Mars 03 - Kriegsherr des Mars
nicht aus den Klauen dieses mächtigen Tyrannen befreien konnte.
Ich hatte schon bessere Männer als Salensus Oll getötet, und das sogar mit meinen bloßen Händen; jetzt schwor ich mir, ihn zu töten, wenn das die einzige Möglichkeit wäre, meine Prinzessin vor ihm zu retten. Natürlich bedeutete das den sofortigen Tod für mich. Schlimmer als dieses war jedoch der Gedanke, daß ich niemals mehr eine schützende Hand über Dejah Thoris halten konnte, und allein aus diesem Grund war ich bereit, einen anderen Weg zu wählen, so sich mir einer anbieten sollte. Tötete ich Salensus Oll, dann hieße das noch lange nicht, daß meine geliebte Gattin auch zu ihrem Volk zurückkehren durfte. Ich beschloß als doch den Ausgang dieser Prüfung abzuwarten, so daß ich die Absichten des Herrschers besser beurteilen und meine künftigen Taten danach ausrichten konnte.
Kaum hatte man mich vor Salensus Oll gebracht, als er auch schon Thurid aufrief.
»Dator Thurid«, sagte er, »du hast ein merkwürdiges Verlangen an mich gestellt. Da du aber bestimmt versprochen hast, das Ergebnis würde ausschließlich meinen Interessen und Wünschen dienen, bin ich bereit, deiner Bitte zu entsprechen.
Du hast mir gesagt, daß eine gewisse Ankündigung das beste Mittel zur Verurteilung dieses Gefangenen sei und mir gleichzeitig die Erfüllung meines sehnlichsten Herzenswunsches ermöglicht.«
Thurid nickte.
»Dann will ich jetzt vor meinen versammelten Edlen diese Ankündigung machen«, fuhr Salensus Oll fort »Seit einem Jahr sitzt keine Königin mehr auf dem Thron neben mir, und es gefällt mir nun, ein Weib zu nehmen, von dem man sagt, es sei die schönste Frau von ganz Barsoom. Niemand wird dieser Behauptung widersprechen können. Edle von Okar, zieht eure Schwerter und erweist Dejah Thoris, der Prinzessin von Helium und künftigen Königin von Okar, die gebührende Ehre, denn am Ende der üblichen zehn Tage wird sie die Gemahlin von Salensus Oll werden.«
Die Edlen zogen ihre Schwerter und hoben sie einer uralten Sitte gemäß hoch über ihre Köpfe. Dejah Thoris aber sprang auf, hob beschwörend die Hand und rief laut, daß sie sich dagegen zur Wehr setze.
»Ich will nicht die Gemahlin von Salensus Oll werden, denn ich bin schon Frau und Mutter. John Carter, Prinz von Helium, lebt noch. Ich weiß, daß er lebt, denn ich hörte eine Unterhaltung zwischen Matai Shang und seiner Tochter Phaidor mit an. Matai Shang erzählte seiner Tochter, er habe ihn in Kaor am Hof von Kulan Tith, Jeddak, gesehen.
Ein Jeddak heiratet keine verheiratete Frau, und Salensus Oll wird es nicht wagen, so sehr gegen alle Ehegesetze zu verstoßen.«
Salensus Oll wandte sich an Thurid, und sein Blick gefiel mir gar nicht.
»Ist das die Überraschung, die du mir bereiten wolltest?« schrie er.
»Du hast mir versichert, jenes Hindernis, das zwischen mir und jener Frau steht, sei leicht zu beseitigen, und jetzt finde ich, daß es ausgerechnet unüberwindlich ist. Was hast du dazu zu sagen, Mann?«
»Und wenn ich dir John Carter in die Hände liefere, Salensus Oll, würdest du dann nicht auch sagen, daß ich mein dir gegebenes Versprechen mehr als ausreichend erfüllt habe?« antwortete Thurid.
»Sprich nicht wie ein Narr!« fauchte ihn der wütende Jeddak an. »Ich bin kein Kind, mit dem man spielen könnte!«
»Ich spreche nur wie ein Mann, der weiß, was er sagt«, antwortete Thurid. »Und ich weiß wirklich, daß ich das tun kann, was ich versprochen habe.«
»Nun, dann liefere mir John Carter doch innerhalb von zehn Tagen aus, oder du selbst hast jenes Ende zu erleiden, das ich ihm zudenken würde, befände er sich in meiner Gewalt«, schnappte der Jeddak der Jeddaks und sah sehr finster drein.
»Du brauchst keine zehn Tage zu warten, Salensus Oll«, entgegnete Thurid. Dann wandte er sich zu mir um und deutete auf mich: »Hier steht John Carter, Prinz von Helium!«
»Du Narr!« brüllte Salensus Oll. »Narr! John Carter ist ein weißer Mann. Dieser Bursche hier ist ebenso gelbhäutig wie ich. John Carters Gesicht ist glatt, denn Matai Shang hat ihn mir genau beschrieben. Dieser Gefangene hat einen Kinn- und Schnurrbart, der ebenso groß, dicht und schwarz ist wie jeder andere in Okar. Schnell, Wächter, werft diesen schwarzen Irren in die Gruben, denn er opfert gerne sein Leben für einen schlechten Scherz an eurem Herrscher!«
»Halt!« rief Thurid und sprang vorwärts; ehe ich noch vermuten konnte, was er vorhatte, griff er nach meinem Bart und
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