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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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liegenden Spannung. Unter dem wie Ebbe und Flut brausenden Geräusch der Menge war ein dumpfer stürmischer Ton zu hören.
    Er hätte nicht überrascht sein sollen. Er kannte John so gut, wie man überhaupt einen anderen Menschen kennen konnte, aber es hatte ihn nie betroffen. Hinein zwischen die Bäume des Parks, unter die handgroßen Blätter der Sykomoren. Wann war das je anders gewesen? Diese ganze gemeinsame Zeit, jene Jahre der Freundschaft. Und nichts hatte eine Rolle gespielt. Diplomatie mit anderen Mitteln.
     
    Er schaute auf die Uhr. Fast elf. Er hatte sich mit Selim verabredet. Wieder eine Verabredung. Viele, in Viertelstunden unterteilte Tage seines Lebens hatten ihn daran gewöhnt, von einem Termin zum nächsten zu rennen, die Masken zu wechseln, mit einer Krise nach der anderen fertig zu werden, zu managen und zu manipulieren und in nie endender hektischer Eile Geschäfte abzuwickeln. Und heute war ein Feiertag: Mardi gras, Fastnacht! Und er machte es immer noch so. Er konnte sich an gar kein anderes Verhalten erinnern.
    Er kam zu einem Bauplatz, einem Magnesiumgerüst, umgeben von Haufen aus Backsteinen, Sand und Pflastersteinen. Es war eine Nachlässigkeit von den Leuten, so etwas herumliegen zu lassen. Er stopfte sich die Jackentaschen voll mit Steinen, soviel sie fassen konnten. Als er sich aufrichtete, bemerkte er, daß ihn jemand von der anderen Straßenseite aus beobachtete - ein kleiner Mann mit schmalem Gesicht unter struppigen schwarzen Zotteln, der ihn scharf musterte. In seinem Blick lag etwas Beunruhigendes. Es war, als ob der Fremde alle seine Masken durchschaute und ihn so fixierte, als kenne er seine Gedanken und Absichten.
    Chalmers war entsetzt und zog sich rasch in den Randstreifen des Parks zurück. Als er sicher war, daß er den Mann abgedrängt hatte und ihn sonst niemand beobachtete, fing er an, so heftig er konnte, Steine in die untere Stadt zu schleudern. Und auch einen für jenen Fremden, genau ins Gesicht! Über ihm war das Zeltgerüst nur als ein schwaches Muster verdeckter Sterne zu erkennen. Es sah so aus, als stünden sie frei im kühlen nächtlichen Wind. Die Luftzirkulation war in dieser Nacht natürlich stark. Zerbrochenes Glas, Rufe. Ein Schrei. Es war wirklich laut. Leute wurden rasend. Ein letzter Stein, gezielt auf ein großes, erleuchtetes Fenster jenseits des Grases. Er traf nicht und schlüpfte unter die Bäume.
    Nahe der Südmauer sah er jemanden unter einer Sykomore - Selim, der nervös herumging. Frank schwitzte, rief aber ruhig: »Selim!« Er langte in seine Brusttasche und fischte vorsichtig drei Pflaster aus dem Beutel. Synergie konnte so mächtig sein, im Guten oder im Bösen. Er trat vor und nahm den jungen Araber kräftig in den Arm. Die Pflaster trafen und durchtränkten Selims leichtes Baumwollhemd. Frank trat zurück.
    Jetzt hatte Selim etwa sechs Stunden. Er fragte: »Hast du mit Boone gesprochen?«
    »Ich habe es versucht«, erwiderte Chalmers. »Er hat nicht zugehört. Er hat mich belogen.« Es war so leicht, Betrübnis zu heucheln. »Fünfundzwanzig Jahre der Freundschaft, und er hat mich belogen!« Er schlug mit der Hand auf einen Baumstamm; die Pflaster lösten sich ab und flogen weg ins Dunkle. Er nahm sich zusammen. »Seine Koalition wird empfehlen, daß alle Siedlungen auf dem Mars in den Ländern entstehen, die den ersten Vertrag unterzeichnet haben.« Das war möglich und sogar recht plausibel.
    »Er haßt uns!« schrie Selim.
    »Er haßt alles, was ihm in die Quere kommt. Und er hat erkannt, daß der Islam im Leben der Völker noch eine echte Macht darstellt. Er formt die Denkweise der Menschen. Das kann Boone nicht ausstehen.«
    Selim erschauerte. Im Dunkeln leuchtete das Weiß seiner Augen hell. »Man muß ihm Einhalt gebieten!«
    Frank wandte sich zur Seite und lehnte sich an einen Baumstamm. »Ich... weiß nicht.«
    »Du hast es selbst gesagt. Reden nützt nichts.«
    Frank umkreiste den Baum. Er fühlte sich benommen. Du Narr, dachte er. Reden bedeutet alles. Wir sind nichts als Informationsaustausch. Reden ist alles, was wir haben!
    Er kam wieder zu Selim und sagte: »Wie?«
    »Der Planet. Das ist unser Weg.«
    »Die Stadttore sind heute nacht verschlossen.«
    Er hielt inne. Seine Hände verkrampften sich.
    Frank fuhr fort: »Aber das Tor zur Farm ist noch offen.«
    »Aber die äußeren Tore der Farm werden versperrt sein.«
    Frank zuckte die Achseln und ließ ihn sich das ausmalen.
    Selim zwinkerte und sagte: »Ah!« Dann war er

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