Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
hier!«
    Die anderen Männer holten ein Tauchgerät hervor: Tauchanzüge, Tanks, einige Totalhelme. Bly sagte: »Wir dachten, das von Eric könnte Ihnen passen. Er war ein Riese.« Dann zog er einen langen schwarzen Schutzanzug aus dem übervollen Schrank, einen ohne Füße und Handschuhe, sowie eine Kapuze und Gesichtsmaske anstelle eines kompletten Helmes. »Da sind auch Stiefel dafür.«
    »Ich würde sie gerne anprobieren!«
    Er und zwei Leute zogen sich aus und legten die Schutzanzüge an. Sie schwitzten und stöhnten, als sie das Neopren überzogen und die Kragen mit den Reißverschlüssen dicht machten. An Nirgals Anzug war, wie sich zeigte, ein dreieckiger Lappen links am Rumpf ausgerissen, was günstig war, denn sonst hätte er wohl nicht gepaßt. Er war um die Brust sehr eng, dafür an den Beinen eher locker. Einer der anderen Taucher, Kev, verklebte den V-Schlitz mit Isolierband. »Das wird halten, jedenfalls für einen Tauchgang. Aber Sie sehen, was Eric passiert ist?« Er klopfte ihm auf die Seite. »Passen Sie auf, daß Sie nicht in einem Ihrer Kabel hängen bleiben!«
    »Das werde ich.«
    Nirgal fühlte sein Fleisch unter dem verklebten Riß kribbeln, der plötzlich sehr groß wirkte. Wenn man an ein sich bewegendes Kabel gefesselt war und durch Beton oder Metall gezerrt wurde - welche Agonie - ein tödlicher Schlag... Wie lange würde er danach bei Bewußtsein bleiben - eine Minute oder zwei? Im Dunkeln im Todeskampf herumgewirbelt...
    Er riß sich von dem Gedanken an Erics Ende los, fühlte sich aber weiterhin erschüttert. Man befestigte ein Atemgerät an seinem Oberarm und der Gesichtsmaske. Sofort atmete er kühle Luft, reinen Sauerstoff, wie sie sagten. Bly fragte noch einmal, ob er wirklich hinuntergehen wollte, da Nirgal leicht zitterte. »Nein, nein. Mit Kälte komme ich gut zurecht«, erklärte Nirgal, »das Wasser ist gar nicht so kalt. Außerdem habe ich den Anzug jetzt schon durchgeschwitzt.«
    Die anderen Taucher nickten. Sie schwitzten selber. Es war harte Arbeit, alles fertig zu machen. Das eigentliche Schwimmen war leichter. Eine Leiter hinunter und - o ja - von dem Druck der Ge frei zu sein, ein bißchen wie die Schwere auf dem Mars, oder sogar noch weniger. So eine Erleichterung! Nirgal atmete fröhlich den kühlen Sauerstoff aus der Flasche ein und weinte fast über die plötzliche Freiheit seines Körpers, als er durch eine angenehme Dämmerung schwebte. O ja, diese Welt auf der Erde lag unter Wasser.
    Weiter unten waren die Dinge ebenso dunkel und amorph, wie sie auf dem Schirm ausgesehen hatten. Bis auf die schmalen Lichtkegel der offenbar sehr starken Kopflampen der anderen beiden Männer. Nirgal folgte über und hinter ihnen und hatte so die beste Sicht. Das Wasser in der Themsemündung war kühl, Nirgal schätzte etwa 285 K, aber nur sehr wenig davon sickerte durch Manschetten und Kapuze. Außerdem war das im Anzug eingeschlossene Wasser durch seine Anstrengungen bald so heiß, daß seine kühlen Hände und Gesicht (und die linken Rippen) ihn immerhin vor Überhitzung bewahrten.
    Die beiden Lichtkegel schössen hierhin und dahin, wenn sich die beiden Taucher umschauten. Sie schwammen längs einer schmalen Straße. Den Anblick der Häuser und Bordsteine, der Bürgersteige und Straßen ließ das trübe Wasser so unheimlich erscheinen wie den Nebel an der Oberfläche.
    Dann schwebten sie vor einem dreistöckigen Backsteinhaus, das den engen dreieckigen Platz füllte, der an eine spitzwinklige Straßenkreuzung grenzte. Kev machte Nirgal ein Zeichen, draußen zu bleiben, was dieser gerne tat. Der andere Taucher hatte ein Kabel gehalten, das so dünn war, daß man es kaum sehen konnte. Nun schwamm er in einen Torweg und zog es hinter sich her. Dann machte er sich daran, einen kleinen Flaschenzug an dem Torweg anzubringen und das Kabel hindurchzufädeln. Die Zeit verging. Nirgal schwamm langsam um das keilförmige Gebäude und schaute in Büros, leere Zimmer und Wohnungen. Einige Möbel schwammen an der Decke. Eine Bewegung in einem dieser Räume ließ ihn zurückschrecken. Er fürchtete das Kabel; aber das war auf der anderen Seite des Hauses. Etwas Wasser drang in sein Mundstück, und er schluckte, um es zu beseitigen. Es schmeckte nach Salz, Schlamm und Pflanzen und noch etwas Unangenehmem. Er schwamm weiter.
    Hinten am Torweg bemühten sich Kev und der andere Mann, einen kleinen metallenen Safe durch die Tür zu zerren. Als er frei war, ruderten sie in eine aufrechte Position und

Weitere Kostenlose Bücher