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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Nachbarschaft für die Gesundheit einer Stadt von entscheidender Bedeutung wäre. Die Boulevards wurden enger, und zwischen ihnen lagen Labyrinthe gewundener Gassen, die den Karten von Tunis oder Algier entnommen oder willkürlich geschaffen waren. Man konnte nirgends von einem Boulevard zum nächsten sehen, und der Himmel über den Köpfen war nur in schmalen Streifen zwischen Häusern zu erblicken, die sich einander zuneigten.
    Die meisten Gassen waren jetzt leer, da die Party oben in der Stadt lief. Ein paar Katzen schlichen zwischen den Häusern herum und erkundeten ihr neues Heim. Frank holte die Scheren aus der Tasche und kratzte in arabischer Schrift in einige Plastikfenster die Worte: Jude, Jude, Jude, Jude. Dann ging er weiter und pfiff durch die Zähne. Eck-Cafes waren kleine Höhlen voller Licht. Flaschen klapperten wie die Hämmer von Goldsuchern. Ein Araber saß auf einem breiten schwarzen Lautsprecher und spielte eine elektrische Gitarre.
    Chalmers erreichte den zentralen Boulevard und ging ihn hinauf. Burschen im Geäst der Linden und Sykomoren brüllten sich Lieder in Schwyzerdütsch und Englisch zu. Eines lautete: »John Boone / Went to the Moon / No fast cars / He went to Mars!« Kleine Musikergruppen quetschten sich durch die immer dichtere Menge. Einige Männer mit Schnurrbärten, kostümiert wie amerikanische Cheerleader, zappelten geschickt in einem komplizierten Cancan. Kinder schlugen auf kleine Plastiktrommeln. Es war laut. Da das Zeltdach den Ton absorbierte, konnte man unter den Kuppeln keine Echos hören; aber laut war es trotzdem.
    Weiter oben, wo sich der Boulevard in den Sykomorenpark öffnete, war John persönlich, inmitten einer kleinen Volksmenge. Er sah Chalmers herankommen, erkannte ihn trotz der Maske und winkte ihm zu. So gut kannten die Ersten Hundert einander...
    »He, Frank«, sagte er. »Du scheinst dich gut zu amüsieren.«
    »Allerdings«, sagte Frank durch seine Maske. »Ich liebe Städte wie diese, du nicht auch? Eine Herde gemischter Arten. Sie zeigt einem, was für eine vielfältige Sammlung von Kulturen der Mars ist.«
    John lächelte leicht. Sein Blick glitt über den Boulevard unten.
    Frank sagte in scharfem Ton: »So ein Ort ist in deinem Plan ein Hindernis, nicht wahr?«
    Boone wandte ihm wieder den Blick zu. Die Menge ringsum zerstreute sich. Sie spürte, daß der Wortwechsel einen scharfen Charakter annahm. Boone sagte zu Frank: »Ich habe keinen Plan.«
    »Oha! Was ist mit deiner Rede?«
    Boone zuckte die Achseln. »Die hat Maya geschrieben.«
    Eine doppelte Lüge, und John glaubte nicht, daß Maya sie verfaßt hatte. Selbst nach all diesen Jahren war es fast so, als spräche er zu einem Fremden. Zu einem Politiker im Einsatz. »Mach schon, John«, zischte Frank. »Du glaubst all dies und weißt das.
    Aber was wirst du mit all diesen unterschiedlichen Nationalitäten machen? All dem ethnischen Haß, dem religiösen Fanatismus? Deine Koalition kann all das schwerlich unterdrücken. Du kannst den Mars nicht für dich behalten, John. Er ist keine Forschungsstation mehr, und du wirst keinen Vertrag kriegen, der ihn wieder zu einer macht.«
    »Das versuchen wir auch gar nicht.«
    »Warum hast du dich dann bemüht, mich aus den Gesprächen herauszuhalten?«
    »Das tat ich nicht!« John machte ein gekränktes Gesicht. »Entspann dich, Frank! Wir werden es zusammen ausfechten, wie wir es immer getan haben. Nur Ruhe!«
    Frank starrte seinen alten Freund verwirrt an. Was sollte er glauben? Er hatte nie gewußt, was er von John halten sollte - die Art, wie er Frank als Sprungbrett benutzt hatte, die Art, wie er so freundlich war... Hatten sie nicht als Verbündete, als Freunde begonnen?
    Es fiel ihm auf, daß John sich nach Maya umsah. »Wo ist sie denn?«
    Es war Jahre her, daß sie imstande gewesen waren, über Maya zu sprechen. Boone warf ihm einen scharfen Blick zu, als ob er sagen wollte, daß ihn das nichts angehe. Als ob alles von Bedeutung, das Boone im Laufe der Jahre geworden war, Frank gar nichts anginge.
    Frank ging wortlos weiter.
     
    Der Himmel war inzwischen tief violett und gestreift von gelben Cirruswolken. Frank kam an zwei Gestalten vorbei, die keramische Dominos trugen, die alten Figuren von Komödie und Tragödie, mit Handschellen aneinander gefesselt. Die Straßen der Stadt waren dunkel geworden. Fenster, in denen Parties stattfanden, leuchteten grell. In jeder verschwommenen Maske blitzten große Augen auf der Suche nach der Quelle der in der Luft

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