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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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ging zu einer entfernten Säule und berührte sie mit dem Finger. Die andern sahen auf das unbewegte Schneechaos hinaus. Im Boden öffnete sich eine Falltür. Die Gestalten gingen hin und traten nacheinander in den Grat ein.
    Als sie verschwunden waren, begannen die sechs schlanken Säulen in den Boden zu sinken, und der große Dolmen, den sie hochhielten, senkte sich, bis die Säulen verschwunden waren und der große Steinblock auf dem Grat ruhte, wieder in seine frühere Existenz als eindrucksvoller Gipfelstein zurückgekehrt. Hinter den Wolken war die Sonne untergegangen, und das Licht entschwand aus dem leeren Land.

 
    Es war Maya, die sie in Bewegung hielt. Maya drängte sie nach Süden. Das Refugium unter dem Dolmen war ein ersehnter Unterschlupf, eine Folge kleiner Höhlen in dem Grat, versorgt mit Notrationen und Luftvorräten, sonst aber leer. Doch nach ein paar Tagen des Nachholens an Essen und Schlaf fing Maya an, sich zu beklagen. Sie sagte, das wäre keine Art zu leben, es sei nicht mehr als ein lebendiger Tod. Wo waren all die anderen? Wo war Hiroko? Michel und Kasei erklärten wieder, daß sich die verborgene Kolonie im Süden befände, und daß sie vor langer Zeit dorthin umgezogen seien. Okay, sagte Maya, dann werden wir auch nach Süden gehen. In der Garage des Refugiums waren weitere Steinrover. Sie würden bei Nacht fahren, sagte sie, und außerhalb der Canyons würden sie sicher sein. Das Refugium war auf jeden Fall nicht mehr sich selbst versorgend. Seine Bestände waren reichlich, aber beschränkt. Also würden sie es früher oder später sowieso verlassen müssen. Es war besser, aufzubrechen, so lange der Staubsturm noch eine gewisse Deckung für die Reise bot. Man sollte lieber losfahren.
    Also trieb sie die müde kleine Gruppe wieder zur Tat an. Sie beluden zwei Wagen und brachen wieder auf, nach Süden über die großen zerknitterten Ebenen von Margaritifer Sinus. Frei von den Beschränkungen durch Marineris legten sie jede Nacht Hunderte von Kilometern zurück und schliefen bei Tag. In einer fast ohne Gespräche verlaufenen Fahrt kamen sie nach einigen Tagen zwischen Arge und Hellas durch, über die endlose Kraterlandschaft der südlichen Hochländer. Es schien allmählich, als hätten sie nie etwas anderes getan, als in ihren kleinen Wagen vorwärts zufahren, und daß die Reise ewig dauern würde.
    Aber dann kamen sie eines Nachts auf das terrassierte Gelände der Polregion. Nahe der Morgendämmerung leuchtete der Horizont vor ihnen, wurde dann zu einem schwachen weißen Strich, der immer dicker wurde, während sie vorrückten. Schließlich stand er als eine weiße Klippe vor ihnen. Offenbar die südliche Polkappe. Michel und Kasei übernahmen die Fahrersitze und sprachen leise über das Interkom. Sie fuhren, bis sie die weiße Klippe erreichten und fuhren weiter gerade darauf zu, bis sie auf gefrorenem verkrusteten Sand waren, der sich unter der Masse des Eises befand. Die Klippe war ein riesiger Überhang, wie eine Woge, die einen Augenblick innehielt, bevor sie auf den Strand stürzte. Am Fuß der Klippe war ein Tunnel in das Eis gegraben; und es erschien eine Gestalt im Schutzanzug und dirigierte die beiden Rover hinein.
    Der Tunnel führte sie mindestens einen Kilometer weit in das Eis. Er war weit genug für zwei oder drei Rover und hatte eine niedrige Decke. Das Eis um sie herum war reinweiß. Trocken-Eis, das nur leicht durch Schichtenbildung gestreift war. Sie kamen durch zwei Schleusen, die den Tunnel ausfüllten, und in der dritten hielten Michel und Kasei die Rover an, öffneten deren Schleusen und stiegen aus. Maya, Nadia, Sax, Simon und Ann folgten ihnen nach draußen. Sie kamen durch eine Schleusentür und gingen schweigend weiter durch den Tunnel. Dann öffnete sich der Tunnel, und sie blieben stehen, gebannt durch den Anblick, der sich ihnen bot.
    Über ihnen war eine riesige Kuppel aus schimmerndem weißem Eis. Sie standen darunter wie unter einer gigantischen umgedrehten Schale. Die Kuppel hatte mehrere Kilometer Durchmesser und war mindestens einen Kilometer hoch, vielleicht noch mehr. Sie stieg von der Peripherie steil auf und wölbte sich dann sanft zur Mitte. Das Licht war diffus, aber recht stark, wie an einem wolkigen Tag, und es schien aus der weißen Kuppel selbst zu kommen, die leuchtete.
    Der Boden unter der Kuppel war leicht welliger rötlicher Sand, in den tieferen Stellen begrünt mit Rasen, mit vielen Gruppen aus hohem Bambus und knorrigen Kiefern. Zur

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