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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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ihm noch weitermachen. Aber ich fürchte, er ist hinüber. Zu lange ohne Sauerstoff, wissen Sie.«
    »Fahren Sie fort!« schrie Maya.
    Das taten sie natürlich. Schließlich kamen weitere Mediziner, und sie rollten ihn in die Intensivstation. Frank, Maya, Max, Samantha und eine Anzahl Einheimischer saßen draußen in der Halle. Ärzte kamen und gingen. Ihre Gesichter zeigten die leere Miene, die sie in der Präsenz des Todes anzunehmen pflegen. Schutzmasken. Einer kam heraus und sagte: »Er ist tot. Zu lange draußen gewesen.«
    Frank lehnte den Kopf gegen die Wand.
    Als Reinhold Messer von der ersten Alleinbesteigung des Everest zurückkehrte, war er stark dehydriert und äußerst erschöpft. Während des letzten Teils des Abstieges fiel er oft hin und brach auf dem Rongbuk-Gletscher zusammen, wo ihn die Frau, welche seine einzige Hilfsmannschaft darstellte, erreichte. Und er schaute im Delirium zu ihr auf und sagte: »Wo sind alle meine Freunde?«
    Es war ruhig. Kein Laut außer dem leichten Summen und Zischen, dem man auf dem Mars nie entkam.
    Maya legte Frank die Hand auf die Schulter, und er zuckte fast zurück. Seine Kehle verkrampfte sich. Es tat richtig weh. Es gelang ihm zu sagen: »Es tut mir leid.«
    Sie wischte die Bemerkung beiseite und runzelte die Stirn. Sie hatte irgendwie die Manier von Medizinern und sagte: »Nun, du hast ihn sowieso nie besonders gemocht.«
    »Stimmt«, sagte er. Er meinte, es wäre diplomatisch, in diesem Moment zu ihr ehrlich zu sein. Aber dann fuhr er zusammen und sagte mürrisch: »Was weißt du davon, was ich liebe und was nicht?«
    Er schüttelte ihre Hand ab und rappelte sich auf. Sie wußte es nicht. Niemand wußte es. Er wollte in die Intensivstation gehen, änderte aber seine Absicht. Dafür war genug Zeit beim Begräbnis. Er fühlte sich leer; und plötzlich kam es ihm so vor, als sei alles Gute dahingegangen.
    Er verließ das medizinische Zentrum. Es war unmöglich, in solchen Augenblicken nicht sentimental zu sein. Er ging durch die seltsam stille Dunkelheit der Stadt in das Land des Schweigens. Die Straßen glitzerten, als seien Sterne auf das Pflaster gefallen. Leute standen in Gruppen herum, schweigend, durch die Nachricht betroffen. Frank Chalmers bahnte sich seinen Weg zwischen ihnen und fühlte ihre Blicke auf sich ruhen. Ohne nachzudenken begab er sich zu der Plattform auf dem höchsten Punkt der Stadt. Dabei sagte er sich: Jetzt werden wir sehen, was ich mit diesem Planeten anfangen kann.

 
ZWEITER TEIL
 
 
DIE AUSREISE
     
     

 
    »Da sie sowieso den Verstand verlieren werden, warum nicht gleich von vornherein Verrückte schicken und ihnen so die Mühe ersparen?« sagte Michel Duval.
    Er scherzte nur halb. Er hatte stets die Position vertreten, daß die Kriterien für die Auswahl eine ungewöhnliche Kombination doppelter Bindungen darstellten.
    Seine psychiatrischen Kollegen starrten ihn an. Der Vorsitzende, Charles York, fragte: »Können Sie irgendwelche spezifischen Veränderungen vorschlagen?«
    »Vielleicht sollten wir alle mit ihnen nach Antarctica gehen und sie gemeinsam in dieser ersten Periode beobachten. Das würde uns eine Menge lehren.«
    »Aber unsere Anwesenheit wäre hinderlich. Ich denke, daß gerade einer von uns genug ist.«
    Also schickten sie Michel Duval. Er traf etwa hundertvierzig Finalisten auf der McMurdo-Station an. Die erste Zusammenkunft ähnelte jeder anderen internationalen wissenschaftlichen Konferenz, wie sie allen aus ihren unterschiedlichen Disziplinen vertraut war. Aber es gab da einen Unterschied: Dies war die Fortsetzung eines Auswahlprozesses, der Jahre gedauert hatte und noch ein weiteres Jahr dauern würde. Und diejenigen, die man auserwählt hatte, würden zum Mars gehen.
    Also lebten sie in Antarctica mehr als ein Jahr zusammen.
    Sie machten sich mit den Unterkünften und Geräten vertraut, die bereits in Robotvehikeln auf dem Mars landeten; ebenso mit einer Landschaft, die fast so kalt und rauh war wie der Mars selbst; und ebenso miteinander. Sie lebten in einer Gruppe von Habitaten in Wright Valley, dem größten der Trockenen Täler von Antarctica. Sie betrieben eine Biosphärenfarm und verbrachten in den Unterkünften einen finsteren südpolaren Winter. Sie studierten zweite oder dritte Berufe oder durchliefen Simulationen der vielfältigen Aufgaben, die sie auf dem Raumschiff Ares oder später auf dem Roten Planeten selbst zu lösen haben würden - immer bewußt, daß man sie beobachtete, bewertete und

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