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Mars 02 - Die Götter des Mars

Mars 02 - Die Götter des Mars

Titel: Mars 02 - Die Götter des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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Sogar die weisen und geheimnisvollen Therns in Barsoom, die Anhänger des uralten Kults, die seit Jahrhunderten das Geheimnis von Leben und Tod in den uneinnehmbaren Festungen auf den uns zugewandten Abhängen des Gebirges Otz hüten sollen, wissen davon ebenso wenig wie wir. Ich habe es nachgeprüft, obwohl ich dabei fast mein Leben gegeben hätte. Doch das sollst du alles in den Niederschriften der vergangenen drei Monate lesen, welche ich auf der Erde verbrachte.«
    Er tätschelte das dicke Aktenbündel, das neben seinem Ellenbogen auf dem Tisch lag. »Ich weiß, es interessiert dich, du glaubst mir, und auch die Menschen müssen es wissen, obschon sie diesen Zeilen viele Jahre, ja sogar viele Jahrhunderte lang keinen Glauben schenken werden, da sie das Geschriebene nicht nachvollziehen können. Die Menschen auf der Erde sind einfach noch nicht so weit, die Dinge zu verstehen, die ich hier aufgezeichnet habe. Gib ihnen, was du für geeignet erachtest, was ihnen deiner Ansicht nach nicht schadet, doch sei nicht verletzt, wenn sie dich auslachen.«
    An diesem Abend begab ich mich mit ihm zum Friedhof. Am Zugang zur Grabkammer wandte er sich um, gab mir die Hand und sagte: »Leb wohl, Neffe. Vielleicht sehen wir uns niemals wieder, denn ich bezweifle, daß ich es ein weiteres Mal über mich bringe, meine Frau und den Jungen allein zu lassen, solange sie leben, und die Lebensspanne auf Barsoom beträgt weit über tausend Jahre.«
    Er betrat die Grabkammer. Die große Tür fiel langsam zu, die schweren Riegel schoben sich knirschend an Ort und Stelle, und das Schloß klickte. Ich habe Hauptmann John Carter aus Virginia nie wiedergesehen.
    Doch vor mir liegt die Geschichte von seiner zweiten Rückkehr auf den Mars, wie ich sie aus den unzähligen Niederschriften zusammentrug, die er auf dem Tisch seines Hotelzimmers in Richmond zurückgelassen hatte.
    Vieles hiervon wage ich nicht zu veröffentlichen. Doch wird der Leser die Geschichte des Soldaten aus Virginia und seiner neuerlichen Suche nach Dejah Thoris, der Prinzessin von Helium, wohl noch beeindruckender finden als das erste, der Welt bereits vorliegende Manuskript, in welchem wir mit ihm die toten Meere durchsegelten, im Schein der Monde des Mars.
    Edgar Rice Burroughs

Die Pflanzenmenschen
    Als ich in jener klaren, kalten Nacht im frühen März 1886 am Steilufer vor meinem Haus stand, wirkte der majestätische Hudson-River auf mich wie das graue und stille Gespenst eines toten Flusses. Wieder spürte ich den seltsamen, zwingenden Einfluß des mächtigen Kriegsgottes, meines geliebten Mars, den ich zehn lange und einsame Jahre mit ausgestreckten Armen angefleht hatte, mich zu meiner verlorenen Liebe zurückzutragen.
    Diese unwiderstehliche Anziehungskraft des Schutzpatrons meines Berufsstandes hatte sich meiner seit jener Märznacht 1866 nicht wieder bemächtigt, als ich vor jener Höhle in Arizona stand, in der meine sterbliche Hülle lag, bekleidet mit dem stillen und leblosen Gewand des irdischen Todes.
    Die Arme flehend dem Stern entgegengestreckt, einem rotglühenden Auge, stand ich und betete um die Rückkehr jener seltsamen Macht, die mich zweimal durch das unermeßliche Weltall getragen hatte, ich betete wie schon tausend Nächte zuvor, während der langen zehn Jahre des Wartens und Hoffens.
    Plötzlich befiel mich Übelkeit, vor mir geriet alles ins Schwimmen, die Knie gaben unter mir nach, und ich stürzte der Länge nach am Rand des schwindelerregenden Steilufers zu Boden.
    Augenblicklich klärte sich vor mir alles wieder auf, und die grauenhaften Geschehnisse in der gespenstischen Höhle in Arizona wurden vor meinen Augen lebendig. Wie in jener weit zurückliegenden Nacht verweigerten meine Muskeln dem Willen den Dienst. Mir war, als ob ich sogar hier am Ufer des stillen Hudson das schreckliche Stöhnen und Rascheln des furchteinflößenden Wesens hören konnte, das mir damals im verborgenen Teil der Höhle aufgelauert und mich bedroht hatte. Erneut unternahm ich übermenschliche Anstrengungen, um die seltsame Lähmung zu überwinden, die mich befallen hatte, wieder ertönte das scharfe Klicken, wie wenn gespannter Draht zerreißt, und ich stand nackt und frei neben dem leblosen, starr dreinblickenden Ding, in dem soeben noch das warme, rote Blut von John Carter, mein Blut, pulsiert hatte.
    Ohne meine sterbliche Hülle eines Abschiedsblickes zu würdigen, sah ich wieder zum Mars, streckte die Hände in Richtung der düsterroten Strahlen aus und

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