicht wissen, Sir, was die Jungs jetzt von uns halten. Augenblick, Sir« – der Controller rückte die Kopfhörer fester – »gerade eben hat sich Delta VII wieder gemeldet. Wenn Sie sich den anderen Kopfhörer nehmen, können Sie mithören, Sir.«
Professor Westhoff setzte den zweiten Kopfhörer auf. Nach den ersten Worten, die er vernahm, zog er Papier und Bleistift zu sich heran und notierte:
»Delta VII an VEGA-Venus. Bitte notieren Sie und unterrichten Sie alle betreffenden Instanzen: Unsere Mission ist gescheitert ...«
Die Stimme war unverkennbar die von Commander Brandis. Er gab die Zerstörung von Camp Luna V durch feindliche Zerstörer vom Typ Taurus bekannt und bat um neue Instruktionen. Es war genau 16.00 Uhr Metropolis-Zeit.
»Und Sie können nicht bestätigen?« fragte Professor Westhoff.
»Nein, Sir«, sagte der Controller.
»Behalten Sie das, was Sie soeben gehört haben, für sich«, sagte Professor Westhoff und stand auf. Vom nächsten Telefonapparat aus rief er den Vorsitzenden des Rats für innere und äußere Sicherheit , Alexander Repin, an. Er teilte ihm mit, daß er im Besitz einer Information war, die er ihm auf diese Art und Weise nicht übermitteln könnte. Repin bestellte daraufhin Westhoff ins Amt.
Als Professor Westhoff sich vor der VEGA-Zentrale in den Fond des Dienstwagens setzte, ahnte er wohl, daß sich etwas Besorgniserregendes zugetragen hatte. Er wußte nicht, daß er politisches Dynamit in den Händen hielt.
An diesem Tag jagten und überstürzten sich auf der Venus die Gerüchte. Die Invasion stünde unmittelbar bevor, hieß es. Andere Stimmen wollten wissen, daß Colonel Larriand mit seinen Kampfschiffen die Invasionsflotte bereits abgewehrt hätte. Presse und Fernsehen enthielten sich jeden gezielten Kommentars und sprachen lediglich von der unverändert kritischen Lage.
Die Posten vor den Ozonerien standen weiterhin Gewehr bei Fuß. Zu Sabotageakten war es bisher nicht gekommen, oder aber die entsprechenden Nachrichten wurden zurückgehalten, um die ohnehin erregte Bevölkerung nicht noch weiter aufzuregen.
Vor dem Ministerium verließ Professor Westhoff den Wagen. Er hatte noch nicht einmal die Stufen des Aufganges betreten, als zwei Ereignisse zur gleichen Zeit stattfanden.
Während ein schwarzer Wagen, der bisher abseits geparkt hatte, sich plötzlich in Bewegung setzte und heranschwebte, traten drei bewaffnete Männer in Zivil auf Professor Westhoff zu und forderten ihn auf, in den Wagen zu steigen.
»Was erlauben Sie sich!« sagte Professor Westhoff, aber da befand er sich bereits in dem fremden Wagen. Eine Antwort bekam er nicht.
Erst später sollte es ihm in den Sinn kommen, daß da noch ein drittes Ereignis stattgefunden hatte – oder, richtiger gesagt: nicht stattgefunden hatte, obwohl es hätte stattfinden müssen. Der Doppelposten vor dem Ministerium, vor dessen Augen sich die Entführung abspielte, war ihm nicht zu Hilfe gekommen.
Unterwegs bekam Professor Westhoff eine Spritze, und als er wieder zu sich kam, lag er in einem halbdunklen
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