Mars Trilogie 1 - Roter Mars
deren geschmeidige schwarze Körper gerundet waren wie die der Frauen...
Aber jetzt redete Maya über Frank. Frank, der einen sechsten Sinn für Probleme zwischen John und Maya hatte (sechs wären gar nicht nötig), und der jedesmal zu Maya rannte, wenn er die Anzeichen spürte, um mit ihr zu plaudern und über seine Vision vom Mars zu sprechen, die progressiv, erregend, ehrgeizig war - alles das, was John nicht war. »Frank ist in diesen Tagen so viel dynamischer als John. Ich weiß nicht, warum.«
»Weil er mit dir übereinstimmt«, sagte Michel.
Maya zuckte die Achseln. »Vielleicht ist das alles, was ich meine. Aber wir haben eine Chance, hier eine ganze Zivilisation aufzubauen, ganz gewiß. Aber John ist so...« Tiefer Seufzer. »Und dennoch liebe ich ihn, wirklich! Aber...«
Sie sprach eine Weile über ihre Vergangenheit, wie ihre Affäre die Reise vor Anarchie (oder zumindest Langeweile) gerettet hatte, wie Johns lässige Festigkeit ihr gut getan hatte. Wie sie auf ihn zählen konnte. Wie beeindruckt sie gewesen war durch seinen Ruhm, wie sie gefühlt hatte, daß die Liaison sie für immer zu einem Teil der Weltgeschichte machte. Aber jetzt verstand sie, daß sie ohnehin ein Teil der Weltgeschichte sein würde. Das galt für all die Ersten Hundert. Sie hob die Stimme, wurde schneller und heftiger. »Ich werde John jetzt nicht mehr dafür benötigen. Ich brauche ihn nur wegen dessen, was ich für ihn empfinde. Aber jetzt sind wir über nichts mehr einer Meinung und sind uns nicht sehr ähnlich; und Frank, der so aufmerksam gewesen ist, sich zurückzuhalten, ganz gleich, um was es ging, wir stimmen in fast allem überein, und ich bin davon so begeistert gewesen, daß ich ihm wieder das falsche Zeichen gegeben habe; und so hat er es auch wieder getan. Gestern im Schwimmbecken hat er - weißt du - hat er mich gehalten, meine Arme in seine Hände genommen...« - sie kreuzte die Arme und nahm den Bizeps in die Hände - »und mich gebeten, John um seinetwillen zu verlassen, was ich nie tun würde. Er hat mich geschüttelt und ich habe gesagt, ich könnte nicht; aber ich zitterte auch.« So war sie später aufs äußerste gereizt und hatte einen Streit mit John angefangen, so heftig, daß er wirklich wütend geworden war. »Er hat einen Rover genommen, ist zu Nadias Arkade gefahren und hat dort die Nacht mit dem Bauteam verbracht.« Frank war gekommen, um wieder mit ihr zu sprechen. Als sie ihn offen abgewiesen hatte, hatte er erklärt, er würde in die europäische Siedlung auf der anderen Seite des Planeten ziehen - er, der die treibende Kraft der Kolonie war!
»Und das wird er wirklich tun. Er ist nicht jemand, der bloß droht. Er hat auf seine Weise Deutsch gelernt. Sprachen fallen ihm leicht.«
Michel versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was sie sagte. Das war schwierig, weil er recht gut wußte, daß in einer Woche alles anders sein würde. Die ganze Dynamik in diesem kleinen Trio änderte sich in unverständlicher Weise. Es war also schwierig, etwas daran zu ändern. Was war mit seinen Schwierigkeiten? Die gingen sehr viel tiefer. Aber niemand hatte ihm je zugehört. Er ging vor dem Fenster auf und ab und redete ihr mit den üblichen Fragen und Bemerkungen zu. Das Grünzeug im Atrium war erfrischend. Es hätte ein Hinterhof in Arles oder Villefranche sein können. Oder plötzlich erinnerte es ihn an Avignons schmale, von Zypressen überwölbte Plaza und ihre Cafetische, die im Sommer nach Sonnenuntergang genau die Farbe des Mars hatten. Das Aroma von Oliven und Rotwein...
»Laß uns spazieren gehen!« sagte er. Sie überquerten das Atrium und gingen zu den Küchen. So konnte Michel ein Frühstück essen, das er beim Schlucken fast vergaß. Wir sollten Essen Vergessen nennen, dachte er, als sie um die Halle herum zu den Schleusen gingen. Sie legten Schutzanzüge an - Maya betrat ein Umkleidezimmer, um ihr Unterzeug anzulegen. Sie überprüften die Anzüge, gingen in die Schleuse, ließen den Druck ab und traten ins Freie.
Die diamantene Kälte. Sie blieben einige Zeit auf den Gehwegen, die um Underhill verliefen und machten eine Tour zur Grube und ihren großen Salzpyramiden. Er sagte: »Glaubst du, daß man je eine Anwendung für dies Salz finden wird?«
»Sax arbeitet noch daran.«
Von Zeit zu Zeit kam Maya wieder auf John und Frank zu sprechen. Michel stellte die Fragen, die ein routinemäßiges psychiatrisches Programm gestellt hätte, und Maya antwortete so, wie ein Maya-Programm geantwortet
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