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Marlene Suson 1

Marlene Suson 1

Titel: Marlene Suson 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Mitternachts-Braut
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sprach rückhaltlose Bewunderung. Jerome konnte den Blick nicht von ihr losreißen. Wie sehr er nach ihr verlangte! Er konnte nur hoffen, daß auch sie den Blick nicht von seinem Gesicht wandte, denn wenn die liebliche Unschuld an seinem Körper hinabschaute, stand ihr ein Schock bevor!
    Mit einem verstohlenen Blick streifte er flüchtig seine sich ver- räterisch wölbende Hose. Wie in aller Welt sollte er gleich beim Dinner seine herzogliche Würde aufrecht erhalten, wenn man ihm den Zustand der Erregung so deutlich ansah?
    Jerome betrachtete die vollendet schöne junge Frau, die da vor ihm stand. Ihr langes ebenholzschwarzes Haar war nicht zu ei-

ner dieser kunstvollen Coiffuren aufgetürmt, die er verabscheute, sondern fiel ihr in weichen, natürlichen Wellen auf die Schultern herab. Er schwankte zwischen heißem Verlangen und nagendem Zweifel daran, daß Lady Rachel wirklich so unschuldig und naiv war, wie es den Anschein hatte.
    Wäre sie allerdings auf Verführung aus gewesen, dann hätte sie gewiß etwas anderes getragen als dieses grauenhafte Kleid, das die verführerischen Linien ihres Körpers so erfolgreich verbarg. Und diese abscheuliche Senffarbe brachte es fertig, ihre samtige Haut blaß und fahl erscheinen zu lassen.
    Vom Alter her hätte Rachel bereits vor zwei oder drei Jahren ihr Debüt in London haben müssen, doch in dem Fall hätte er sicher von ihr gehört. Selbst in dieser mondänen Metropole wäre eine solche Schönheit nicht unbemerkt geblieben.
    „Wie alt sind Sie, Rachel?‚
    „Zwanzig.‚
    „Waren Sie schon in London?‚
    „Ich war noch nie außerhalb von Yorkshire.‚
    Dann war das also der Grund für ihre köstliche Unschuld. Das würde sich jedoch sehr rasch ändern, wenn sie erst einmal in Lon- don war. Dann würde sie ebenso frivol und flatterhaft werden wie ihre Geschlechtsgenossinnen.
    Sie würde ihrem bedauernswerten Ehemann das Leben zur Hölle machen, wenn er sich beständig fragen mußte, wem sie ge- rade ihre Gunst schenkte.
    Diesem Schicksal war er einmal um Haaresbreite entgangen, doch damals war er noch jung und unerfahren gewesen. Sein Vater hatte ihn gewarnt, doch er hatte sich so kopflos in Cleo verliebt, daß er alle Warnungen in den Wind schlug. Damals hatte er seine Lektion gelernt. Es war schmerzhaft gewesen, und sein Lehrgeld bestand in einem Skandal und einem gebrochenen Herzen.
    Nein, dachte Jerome grimmig, nicht noch einmal.
    Rachels hinreißender Körper mochte ihn noch so locken, aber Emily Hextable war die ideale Frau für ihn. Obwohl er Emily noch nie von Heirat gesprochen hatte, fühlte er sich an sie gebunden. Auch ihrer beider Väter hatten eine Verbindung gewünscht. Je- rome wußte, daß Emily – wie auch der gesamte Bekanntenkreis – von ihm erwartete, daß er sich ihr erklärte.
    Sie war genau die Frau, die er zu seiner Herzogin machen wollte: Sie sah ihre Aufgabe darin, Gutes zu tun, und nicht nur an sich selbst zu denken, wie Cleo es getan hatte. Die schlichte, fromme

Emily würde ihm auch keine Hörner aufsetzen oder ihm einen Erben präsentieren, dessen Vaterschaft zweifelhaft war.
    Und dennoch, wenn er daran dachte, wie Rachel seinen Kuß so leidenschaftlich erwidert hatte, spürte er ein Verlangen wie nie zuvor in seinem Leben.
    Wingate Hall konfrontierte ihn mit einer Versuchung, mit der er nicht gerechnet hatte. Bestürzt mußte Jerome feststellen, daß weder seine eiserne Selbstdisziplin noch seine Verachtung für schöne Frauen ihn wirksam gegen Lady Rachels Reize schützen konnte. Er mußte so schnell wie möglich von hier fort.
    Er konnte nur hoffen, daß Morgan ihre Verabredung für morgen früh einhielt, damit er noch am gleichen Tag diesen gefährlichen Ort verlassen konnte.

5. KAPITEL
    Als Jerome den Salon betrat, stürzte Sophia Wingate sich buch- stäblich auf ihn. Sie war eine überreife Schönheit mit einem üp- pigen Körper und einem herzförmigen Gesicht, das die Kunstfer- tigkeit ihrer Zofe im Umgang mit Puder und Schminke verriet. Ihr flammendrotes Haar war zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt, und ein schwarzes, sichelförmiges Schönheitspflaster zierte ihre Wange.
    Sie beschenkte ihn mit einem verführerischen Lächeln. Sophia stand in dem Ruf, gern Aristokraten in ihr Bett zu holen. Je klin- gender der Titel, desto größer ihr Interesse. Kein Wunder, daß Jerome für sie wie der erste Preis in einer Tombola war. „Ich bin entzückt, daß es mir gelungen ist, Sie zu uns nach Yorkshire zu locken‚, gurrte

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