Mars 03 - Kriegsherr des Mars
und fast gleichgültig sitzen blieb und die köstlichen Speisen kaum ansah die in so verführerischer Nähe vor mir waren. Und es war gut so, denn damit hatte ich eine Möglichkeit, das Geheimnis der so schnell wieder verschwindenden Leckerbissen zu lüften.
Da ich mich nicht nach den wundervollen Dingen ausstreckte, ließen meine Peiniger das Licht an in der Hoffnung, mich doch noch in Versuchung führen zu können, damit sie wieder einmal das für sie so fröhliche Schauspiel genießen durften, wenn ich nach den Köstlichkeiten griff, die ich ja doch nie erreichte.
Als ich dasaß und die mit herrlichen Dingen beladenen Regale musterte, sah ich, wie das Ding arbeitete. Es war so einfach, daß ich mich wunderte, wieso ich nicht schon früher auf diese Lösung gekommen war. Die Wand meines Gefängnisses bestand aus klarstem Glas, und hinter diesem Glas waren diese Leckerbissen aufgebaut.
Nach etwa einer Stunde ging das Licht wieder aus, doch diesmal folgte kein Hohngelächter, wenigstens nicht von meinen Peinigern.
Dafür lachte ich, um wenigstens ein wenig mit ihnen abzurechnen. Ich fürchte allerdings, mein Lachen glich eher dem hohlen Gelächter eines Irren.
Neun Tage vergingen, und ich war von Hunger und Durst so geschwächt, daß ich mich kaum mehr bewegen konnte, wenn ich auch nicht mehr litt. Darüber war ich nun schon hinaus. Und da war es, daß ein kleines Päckchen durch die Dunkelheit zu mir herunter fiel.
Gleichgültig griff ich danach und hielt es für ein neues Foltergerät, das sich meine Peiniger ausgedacht hatten.
Es war ein in Papier gewickeltes Päckchen am Ende einer langen, dünnen, sehr kräftigen Schnur. Ich öffnete es, und da fielen mir etliche Pastillen entgegen. Ich nahm sie zwischen die Finger, roch daran und entdeckte, daß sie ein Nahrungskonzentrat waren, das es in allen Ländern auf Barsoom gibt.
Erst dachte ich an Gift.
Na, und? Würde es nicht meinen Leiden ein endgültiges Ende setzen?
Welchen Sinn hatte es, noch weitere Tage in dieser Foltergrube zu verbringen? Aber dann nahm ich doch eine der Tabletten zwischen die Lippen. In welcher Absicht? In welcher Hoffnung?
»Leb wohl, meine Dejah Thoris«, flüsterte ich schwach. »Ich habe für dich gelebt und gekämpft, und nun wird mir einer meiner sehnlichsten Wünsche erfüllt – ich sterbe für dich.« Und damit zerbiß ich die Tablette und verschluckte die Krümel.
Ich aß sie alle, und nichts im Leben hatte je besser geschmeckt als diese kleinen Tabletten, die doch wahrscheinlich mit einem Gift versetzt waren, das mir einen langsamen, schrecklichen Tod bereiten würde.
Ruhig auf dem Boden meines Gefängnisses sitzend erwartete ich mein Ende. Da berührten meine Finger ganz zufällig das Papier, in welches das Päckchen eingewickelt war, und ich spielte damit. Mein Geist schweifte in die Vergangenheit zurück, um wenigstens in Gedanken die glücklichsten Momente meines Lebens noch einmal erleben zu können. Aber da wurde ich auf einmal einiger Erhöhungen gewahr, die sich deutlich von dem kräftigen, pergamentähnlichen Papier abhoben.
Im Moment bedeuteten sie mir noch nichts, und ich wunderte mich nur darüber. Allmählich nahmen sie jedoch Form an, und dann fiel es mir wie Schuppen vor den Augen. Es war eine Zeile, die sich wie eine Schrift anfühlte!
Jetzt war ich mit einem Schlag äußerst interessiert und hell wach.
Meine Finger tasteten erst langsam, dann immer erregter die Erhöhungen ab und zogen die Umrisse nach.
Doch ich konnte keinen Sinn dahinter finden. Vielleicht war ich in meiner Erregung zu hastig gewesen? Deshalb versuchte ich es erneut, diesmal betont langsam. Immer wieder tasteten meine Finger von einem Punkt zum anderen.
Die Marsschrift kann einem Erdenmenschen schlecht erklärt werden.
Sie ist ein Mittelding zwischen Kurz- und Bilderschrift, und die darin ausgedrückte Sprache unterscheidet sich grundlegend von der gesprochenen.
Auf Barsoom gibt es nur eine einzige gesprochene Sprache. Sie wird von allen Rassen und Nationen gleichermaßen angewandt wie schon damals, als das menschliche Leben auf Barsoom seinen Anfang nahm. Je mehr sich Wissen und Wissenschaft auf diesem Planeten ausbreiteten, desto vielfältiger und reicher wurde auch die Sprache.
Neue Dinge und neue Gedanken hatten auch neue Worte zur Folge, und diese neuen Worte wurden ganz logisch in allen Nationen und Rassen auf dieselbe Art geformt, da sie ja auch denselben Gegenstand betrafen. Auf diese Art war die Sprache aller Völker
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