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Marlene Suson 1

Marlene Suson 1

Titel: Marlene Suson 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Mitternachts-Braut
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Prunk, bemerkte Jerome trocken: „Sie sehen heute abend wirklich . . . hm ... blendend aus.‚
    Jede Art von Ironie war an Lord Felix verschwendet. „Danke, danke!‚ rief er geschmeichelt und wies stolz auf seine kanarien- gelbe Gewandung. „Mein Schneider versicherte mir, daß dieser Farbton in der nächsten Saison Furore machen wird, jetzt, nach- dem ich ihn eingeführt habe.‚ Seine Blicke huschten durch den Raum, und er fragte Sophia: „Ist Ihre Nichte nicht hier, Ma’am?‚
    Sie wedelte kokett mit dem Fächer. „Du meine Güte, Lord Felix, ich fühle mich ja uralt, wenn Sie mich so ansprechen. Sie müs- sen nämlich wissen, daß ich nur sechs Jahre älter bin als meine Nichte.‚
    Dann wäre sie sechsundzwanzig. Jerome glaubte das genauso wenig wie ihre Herkunft aus Cornwall. Er schätzte sie auf min- destens dreißig.
    „Haben Sie schon von meinem neuen Sykes gehört?‚ fragte Felix mit stolzgeschwellter Brust.
    Wer hatte das nicht! Felix sammelte alles, was ihm unter die Finger kam – Bilder, Porzellan, Silber, Knöpfe – und kein Preis war ihm zu hoch, wenn ihm etwas gefiel. Kürzlich stand ihm der

Sinn nach einem Aquarell von Augustus Sykes, einem mittelmä- ßigen Maler. Als es vor zwei Wochen zur Versteigerung kam, hat- ten Felix und Lord Bourn einander so erbittert überboten, daß es zum Stadtgespräch von London wurde.
    „Jeder, der mich kennt, weiß, daß ich bekomme, was ich will. Und diesen Sykes wollte ich nun mal‚, plärrte Felix. „Bourn war so närrisch zu glauben, daß er mich überbieten kann.‚
    Der Narr war Felix selbst. Alle Welt wußte, daß Bourn ein en- ger Freund des Vorbesitzers des Aquarells war. Deshalb hatte er den Preis absichtlich in die Höhe getrieben, und zwar weit über den Wert des Bildes hinaus.
    Jerome überließ Felix Sophia und ging hinüber zu ihrem Ge- mahl. Er begrüßte Alfred und fragte ihn, ob es irgendwelche Neuigkeiten von seinem Neffen gab.
    „Nichts.‚ Alfreds Stimme klang alt und krächzend. „Nichts seit dem Brief vom Kapitän der ,Betsy’, dem Schiff, auf dem er eine Passage von Frankreich nach Dover gebucht hatte. Der Kapitän schrieb, daß Stephen nicht in Calais war, als das Schiff ablegen wollte. Der Kapitän hat deshalb bis zur nächsten Flut gewartet, konnte dann die Abreise jedoch nicht länger hinausschieben, weil die anderen Passagiere drängten.‚
    „Wann wurde Arlington zuletzt gesehen?‚
    „Als er Paris verließ, zwei Tage bevor die Betsy Segel setzen wollte. Wir fürchten, daß er auf der Straße nach Calais überfallen wurde.‚
    Noch wahrscheinlicher war es, daß er von dem finsteren Ge- lichter, das sich in allen Hafenstädten herumtrieb, ausgeraubt und anschließend in den Kanal geworfen wurde.
    Die Tür öffnete sich, und Lady Rachel betrat den Raum, beglei- tet von einer jungen Frau, die Jerome noch nicht gesehen hatte. Sofort vergaß er Rachels vermißten Bruder. Selbst in diesem häß- lichen Kleid stellte sie alle Frauen in den Schatten. Auch Cleo wäre neben ihr verblaßt. Dabei war Jerome sicher gewesen, daß es keine schönere Frau auf der Welt gab als diese treulose Kokotte.
    Lord Felix ließ Sophia stehen und trippelte geziert auf deren Nichte zu. Jerome wartete gespannt auf Rachels Reaktion. Auf- grund der hohen Abstammung und des enormen Reichtums war der Lord eine brillante Partie. Zahllose heiratsfähige junge Da- men wären mit Freuden seine Braut geworden.
    Zu ihnen gehörte Rachel ganz offensichtlich nicht. Der Wider- wille, der bei Felix’ Anblick in ihren Augen aufsprang, war unmiß-

verständlich, und sie machte sich auch gar nicht die Mühe, ihn zu verbergen. Sie vermied ein Zusammentreffen mit Seiner Lord- schaft, indem sie sich rasch zu den beiden Paaren mittleren Alters gesellte, deren Bekanntschaft Jerome noch nicht gemacht hatte.
    Aus einem unerfindlichen Grund freute Rachels Reaktion auf den Lord Jerome über alle Maßen. Und er konnte auch den Blick kaum von ihr losreißen.
    „Ich wußte gar nicht, daß eine Unschuld vom Lande Ihr Inter- esse wecken könnte, Euer Gnaden‚, flötete Sophia süffisant.
    Jerome war so in Rachels Anblick versunken, daß er Sophia gar nicht bemerkt hatte, die neben ihn getreten war. „Ich bezweifle, daß Sie beurteilen können, was für mich von Interesse ist‚, be- schied er sie nicht eben galant.
    Geben Sie acht, daß Sie Ihr Herz nicht an sie verlieren‚, mahnte Sophia. „Es ist zwar noch nicht offiziell, aber sie ist verlobt.‚
    Ein schmerzhafter

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