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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Gebäuden wie diesem wieder besetzt, wenn sie die richtige Größe und Tiefe haben. Man nimmt ein Rohr - und puff! Das ist wie Glasblasen. So ziehen viele Leute aus Sherness wieder nach hier zurück und fahren mit den Schiffen vom Dock oder ihrem Hausdach los. Wir nennen sie Gezeitenvolk. Sie halten das für besser, als in England um Almosen zu betteln, he?«
    »Was arbeiten sie?«
    »Fischen, wie sie es immer getan haben. Und bergen. He, Karna! Hier ist mein Marsianer. Begrüße ihn! Da, wo er herkommt, ist er klein. Ich nenn ihn Spinnenmann!«
    »Aber das ist doch Nirgal, nicht wahr? Mich laust der Affe, wenn ich Nirgal Spinnenmann nenne, wo ich ihn doch bei mir zu Hause als Besuch gehabt habe!« Und der Mann, schwarzhaarig und mit dunkler Haut, ein >Asiate< dem Aussehen nach, wenn auch nicht nach seinem Akzent, schüttelte Nirgal sanft die rechte Hand.
    Der Raum war durch ein Paar riesiger Spotlights, die zur Decke gerichtet waren, hell erleuchtet. Der blanke Fußboden war voll: Schiffsmotoren, Pumpen, Generatoren, Haspeln und Dinge, die Nirgal nicht erkannte. Die laufenden Generatoren standen am Ende einer Halle, was sie auch nicht ruhiger wirken ließ. Nirgal trat an eine Wand, um das Blasenmaterial genauer zu untersuchen. Es war nur ein paar Moleküle dick und konnte doch Tausende von Kilo Druck aushalten. Nirgal stellte sich vor, daß jedes Kilo ein Faustschlag wäre, gleich Tausende auf einmal. »Diese Blasen werden noch da sein, wenn der Beton bereits abgetragen ist.«
    Nirgal fragte nach Hiroko. Karna zuckte die Achseln. »Ich habe nie ihren Namen erfahren. Ich hielt sie für eine Tamilin aus Südindien. Wie ich höre, ist sie nach Southend gegangen.«
    »Hat sie Ihnen geholfen, das hier einzurichten?«
    »O ja. Sie hat die Blasen von Vlissingen hergeschafft. Sie und eine Anzahl von Leuten, die dachten wie sie. Die haben hier Großes geleistet. Ehe sie kamen, krochen wir in High Halstow im Dreck.«
    »Warum sind sie gekommen?«
    »Ich weiß nicht. Sicher irgend eine Gruppe von der Küstenhilfe.« Er lachte. »Obwohl sie nicht so wie die angekommen sind. Sie fuhren einfach um die Küsten, bauten bloß zum Spaß aus dem Trümmerhaufen was, das nach etwas aussah. Sie nannten es Zivilisation zwischen den Gezeiten. Ein Scherz, wie gewöhnlich.«
    »He, Karnasingh! He, Bly! Das ist doch ein hübscher Tag, nicht wahr?«
    »O ja.«
    »Wie wäre es dann mit etwas gekochtem Fisch?«
    Der nächste große Raum war eine Küche und ein Speiseraum voller Tische und Bänke. Vielleicht fünfzig Personen hatten sich da zum Essen hingesetzt. Karna rief »Hallo!« und stellte Nirgal vor. Der wurde mit undeutlichem Gemurmel begrüßt. Die Leute waren eifrig mit Essen beschäftigt. Große Schüsseln mit Fisch-Eintopf wurden aus riesigen schwarzen Töpfen vollgeschöpft, die aussahen, als wären sie schon seit Jahrhunderten in Gebrauch. Nirgal setzte sich zum Essen hin. Der Eintopf war gut. Das Brot war so hart wie die Tischplatte. Die Gesichter waren roh, narbig, gegerbt und rot oder braun. Nirgal hatte noch nie so häßliche Gesichter gesehen, die durch ihre harte Existenz und ihr schweres Los auf der Erde entstellt und verzerrt worden waren. Laute Gespräche, Salven von Gelächter, Rufe. Die Generatoren waren kaum zu hören. Dann kamen Leute herbei, um ihm die Hand zu schütteln und ihn anzuschauen. Etliche hatten die asiatische Frau und deren Freunde kennengelernt und sprachen begeistert von ihr. Sie hatte ihnen nie einen Namen genannt. Ihr Englisch war gut und klar. »Ich hielt sie für eine Paki. Ihre Augen sahen nicht ganz orientalisch aus. Wissen Sie, nicht wie die ihren. Keine kleine Falte da bei der Nase.«
    »Keine epikanthische Falte, du Dussel.«
    Nirgal empfand starkes Herzklopfen. Im Raum war es heiß und schwül. »Was war mit den Leuten bei ihr?«
    ' Einige davon waren Orientalen gewesen. Asiaten, außer einem oder zwei Weißen.
    »Waren Hochgewachsene dabei? Wie ich?« fragte Nirgal.
    »Keiner.« Aber... wenn Hirokos Gruppe wieder auf die Erde zurückgekehrt war, schien es möglich, daß die Jüngeren nicht mitgekommen waren. Selbst Hiroko hätte nicht alle von ihnen zu einem solchen Unternehmen überreden können. Würde Frantz den Mars verlassen? Würde Nanedi das tun? Nirgal bezweifelte es. Rückkehr zur Erde in der Stunde ihrer Not... Die Älteren würden gehen. Ja, das klang nach Hiroko. Er konnte sich vorstellen, daß sie es täte und die neuen Küsten von Terra befuhr, um eine Wiederbesiedlung zu

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