Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
feucht aus dem grünlichbraunen Wasser auf. »Das ist Minster, oder was davon übrig geblieben ist. Das war das einzige höhere Landstück auf der Insel. Sheerness liegt da drüben. Man kann erkennen, wo sich das Wasser ganz darüber ergossen hat.«
    Unter der niedrigen Decke strömenden Nebels sah Nirgal etwas, das wie ein Riff schäumenden Brandungswassers aussah, das in jede Richtung gleichzeitig spritzte, schwarz unter der weißen Gischt. »Ist das Sheerness?«
    »O ja.«
    »Sind alle nach Minster umgezogen?«
    »Oder woanders hin. Die meisten. In Sheerness gibt es sehr sture Leute.«
    Dann war der Kapitän voll damit beschäftigt, das Boot durch die überschwemmte Küstenfront von Minster zu bringen. Wo die Linie der Dachfirste aus den Wellen auftauchte, war ein großes Gebäude, von dem das Dach und die zum Meer gewandte Mauer entfernt worden waren. Es fungierte jetzt als kleiner Hafen. Die drei verbliebenen Wände bargen ein Wasserbecken, und die oberen Stockwerke dahinter dienten als Dock. Drei weitere Fischerboote hatten dort festgemacht; und als sie hineintrieben, schauten einige Männer darauf hoch und winkten.
    »Wer ist das?« fragte einer von ihnen, als Bly sein Boot ins Dock lenkte.
    »Ein Marsianer. Wir suchen die asiatische Lady, die in Sheerness vorige Woche geholfen hat. Habt ihr sie gesehen?«
    »In letzter Zeit nicht. Das ist schon einige Monate her. Ich hörte, daß sie nach Southend hinübergekreuzt ist. Unten in dem Sub wird man es wissen.«
    Bly nickte und sagte zu Nirgal: »Wollen Sie sich Minster ansehen?«
    Nirgal runzelte die Stirn. »Ich möchte lieber Leute finden, die möglicherweise wissen, wo sie ist.«
    »Na ja.«
    Bly lenkte das Boot rückwärts aus der Bucht und wendete. Nirgal schaute auf die mit Brettern vernagelten Fenster, schmutziges Wasser, die Schränke an einer Bürowand und einige an einen Balken geheftete Notizen. Als sie über den ertrunkenen Teil von Minster tuckerten, ergriff Bly ein Radiomikrophon an einer Spiralschnur und drückte auf Knöpfe. Er führte einige kurze Gespräche, denen Nirgal kaum folgen konnte: »Ah, Jack!« und dergleichen. Die Antworten kamen alle aus explosiver Statik.
    »Wir werden es dann mit Sheerness versuchen. Die Flut ist günstig.«
    Und so fuhren sie direkt in das Weißwasser und die über der versunkenen Stadt schäumende Gischt, wobei sie sich sehr vorsichtig nach den Straßen richteten. Inmitten der Brandung war das Wasser dort ruhiger. Kamine und Telefonmasten ragten aus der grauen Flüssigkeit; und Nirgal erwischte gelegentlich Blicke auf die Häuser und Gebäude darunter. Aber das Wasser war oben so von Schaum bedeckt und in der Tiefe so trübe, daß nur sehr wenig zu sehen war. Ein schräges Dach, ein kurzer Blick in eine Straße und das blinde Fenster eines Hauses.
    Auf der anderen Seite der Stadt war ein Schwimmdock an einem aus der Brandung herausragenden Betonpfeiler verankert. »Dies ist das alte Dock für die Fähren. Man hat eine Sektion abgeschnitten und geflutet; und jetzt haben sie die Fährbüros unten ausgepumpt und wieder besetzt.«
    »Wieder besetzt?«
    »Sie werden schon sehen.«
    Bly sprang von dem schwankenden Schanzdeck auf das Dock und hielt eine Hand hin, um Nirgal herüber zu helfen. Trotzdem stieß Nirgal sich das Knie, als er festen Boden suchte.
    »Los, Spinnenmann! Wir gehen nach unten.«
    Der Betonpfeiler, an dem das Dock verankert war, reichte bis auf Brusthöhe. Er war hohl, und eine metallene Leiter war innen angenietet. Elektrische Glühbirnen hingen in Fassungen an einem mit Gummi isolierten Draht, der um einen Pfosten der Leiter gewickelt war. Der Betonzylinder endete ungefähr drei Meter weiter unten, aber die Leiter führte weiter in eine große Kammer, warm, feucht und fischig, die vom Geräusch mehrerer Generatoren in einem anderen Raum oder Gebäude summte. Wände, Fußboden, Decken und Fenster des Gebäudes waren alle mit etwas bedeckt, das wie eine Folie aus klarem Kunststoff aussah. Sie befanden sich im Innern einer Blase aus irgendeinen durchsichtigem Material. Außerhalb der Blase war schmutzigbraunes Wasser, das wie Spülwasser in einem Ausguß blubberte.
    Nirgals Gesicht zeigte ohne Zweifel seine Überraschung. Bly, der bei dem Anblick kurz lächelte, sagte: »Das war ein gutes, festes Gebäude. Das, was man Folienfels nennen könnte, ist so etwas wie die Stoffe, aus denen die Kuppeln bestehen, die Sie auf dem Mars benutzen, nur härtet es aus. Die Leute haben eine ganze Anzahl von

Weitere Kostenlose Bücher