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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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    »Sie sind nach Southend gegangen. Sie wollten sich die Küste hocharbeiten.«
    Nirgal sah Bly an, der nickte. Auch sie konnten fahren.
    Aber Nirgals Begleiter wollten erst die Lage prüfen. Sie verlangten einen Tag, um alles zu arrangieren. Inzwischen sprachen Bly und seine Freunde über die Unterwasserbergungsprojekte. Als Bly von der durch die Leibwächter vorgeschlagenen Verzögerung hörte, fragte er Nirgal, ob er eine solche Operation sehen möchte. Am nächsten Morgen würde eine stattfinden. »Obwohl es natürlich keine schöne Sache ist.« Nirgal sagte zu, die Begleiter hatten nichts einzuwenden, solange einer von ihnen mitkam.
    So verbrachten sie den Abend in dem feuchtkühlen geräuschvollen Lagerhaus unter Wasser. Bly und seine Freunde stöberten nach Gerät, das Nirgal brauchen könnte. Die Nacht verbrachten sie in schmalen Betten auf Blys Boot, das wie eine große, klobige Wiege schaukelte.
     
    Am nächsten Morgen tuckerten sie durch einen leichten Nebel von der Farbe des Mars. Rosige und orangefarbene Töne schwebten über trägem malvenfarbenem Wasser. Die Gezeiten waren der Ebbe nahe; und die Bergungsmannschaft sowie drei von Nirgals Begleitern folgten Blys größerem Schiff in drei offenen Motorbooten und manövrierten zwischen Kaminen, Verkehrszeichen und Strommasten hindurch, wobei sie sich häufig absprachen. Bly hatte ein zerfleddertes Buch mit Karten hervorgeholt und rief die Straßennamen von Sheerness aus, während er anhand bestimmter Lagerhäuser oder Läden navigierte. Viele Lagerhäuser im Kaibezirk waren augenscheinlich schon saniert worden, aber es gab hinter der Seefront, zwischen den Wohnblocks, noch mehr Lagerhäuser und Lädert. Einer davon war an diesem Morgen ihr Ziel. »Da sind wir. Carleton Lane.« Das war ein Juweliergeschäft in der Nähe eines kleinen Marktes gewesen. »Wir werden es mit Juwelen und Dosengemüse versuchen. Gut ausgewogen, könnte man sagen.«
    Sie legten an einem Anschlagbrett an und stellten die Motoren ab. Bly warf einen kleinen Gegenstand an einer Schnur über Bord, und drei der anderen Leute sammelten sich um einen kleinen Computerschirm auf Blys Armaturenbrett. Ein dünnes Kabel wurde von einer jämmerlich quietschenden Spule an der Seite heruntergelassen. Auf dem Schirm wechselte die Farbe des trüben Bildes von Braun zu Schwarz und wieder zu Braun.
    »Woher wissen Sie, was Sie da sehen?« fragte Nirgal.
    »Das wissen wir nicht.«
    »Aber schauen Sie, da ist doch eine Tür.«
    »Sehe ich nicht.«
    Bly tastete auf einem kleinen Keybord unter dem Schirm. »Geh hinein, du Ding! Da. Jetzt sind wir drin. Dies sollte der Markt sein.«
    »Hatten die nicht Zeit, ihre Sachen wegzuschaffen?« fragte Nirgal.
    »Nicht ganz. An der Ostküste Englands mußten alle sehr eilig wegziehen. Deshalb gab es nicht mehr Transportmöglichkeit als das, was man in seinem Wagen befördern konnte. Wenn überhaupt so viel. Viele Leute haben ihre Wohnungen so wie sie waren zurückgelassen. Also holen wir das Zeug heraus, das die Mühe wert ist.«
    »Was ist mit den Besitzern?«
    »Oh, da gibt es ein Register. Wir sehen das ein und finden die Leute, wenn wir können. Dann berechnen wir ihnen eine Bergungsgebühr, wenn sie das Zeug haben wollen. Falls sie nicht in dem Register stehen, verkaufen wir es auf der Insel. Die Leute brauchen Möbel und dergleichen. Hier, wollen wir mal sehen, was das ist.«
    Er drückte eine Taste, und der Schirm wurde heller. »Ach ja. Ein Kühlschrank. Wir könnten ihn schon brauchen, aber er ist schwer hochzukriegen.«
    »Was ist mit dem Haus?«
    »Oh, das jagen wir in die Luft. Ein klarer Schuß, wenn wir die Ladungen richtig anbringen. Aber nicht heute morgen. Wir bringen einen Zettel an und ziehen weiter.«
    Sie tuckerten weiter. Bly und noch ein Mann beobachteten weiterhin ständig den Schirm und diskutierten ruhig, wohin sie sich zunächst wenden sollten. Bly erklärte, Nirgal: »Diese Stadt war vor der Flut nicht ganz schuldenfrei. Sie ist seit ein paar hundert Jahren, schon seit dem Ende des Empire, abgesackt.«
    Der andere Mann sagte: »Sie meinen, seit dem Ende der Segelschiffahrt.«
    »Das ist dasselbe. Die alte Themse wurde danach immer weniger benutzt, und alle kleinen Häfen an der Mündung kamen immer mehr herunter. Und das ist schon lange her.«
    Endlich stellte Bly den Motor ab und sah die anderen an. In ihren Whiskygesichtern erkannte Nirgal eine seltsame Mischung von Resignation und fröhlicher Erwartung. »Also dann

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