Mars 03 - Kriegsherr des Mars
felsigen Seite des Flusses und blieb dort liegen, während Matai Shang und Thurid sich an die Mitte des Wasserlaufes hielten, der viel schmaler war als der Fluß Iss.
Nun, da sie mir näher waren, vernahm ich auch ihre Stimmen, die sie im Streit erhoben hatten.
»Ich sage dir, Thern«, sprach der schwarze Prinz, »daß ich mich nur an John Carter, Prinz von Helium, rächen will. Ich führe euch in keine Falle. Was könnte ich schon dadurch gewinnen, daß ich euch an jene verrate, die mein Volk und mein Haus zerstört haben?«
»Laß uns hier ein wenig anhalten, damit ich deine Pläne hören kann«, erwiderte der Hekator. »Dann können wir vielleicht einander und unsere Pflichten besser verstehen.«
Das Boot setzte sich wieder in Bewegung und legte höchstens ein Dutzend Schritte von mir entfernt am felsigen Ufer an. Da sie zwischen dem Lichtschimmer und mir lagen, war ich vor Entdeckung etwa so sicher, als wäre ich Kilometer von ihnen entfernt gewesen.
Die paar Worte, die ich verstanden hatte, erregten erst recht meine Neugier, und ich konnte es kaum mehr erwarten, zu hören, welche Rache sich Thurid gegen mich ausgedacht hatte. Ich brauchte auch nicht lange zu warten, und dann spitzte ich selbstverständlich die Ohren.
»Es gibt da keine Verpflichtungen, Vater der Therns«, fuhr der Erstgeborene fort. »Thurid, der Prinz der Issus, hat keinen Preis. Wenn unser Plan richtig vollendet ist, dann werde ich mich freuen, wenn du dafür sorgst, daß ich richtig empfangen werde, wie es meinem hohen Rang und meiner Abstammung zukommt. Es muß ein Hof sein, an dem man dem alten Glauben noch treu anhängt, denn ich kann nicht in das Tal Dor oder in ein anderes Land zurückkehren, das der Gewalt des Prinzen von Helium untersteht. Doch selbst das verlange ich nicht, sondern es geschehe alles nach deinem Wunsch und wie die Verhältnisse es zulassen mögen.«
»Es soll so sein, wie du es wünschest, Dator«, erwiderte Matai Shang; »doch das ist noch lange nicht alles. Ehren und Reichtümer warten deiner, wenn du meine Tochter Phaidor befreist und Dejah Thoris, Prinzessin von Helium, in meine Hände übergibst.«
Sein Gesicht war eine bösartige Fratze, als er fortfuhr: »Der Erdenmann aber soll leiden für die Schmach, die er auf die Heiligsten der Heiligen gehäuft hat, und keine Schlechtigkeit kann schlecht genug sein für seine Prinzessin. Stünde es in meiner Macht, dann würde ich ihn sogar zwingen, die Demütigung und Erniedrigung der Roten Frau als Zeuge mitzuerleben.«
»Ehe noch ein Tag vorüber ist, sollst du dich rächen können, Matai Shang«, sagte Thurid. »Du brauchst nur ein Wort zu sagen.«
»Ich habe vom Tempel der Sonne gehört, Dator«, erwiderte Matai Shang. »Doch noch nie hörte ich, daß einer der Gefangenen befreit werden konnte, ehe das Jahr der Einkerkerung vorüber war. Wie willst du also das Unmögliche vollbringen?«
»Man kann sich zu jeder Zelle des Tempels und jederzeit Zugang verschaffen«, erklärte Thurid. »Nur Issus wußte es, und es war nicht die Gewohnheit der Issus, mehr Geheimnisse preiszugeben, als nötig.
Aber nach ihrem Tod bin ich zufällig auf die alten Tempelpläne gestoßen, und dort fand ich die genauesten Anweisungen dafür, wie man nach Belieben zu den Zellen gelangen kann.
In vergangenen Zeiten sind viele Männer für Issus diese Wege gegangen, um den Gefangenen Tod und Pein zu bringen. Die aber, die das Geheimnis erfuhren, starben auf geheimnisvolle Weise, nachdem sie der grausamen Issus Bericht erstattet hatten.«
»Dann wollen wir also beginnen«, antwortete Matai Shang schließlich. »Ich muß dir vertrauen, doch ich muß auch dein Vertrauen verlangen, denn wir sind sechs Männer gegenüber einem.«
»Ich fürchte mich nicht, und auch du hast nichts zu fürchten. Es genügt, daß wir unseren gemeinsamen Feind hassen, denn der Haß festigt unsere gegenseitige Loyalität. Wenn wir die Prinzessin von Helium entführt haben, dann haben wir noch mehr Grund für unsere Allianz, denn ich glaube kaum, daß ich das Temperament ihres Herrn falsch einschätze.«
Matai Shang gab den Ruderern eine Anweisung, und das Boot setzte sich weiter in Bewegung.
Am liebsten wäre ich nun auf diese gemeinen Verschwörer eingedrungen, um sie zu erschlagen, doch ich sah natürlich ein, daß ich nicht die geringsten Aussichten hatte, mich gegen eine solche Übermacht zu behaupten. Ich hätte Dejah Thoris nicht genutzt, wenn ich den einzigen Mann erschlagen hätte, der mich vor
Weitere Kostenlose Bücher