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Marlene Suson 1

Marlene Suson 1

Titel: Marlene Suson 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Mitternachts-Braut
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war, in sein Schlafgemach zu gehen. Den letzten Zweifel daran hatte Eleanor ausgeräumt, als sie sie herauskommen sah.
    „Was hast du getan?‚ hatte die Freundin schockiert gefragt. „Keine anständige junge Dame käme auf die Idee, in das Schlaf- zimmer eines Mannes zu gehen!‚
    Kein Wunder, daß der Herzog sie für frivol gehalten hatte.
    Rachel hatte nicht gewußt, daß sich so etwas nicht schickte. Niemand hatte es ihr gesagt. Da ihre Mutter schon vor sieben Jahren gestorben war, hatte sich niemand die Mühe gemacht, sie in Fragen der Etikette zu beraten. Ihr Vater hatte beabsichtigt, eine Gouvernante aus gutem Hause für sie zu engagieren, bevor sie in London in die Gesellschaft eingeführt wurde. Bevor er das jedoch tun konnte, hatte die Krankheit ihn dahingerafft. Rachel war auch nie nach London gekommen. Sie war in Yorkshire ge- blieben, um dem Haushalt von Wingate Hall vorzustehen.
    Lord Felix beugte sich weit über ihren Reifrock, um wieder auf sich aufmerksam zu machen, und bewies dabei eine erstaunliche Gelenkigkeit. Rachel wurde von einer wahren Moschuswolke ein- gehüllt. Der Geruch war ihr ein Greuel, und sie mußte jedesmal niesen.
    So erging es ihr auch jetzt.
    „Ich . . . hatschi! ... ich . . . hatschi! . . . kann nicht ... hat- schi! ... Moschus . . . hatschi!‚
    Ihre Augen tränten, und alle Anwesenden wandten den Kopf. „Verzeihung!‚ stieß sie hervor und floh.
    Sie wollte zu Eleanor, die bei ihrem Bruder Toby stand, doch der Duke of Westleigh vertrat ihr den Weg. Ihr Herz machte ei- nen Satz. Seine Miene war ernst und undurchdringlich. Die Er-

innerung an seinen Kuß entfachte eine köstliche Wärme in ihr, und sie spürte, wie sie errötete. Scheu hob sie den Blick zu seinen Augen.
    „Wie ich höre, muß man Sie beglückwünschen‚, sagte er kühl.
    Fragend sah Rachel ihn an. „Wozu?‚
    „Zu Ihrer Verlobung mit Lord Felix.‚
    „Ich bin nicht mit ihm verlobt. Vermutlich hat Tante Sophia das behauptet. Sie besteht darauf, daß ich ihn heirate, aber ich weigere mich. Nichts kann mich dazu bringen.‚
    Plötzlich lächelte der Herzog, und es war ein Lächeln, bei dem ihr ganz schwach wurde. Die Wärme dieses Lächelns ließ seine eisige Arroganz dahinschmelzen, vertiefte die Farbe seiner Au- gen zu einem strahlenden Blau und machte seine sonore Stimme weich. „Sie überraschen mich schon wieder, Lady Rachel‚, sagte er rätselhaft.
    Rachel spürte Erregung in sich aufsteigen, und plötzlich fiel ihr das Atmen schwer.
    Die Tür zum Salon flog auf, und alle Anwesenden schauten unwillkürlich hin. Im Türrahmen erschien Fanny Stoddard in einem atemberaubenden Kleid aus weißem Seidenbrokat mit ei- nem bunten Blumenmuster.
    Bei ihrem Anblick wurden die Augen des Herzogs schmal. Ostentativ wandte er sich um und drehte ihr den Rücken zu.
    In das Schweigen, das sich über den Raum gesenkt hatte, fragte Fanny den Butler mit scharfer Stimme: „Wo ist der Duke of West- leigh?‚
    „Dort drüben bei Lady Rachel.‚
    Mit einer energischen Bewegung öffnete Fanny ihren Fächer und segelte quer durch den Raum. Rachel nickte ihr grüßend zu, während der Herzog gar nicht daran dachte, sich umzudrehen. Fanny jedoch ließ sich nicht beirren. „Euer Gnaden‚, flötete sie. „Es ist mir ein trauriges Bedürfnis, Ihnen mitzuteilen, daß Sie den unverschämtesten Reitknecht haben, der mir je untergekommen ist. Wenn Sie erst einmal gehört haben, wie unmöglich er sich aufgeführt hat, werden Sie sich seiner gewiß sofort entledigen.‚
    Langsam wandte der Duke of Westleigh sich um. Jetzt war er wieder jeder Zoll ein Herzog, und Fanny erkannte ihn nicht so- fort. Der Blick, mit dem er sie fixierte, war kalt wie Eis. Diesen Mann darf man sich nicht zum Feind machen, dachte Rachel.
    „Lady Rachel‚, sagte er mit ätzender Stimme. „Würden Sie Miss Stoddard bitte an das Versprechen erinnern, das sie von mir

verlangte, daß ich nie wieder das Wort an sie richte. Versichern Sie ihr bitte, daß der Duke of Westleigh sein Wort zu halten pflegt.‚
    Jetzt erst erkannte Fanny ihn und atmete zischend ein. „Das soll wohl ein übler Scherz sein!‚ Ihre Stimme überschlug sich fast. „Sie sind nicht der Herzog. Wie können Sie es wagen, hier im Salon zu erscheinen, Sie . . . Sie Stallknecht!‚
    Tante Sophia hastete herbei. „Hast du den Verstand verloren, Fanny? Natürlich ist er der Herzog.‚
    Einen endlos langen Augenblick starrte Fanny Seine Gnaden an, der in steinerner Ablehnung vor ihr

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