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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Arabisch und teurem Aftershave.
    Er studierte die Gesichter der Männer, während sie sprachen. Ohne Zweifel eine fremdartige Kultur. Sie würden sich nicht verändern, bloß weil sie auf dem Mars waren, womit sie Johns Vision Lügen straften. Ihr Denken prallte direkt auf das westliche. Zum Beispiel hielten sie die Trennung von Kirche und Staat für falsch, was es ihnen unmöglich machte, mit Westlern hinsichtlich der Grundlagen einer Regierung gleicher Meinung zu sein. Und sie waren so patriarchalisch, daß es hieß, manche ihrer Frauen seien Analphabeten - auf dem Mars! Das war ein Zeichen. Und diese Männer hatten in der Tat den gefährlichen Blick, den Frank mit Machotum verband, den Blick von Männern, die ihre Frauen so grausam unterdrückten, daß diese naturlich zurückschlugen, wo sie konnten, und Söhne terrorisierten, die dann Frauen terrorisierten, die wiederum Söhne terrorisierten und so weiter und so weiter, in einer endlosen Todesspirale von verzerrter Liebe und Geschlechterhaß. So daß sie in diesem Sinne alle Wahnsinnige waren.
    Dies war einer der Gründe, weshalb Frank sie liebte. Und gewiß würden sie sich ihm als nützlich erweisen als ein neuer Herd der Macht. Man verteidige einen schwachen neuen Nachbarn, um die alten mächtigen zu schwächen, hatte Macchiavelli gesagt. Also trank er mit ihnen Kaffee, und allmählich gingen sie höflicherweise zu Englisch über.
    »Wie haben euch die Reden gefallen?« fragte er und blickte in den schwarzen Schlamm auf dem Boden seiner Tasse.
    Der alte Zeyk antwortete: »John Boone ist immer derselbe.« Die anderen lachten ärgerlich. »Wenn er sagt, daß er eine bodenständige Mars-Kultur schaffen will, dann meint er, daß hier einige irdische Kulturen gefördert und andere bekämpft werden sollen. Die, welche man für regressiv hält, werden zwecks Vernichtung ausgegliedert werden. Das ist eine Form von Atatürkentum.«
    »Er denkt, daß ein jeder auf dem Mars Amerikaner werden sollte«, sagte ein Mann namens Nejm.
    »Warum nicht?« sagte Zeyd lächelnd. »Auf der Erde ist das schon passiert.«
    »Nein«, sagte Frank. »Ihr solltet Boone nicht mißverstehen. Die Leute sagen, er sei in sich selbst vertieft, aber...«
    »Er ist in sich vertieft!« rief Nejm. »Er lebt in einem Spiegelsaal. Er denkt, wir seien auf den Mars gekommen, um eine gute alte amerikanische Superkultur aufzubauen, und daß ein jeder zustimmen wird, weil es der Plan von John Boone ist.«
    »Er begreift nicht, daß andere Leute andere Meinungen haben«, sagte Zeyk.
    »Das ist es nicht«, erklärte Frank. »Es ist nur, daß er davon überzeugt ist, sie wären weniger sinnvoll.«
    Sie lachten darüber, aber das Gejohle der jüngeren Männer hatte einen bitteren Unterton. Sie alle glaubten, daß Boone vor ihrer Ankunft heimlich gegen die Billigung der UN für arabische Siedlungen agitiert hatte. Frank ermutigte diese Meinung, die fast stimmte; denn John mißbilligte jede Ideologie, die ihm in die Quere kommen könnte. Er wollte, daß jeder Neuankömmling ein möglichst unbeschriebenes Blatt sein sollte.
    Die Araber glaubten indessen, daß John sie insbesondere nicht leiden könnte. Der junge Selim el-Hayil öffnete den Mund, um zu reden. Frank warf ihm einen schnellen warnenden Blick zu. Selim erstarrte und verzog dann ärgerlich den Mund. Frank sagte: »Nun, gar so schlecht ist er nicht. Obwohl es wahr ist, daß ich ihn sagen hörte, es wäre besser gewesen, wenn die Amerikaner und Russen in der Lage gewesen wären, den Planeten für sich zu beanspruchen, als sie eintrafen, wie Kundschafter in den alten Zeiten.«
    Das Gelächter war kurz und schwach. Selim bewegte eine Schulter, als hätte er einen Schlag erhalten. Frank zuckte die Achseln und lächelte mit weit ausgebreiteten Armen. »Es hat aber keinen Sinn! Ich meine, was können wir tun?«
    Der alte Zeyk hob die Augenbrauen. »Es gibt unterschiedliche Meinungen, die sich ändern können.«
    Chalmers erhob sich, um weiterzugehen. Für einen Moment begegnete ihm der scharfe Blick Selims. Dann schlenderte er durch eine Seitenstraße, eine jener schmalen Gassen, welche die sieben Hauptboulevards der Stadt verbanden. Die meisten waren mit Kieselsteinen oder Gras bedeckt; aber diese zeigte groben gelben Beton. Er ging langsamer an einem zurückgesetzten Torweg vorbei und schaute in das Fenster einer geschlossenen Schuhwerkstatt. Sein schwaches Spiegelbild erschien in einem Paar großer Stiefel für Außenarbeiten.
    Meinungen ändern sich. Ja,

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