Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marlon, die Nummer 10

Marlon, die Nummer 10

Titel: Marlon, die Nummer 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
Vom Netzwerk:
den Augen. Der sagte kein Wort. Er konzentrierte sich nur auf den Bildschirm. Dann schaltete er den Ultraschall aus,wischte das Gel von meinem Knie und schaute mich an.
    „Es tut mir leid“, sagte er, „Es tut mir leid, was du durchgemacht hast. Aber der Chefarzt des Krankenhauses hat übertrieben. Ich meine, er ist übervorsichtig gewesen. Er wollte, dass deinem Knie nichts passiert und das ist nicht schlecht. Nur hat er dabei vergessen, dass das Knie zu einem Jungen gehört. Einem Jungen, der zudem noch ein Wilder Fußballkerl ist.“
    „Wie bitte? Was?“, stammelte ich.
    „Dein Bruder hat Recht“, lächelte der Bayern -Doc jetzt. „Dein Knie wird diesen Kreuzbandanriss verkraften. Es wird ihn auf jeden Fall eher verkraften als du, wenn du fünf lange Jahre nicht mehr Fußball spielen darfst.“
    Ich schnappte nach Luft.
    „Kacke verdammte! Hast du das gehört!“, rief mein Bruder begeistert. „Habt ihr das alle gehört?“
    „Ja, Sakra-Rhinozeros-Pups!“, freute sich Raban, der Held.
    „Los! Worauf wartet ihr noch?“ Ich sprang von der Liege. „Ich will endlich nach Haus!“
    „Das ist gut!“, lachte der Bayern -Doc. „Und mach dir über das Krankenhaus keine Sorgen. Deine Eltern und ich haben schon mit den Verantwortlichen dort gesprochen.“
    „Heiliger Muckefuck!“, staunte Fabi. „Haben Sie etwa alles gewusst?“
    „Nun, fast alles,“, grinste der Bayern -Doc. „Aber ich hab nicht gewusst, wie ihr die Schreckliche Berta ausgetrickst habt.“
    Er lachte und sein Lachen steckte uns alle an. Ich fühlte mich gut und weil das so war, wollte ich es jetzt ganz genau wissen. „Aber warum sind Sie nicht einfach gekommen?“, fragte ich ihn. „Ich meine, ins Krankenhaus.“
    „Meinst du das ernst?“, gab er die Frage zurück. „Glaubst du, das hätte irgendetwas gebracht?“
    Der Bayern -Doc musterte mich.
    „Marlon. Im Krankenhaus warst du ganz anders. Da haben dich die Wilden Fußballkerle nicht interessiert. Und deine Freunde wolltest du auch nicht mehr sehen. Hast du das schon vergessen?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Siehst du. Und wenn man so drauf ist, dann nutzt einem ein gesundes Knie einen Dreck. Dann braucht man überhaupt kein Knie mehr, habe ich Recht?“
    Ich dachte an Willi. ,Du wärst jetzt gern tot?‘, hatte der mich gefragt. ,Aber das bist du nicht, Marlon. Das tut mir leid. Du hast dich nur lebendig begraben.‘
    Der Bayern -Doc schaute mich an. Er wusste, an was ich jetzt dachte. Ja, ganz bestimmt wusste er das.
    „Marlon, das hier ist erst der Anfang“, sagte er ernst. „Du warst ganz lange weg. Ganz lange und ganz weit. Irgendwo in einer Wüste aus Eis, in der man sich selbst nicht mehr kennt. Aber deine Freunde haben dich heute gefunden. Sie wollen, dass du wieder bei ihnen bist.“
    Er lächelte jetzt, und sein Lächeln war warm.
    „Nur, mehr können sie nicht für dich tun. Der Rest liegt an dir. Wenn du zurückkommen willst, Marlon, musst du hart an dir arbeiten. Fürchterlich hart, hast du das kapiert? Wenn du auf den Fußballplatz gehst, wirst du es merken. Du musst alles ganz von vorn lernen. Bist du dazu bereit?“
    „Ja“, flüsterte ich, doch der Bayern -Doc runzelte zweifelnd die Stirn.
    „Was hast du gesagt?“, fragte er. „Ich hab dich nicht richtig verstanden.“
    „Ja!“, wiederholte ich laut. „Und ob ich das bin.“
    Da nickte er endlich zufrieden.
    „Gut“, lachte er. „Aber was hängst du dann hier noch rum? Los, ab nach Hause mit dir.“
    „Ja, Hottentottenalptraumnacht!“, rief Raban, der Held. „Hauen wir ab!“
    Wir rannten hinaus und sprangen auf unsere Räder. Ich hüpfte in den Beiwagen des Fahrradgespanns. Mein Knie fühlte sich fast wieder so an wie früher.
    „Los, ab in die Betten mit euch!“, befahl der Junge mit der Coca-Cola-Glas-Brille. „Und heute Nachmittag ist jeder von euch wieder fit. Da findet ein Sondertraining im Teufelstopf statt.“
    Der Wilde Pulk preschte los. Doch ich bat Juli zu warten. Ich schaute zur Haustür zurück. Dort stand der Bayern -Doc.
    „Danke!“, sagte ich.
    Der Bayern -Doc nickte.
    „Das hab ich gern getan“, lächelte er.
    „Aber warum?“, fragte ich. „Sie kannten mich doch gar nicht. Sie hätten das doch nicht für jeden getan.“

    „Das stimmt“, antwortete der Mann in der Tür. „Aber Rocce hat mich darum gebeten. Er wollte, dass ich seinem besten Freund helfe.“
    Ich schluckte. Ich dachte an Rocce und an den Abend im Krankenhaus, an dem er mich darum gebeten

Weitere Kostenlose Bücher