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Marlene Suson 1

Marlene Suson 1

Titel: Marlene Suson 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Mitternachts-Braut
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Stich durchfuhr Jerome. Wieso eigentlich? Was ging es ihn an? Plötzlich stieg Zorn in ihm auf, denn er er- innerte sich daran, wie leidenschaftlich Rachel seinen Kuß erwi- dert hatte. Dabei war sie einem anderen versprochen! So viel zu schönen Frauen und ihrer Treue.
    Auf der anderen Seite des Zimmers war es Lord Felix endlich gelungen, Rachel zu stellen. Hätte irgendeine Frau Jerome so an- gesehen, wie Rachel es mit Felix tat, so hätte er auf dem Absatz kehrtgemacht. Doch der einfältige Stutzer schien nichts zu mer- ken, denn er vollführte eine bühnenreife Verbeugung vor ihr.
    „Wer ist denn der Glückliche, den Lady Rachel heiraten wird?‚ fragte Jerome.
    „Lord Felix.‚
    Abfällig verzog Jerome den Mund. Sieh da! So weit ging Rachels Abneigung gegen Felix denn doch nicht, um eine so vorteilhafte Partie auszuschlagen.
    Verdrossen biß Rachel sich auf die Lippen, als Lord Felix sich vor ihr aufbaute. Während er sich so malerisch verbeugte, bemerkte sie, daß seine dünnen Beine jetzt deutlich wohlgeformter waren als sonst. Offenbar hatte er sich Wadenpolster unter die weißen Seidenstrümpfe geschoben.
    Als er sich wieder aufrichtete, griff er mit seiner reich beringten Rechten nach ihrer Hand und zog sie an die Lippen. Rachel fand seine Berührung so widerwärtig, daß sie sich zwingen mußte, ihm ihre Hand nicht zu entreißen.

Endlich gab Lord Felix ihre Hand wieder frei und fragte af- fektiert: „Wollen Sie mir das besondere Vergnügen bereiten, ein wenig mit mir zu plaudern, Lady Rachel?‚
    So gern sie auch abgelehnt hätte, Rachel war zu gut erzogen, um einen geladenen Gast zu brüskieren. Da sie seine Vorliebe für Moschusparfums kannte, war sie dem Himmel für ihren weiten Reifrock dankbar, der Lord Felix gezwungenermaßen auf Ab- stand hielt.
    Lord Felix schien plötzlich gar nicht mehr zu wissen, worüber er eigentlich mit ihr plaudern wollte. Ein befangenes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, und der Glanz seiner leuchten- den Gewandung ließ ihr senffarbenes Kleid noch trister erschei- nen. Um das Schweigen zu brechen, meinte sie scherzhaft: „Ich fürchte, unsere Farben beißen sich.‚
    „Ja, in der Tat‚, gab er stirnrunzelnd zurück.
    Der Umstand schien ihn so sehr zu bekümmern, daß sie vor- schlug: „Vielleicht wäre es besser, die ganze Breite des Zimmers zwischen uns zu legen.‚
    „Nicht nötig‚, wehrte er ab. „Ich kann allerdings nicht umhin festzustellen, daß Ihr Kleid wirklich nicht die letzte Kreation ist. Sie müssen mir erlauben, Ihnen bei der Wahl Ihrer Garderobe zur Seite zu stehen.‚ Seine Stimme verriet, welch seltene Ehre er ihr damit angedeihen ließ. „Sie werden auf dem Gebiet der Mode tonangebend sein, genau wie ich.‚
    Ausgerechnet Lord Felix!
    „Aber ich liebe dieses Kleid‚, flunkerte sie, um ihn zu reizen.
    Lord Felix’ entsetzter Gesichtsausdruck spornte sie zu weite- ren Taten an. „Es ist mein Lieblingskleid. Der Schnitt schmei- chelt der Figur, finden Sie nicht. Und die Farbe ist so kleidsam.‚ Sophia hatte übrigens die Farbe ausgesucht, zweifellos weil sie genau wußte, daß sie Rachel überhaupt nicht stand.
    „Es ist meine traurige Pflicht, Ihnen in beiden Fällen zu wider- sprechen. Sie sollten es wirklich meiner weit größeren Erfahrung überlassen, Sie in Modefragen zu beraten. Tatsache ist nämlich, daß wir uns häufig selbst nicht so kritisch und unvoreingenom- men sehen, wie andere es tun.‚
    Wofür seine Lordschaft selbst der lebende Beweis war. Ra- chel unterdrückte ein Schmunzeln und sagte hoffnungsvoll: „Ich fürchte, jetzt habe ich mir Ihre Gunst verscherzt.‚
    „Das könnten Sie gar nicht.‚
    Es gelang Rachel kaum, ihre Enttäuschung zu verbergen.

Sie schaute hinüber zum Herzog, und sofort beschleunigte sich ihr Herzschlag. Sophia machte ihn gerade mit den anderen Din- nergästen bekannt – Eleanor mit ihren Eltern und Squire Archer mit Gattin. Während er sie begrüßte, konnte Rachel keine Spur der Arroganz an ihm feststellen, derer ihr Bruder ihn immer be- zichtigt hatte.
    Wie elegant er wirkte, obwohl an seinem blauen Rock die aufwendige Stickerei und die Brillanten fehlten, die Lord Felix schmückten. Der Duke of Westleigh machte von allen anwesen- den Herren die bei weitem beste Figur. Er brauchte keine Polster, um seine Waden zu formen, oder sonst ein Hilfsmittel.
    Rachel errötete bei der Errinnerung an den Vorfall in seinem Zimmer. Sie wußte inzwischen, daß es ein grober Faux-pas ge- wesen

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